Das Böse in dir
vollführte ebenfalls eine leichte Verbeugung, allerdings nicht annähernd so elegant.
»Wir haben Ihre Vorstellung sehr genossen«, meldete sich Black zu Wort. »Ich hatte schon einige Male das Vergnügen, Ihr Land zu besuchen. Es ist wirklich ausgesprochen interessant. Ich plane, bald wieder hinzureisen.« Er bedachte mich mit einem vielsagenden Blick, um mich darauf hinzuweisen, dass ich mit von der Partie sein würde, mit oder ohne Pistole.
Die Hes plauderten kurz mit Black über die Provinzen, in denen er gewesen war, und was er dort besichtigt hatte. Doch während des ganzen Gesprächs wanderte Mrs Hes Blick immer wieder zu mir, als ahne sie, dass ich ihr etwas verschwieg. Ich versuchte es zwar mit einem aufmunternden Lächeln, glaube aber nicht, dass es eine durchschlagende Wirkung hatte. Als wir gingen, verbeugten sie sich noch einmal. Ich wartete, bis wir wieder draußen an der frischen Luft und im hellen Sonnenschein waren, bevor ich das Wort ergriff.
»Sie ist es ganz sicher, Black. Das sagt mir mein Bauch. Li He ist unser Opfer.«
»Hoffentlich nicht. Möchtest du diese Madame Khur-Vay suchen und herausfinden, ob sie etwas weiß?«
»Ja, am besten erledigen wir das gleich, wenn wir schon einmal hier sind. Ich habe den Verdacht, dass diese Armbänder ein wichtiger Hinweis sind. Vielleicht kann Khur-Vay uns ja erklären, was sie mit dem Mord an Mikey zu tun haben.«
Mein Name ist Trouble
Berauscht von der Macht, die er so mühelos auf seine Umgebung ausübte, machte Tee sich wie ein Besessener daran, im Internet nach Techniken der Manipulation und Gehirnwäsche zu suchen. Erwartungsgemäß stieß er auf jede Menge spannende Seiten, die sich seinem neuen Lieblingsthema widmeten. Fasziniert von den aufregenden Informationen, recherchierte er zuerst zum Thema Hypnose und stellte erfreut fest, dass es viele Seiten mit Anleitungen gab, welche die Prozedur Wort für Wort beschrieben. Besonders interessierte er sich für Methoden, um das Denken anderer Menschen zu beeinflussen, denn darauf kam es ihm hauptsächlich an. Es war wirklich ein Kinderspiel. Und hinzu kam, dass ihm ein ganzer Stall armer Irrer als Versuchskaninchen zur Verfügung stand.
So wurden die Tage zu Monaten, in denen er weiter vorgab, den Tod seiner Mom noch nicht verkraftet zu haben, damit er bleiben konnte, anstatt nach Hause zurückkehren zu müssen. Am liebsten wollte er gar nicht mehr nach Hause. Und so büffelte er wie ein Wilder und lernte alles auswendig, was ihm in Sachen Psychohypnose, Psychiatrie und Gehirnwäsche in die Finger kam. Es war ein Traum, eine echte Herausforderung. Die größte seit Langem, ja, eigentlich in seinem ganzen Leben. Außerdem gelang es ihm, die Ärzte auszutricksen. Sie waren hingerissen von ihm. Er war ihr Musterschüler. Tee hätte Luftsprünge machen können.
Alles klappte wie am Schnürchen. Die Ärzte waren ja so leichtgläubig und liehen ihm gern ihre Fachbücher und Aufzeichnungen. Sie setzten sich sogar mit ihm zusammen, um Theorien, Behandlungsmethoden und Gefahren zu erörtern, wobei ihn Letztere besonders fesselten. Sie lobten ihn, er sei ein sehr guter Schüler, doch das war ihm ja nicht unbedingt neu, denn das Auswendiglernen fiel ihm noch immer ausgesprochen leicht. Wenn er etwas einmal gelesen hatte, prägte es sich für immer in sein Gedächtnis ein. Und dass er Charisma hatte, brauchte ihm niemand eigens zu bestätigen. Die Menschen fühlten sich von ihm angezogen wie Fliegen, was eigentlich ein passender Vergleich war, denn er würde sie in seinem Netz fangen, daran bestand kein Zweifel. Sein großer Plan würde aufgehen.
Nach einer Weile beschloss er, einige andere Jugendliche in ein Programm einzubeziehen. Er hatte bereits zwei Freundinnen, und zwar gleichzeitig. Eine benutzte in der Klinik den Namen Blossom, und er hatte vor Kurzem herausgefunden, dass sie eine Halbschwester von Lotus und Yang Wei war. Die andere hieß Orchid, eine scharfe Braut mit echt tollen Titten. Keine der zwei schien es zu stören, dass er mit ihnen beiden ging; offenbar genügte es ihnen, dass der beliebteste Junge der Schule etwas von ihnen wollte. Und natürlich hatte er auch noch Buddy. Die drei waren Tee treu ergeben und folgten ihm auf Schritt und Tritt wie ein Welpentrio.
Aber Tee brauchte weitere Versuchskaninchen, denn er wusste, dass er noch an seiner Technik feilen musste. Und der beste Weg dazu war, einen neuen, exklusiven Geheimclub zu gründen, in den man nur auf Einladung aufgenommen wurde.
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