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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Grasrauchen wirklich zu einer Kunstform entwickelt, und er brauchte nicht lange, um high zu werden. Tee hatte den kleinen Entlüftungsventilator in der Fensterscheibe auf rückwärts gestellt, sodass der Geruch des Marihuanas restlos nach draußen gepustet wurde. Da er ein solcher Musterpatient war, schauten die Nachtschwestern ohnehin kaum noch nach ihm. Er hatte die meisten von ihnen ausgetrickst.
    »Okay, Jeff. Fangen wir an?«
    »Ja, es geht mir echt prima.«
    Tee ging zur Tür. Sie war bereits abgeschlossen, draußen war alles still.
    Er schaltete die Deckenbeleuchtung ab. Dann setzte er sich auf die Bettkante, und griff nach dem Blinklicht, das er bestellt hatte, nachdem er im Internet darauf gestoßen war. Das www. war wirklich eine der besten Erfindungen der Welt. Natürlich waren einige der Seiten, die er besucht hatte, nichts als Betrug und gehörten Möchtegernpsychiatern und ähnlichen Gestalten. Aber viele Seiten waren seriös und basierten auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Er hatte sogar Ausbildungsvideos und DVDs gefunden, die einem beibrachten, andere Menschen zu hypnotisieren.
    Zum letzten Geburtstag hatte er von seinem Dad eine eigene Kreditkarte geschenkt bekommen. Und, was noch besser war, Dad bezahlte vor lauter schlechtem Gewissen, weil sein Sohn so viele Familientragödien hatte miterleben müssen, weiter die Klinikrechnungen. Pünktlich wie die Uhr erschien er jeden Sonntag, um Tee zu besuchen, und brachte alle seine Geschwister mit. Doch Tee hatte inzwischen festgestellt, dass er nicht die geringste Lust hatte, nach Hause zurückzukehren und mit ihnen zusammenzuleben. Hier hatte er seinen eigenen kleinen Spielplatz mit jeder Menge Spielgefährten, die ihm aufs Wort gehorchten. Nun begann Tee, wie er es in der letzten DVD gesehen hatte. »Okay, Jeff«, sagte er. »Ich möchte, dass du genau in das Blinklicht schaust, nachdem ich die Lampen ausgeknipst habe.«
    »Wird gemacht, Tee.«
    In Jeffs Akte stand, dass er leicht zu beeinflussen war, weshalb Tee ziemlich große Hoffnungen in ihn setzte. Vielleicht würde Jeff ihm ja den lange erwarteten Durchbruch liefern. Die bisherigen Versuche in Sachen posthypnotische Suggestion hatten Tee nämlich enttäuscht, denn sie waren gescheitert. Bei Jeff und unterstützt vom Marihuana, würde er vielleicht Glück haben.
    »Bleib liegen und entspann dich, Jeff.«
    »Entspannter als jetzt geht es gar nicht, Mann.« Jeff kicherte wie ein Mädchen.
    »Also gut, dann los. Vergiss nicht, immer in die Lichter zu schauen. Richte die Augen darauf. Nicht blinzeln und die Augen auch nicht zumachen.«
    »Schon kapiert, Mann.«
    Tee streckte die Hand nach der Nachttischlampe neben sich aus und löschte sie. Dann drückte er auf den Knopf des Blinklichts. Als er Jeffs Gesicht im flackernden Lichtschein betrachtete, stellte er fest, dass seine Pupillen geweitet waren. Jeff war stoned, das sah ja ein Blinder. Also blieb Tee einfach abwartend sitzen. Kurz darauf kippte Jeff endgültig weg, und ihm fielen die Augen zu.
    Nach etwa einer Minute schaltete Tee das Blinklicht ab, verharrte in der Finsternis und hoffte, dass es diesmal endlich klappen würde. »Jeff, kannst du mich hören?«, fragte er schließlich.
    »Hmmm.«
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.«
    »Wo bist du?«
    »Nirgendwo.«
    »Schau dich um und such dir einen Ort, wo du hingehen kannst. Einen, der für dich eine Bedeutung hat.«
    Jeff lag weiter schweigend da.
    Tee verzog das Gesicht. »Wo bist du jetzt?«
    »In der Scheune.«
    »Welcher Scheune?«
    »Der Scheune eben.«
    »Warum bist du dort?«
    »Weil mir dort nichts passieren kann.«
    »Wie alt bist du?«
    »Neun.«
    Tee fuhr hoch. Aufregung stieg in ihm auf, bis hinein in seinen Kopf, sodass ihm beinahe schwindelig wurde. Er hatte den Jungen in seine Kindheit zurückversetzt, mein Gott. Sogar, ohne es bewusst zu versuchen. Mann, das würde ein wirklicher Durchbruch werden.
    »Und was machst du in der Scheune?«
    »Ich kauere hinter einem Heuballen, um mich zu verstecken.«
    »Bist du allein?«
    »Ja. Die anderen sind im Haus.«
    »Und was machen die da?«
    »Gras rauchen.«
    Daher hatte Jeff also seine Schwäche für Drogen, dachte Tee, ganz zu schweigen von der gekonnten Anwendung. »Das gefällt dir sicher gar nicht.«
    »Nein. Sie zwingen mich mitzurauchen, und dann muss ich Sachen tun, die ich nicht will.«
    »Wer zwingt dich?«
    »Meine Mom und ihr Freund Jazz.«
    »Was musst du denn tun?«
    »Sie anfassen. Mit ihnen ins Bett gehen. Das mag ich

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