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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Welchem Ereignis verdanke ich das Vergnügen? Und das mit dem Vergnügen meine ich ernst. Mit diesem großen Polizeilogo auf dem T-Shirt siehst du übrigens verdammt sexy aus.«
    »Selten so gelacht.«
    Wir sahen einander abwartend an.
    »Also willkommen in meinem bescheidenen Zuhause. Was kann ich für dich tun? Oder ist es nur ein Freundschaftsbesuch?«
    Rasch stellte ich fest, dass ich darauf keine Antwort hatte. Deshalb erfand ich eine. »Ich war gerade in der Gegend und dachte, ich schaue mal nach Lizzie.«
    McKay lachte auf. »In der Gegend? Was hast du denn hier gemacht? Jagd auf Waschbären?«
    Natürlich hatte er recht. Hier draußen in der Einöde gab es nicht viel außer dichtem Wald, wilden Tieren und Joe McKay, den man hin und wieder auch als wildes Tier bezeichnen konnte.
    »Danke, McKay, du kannst einem Menschen das Gefühl vermitteln, dass er hier unerwünscht ist.«
    »Au contraire.«
    Au contraire? »Seit wann wirfst du denn mit Fremdwörtern um dich, McKay?«
    »Ich wollte dir zeigen, wie weltmännisch ich bin. Das habe ich beim Landgang in Marseille gelernt.« Er grinste. »Was hältst du von einem kalten Bier?«, fügte er hinzu.
    »Ich kann nicht. Ich bin im Dienst.«
    »Also ist es doch ein offizieller Besuch?«
    »Nein.« Ich sah mich um und dachte an den Schnee, die Verfolgungsjagd über die Felder und all die schrecklichen Ereignisse in den Tagen danach. »Offen gestanden weiß ich nicht, warum ich hier bin. Ich bin einfach an deinem Briefkasten abgebogen und habe beschlossen weiterzufahren.«
    McKay musterte mich zweifelnd und runzelte die Stirn. »Das passt irgendwie nicht zu dir, Claire.«
    Ein wenig beklommen beschloss ich, das Thema zu wechseln. »Nette Farbe, dein Haus. Aber ein bisschen ungewöhnlich.«
    »Ich wollte, dass es zu deinen Augen passt.«
    »Das ist plumpe Anmache, McKay.«
    »Schon gut, das ist bei mir meistens so.«
    Wir lachten. »Wie geht es Lizzie?«, erkundigte ich mich. »Ich denke oft an sie.«
    »Nun, komm und sieh selbst. Sie spricht mit jedem Tag mehr und wiederholt ständig, dass sie deinen Hund besuchen will. Den alten Jules Verne. Sie hat sich sogar den Namen gemerkt. Ich glaube, ich muss einen eigenen Hund für sie anschaffen.«
    »Hey, das ist ja spitze, Joe.«
    »Ja, ich glaube, sie ist auf dem Weg der Besserung. Sie wird sogar richtig redselig. Komm, setz dich auf meine neuen Gartenstühle. Ich habe die ganze Garnitur bei Lowe’s für zweihundert im Sonderangebot gekriegt. Der Schirm war nicht dabei.«
    Gehorsam machte ich es mir auf den rot-grün geblümten, bequem gepolsterten Stühlen gemütlich. McKay griff in eine mit Eiswürfeln gefüllte Kühlbox und holte eine Flasche Corona heraus. Dann förderte er eine Pepsi zutage und reichte sie mir. Ich nahm die Dose, öffnete sie und trank einen großen Schluck. Sie schmeckte köstlich und weckte meine Lebensgeister wieder ein wenig. Ich beobachtete, wie Lizzie zu ihrem Daddy hinüberging. Er gab ihr auch eine Pepsi, und ich sah ihr beim Trinken zu. Sie umfasste die Dose mit beiden Händen, ohne etwas zu verschütten. Dann betrachtete sie mich über den Rand der Dose hinweg, reagierte allerdings nicht.
    »Sag Hallo zu Claire, Lizzie. Du weißt doch noch, wer sie ist, oder?«
    »Hallo. Wo ist denn Jules?« Sie betrachtete mich, als hätte ich den Hund in meiner Handtasche versteckt.
    »Tut mir leid, Kleines, den habe ich zu Hause gelassen. Aber du kannst ihn bald besuchen, okay?«
    Das Kind lächelte sogar. »Okay.«
    »Siehst du, was ich meine, Claire? Also wird doch alles wieder gut.« Mit einem stolzen Lächeln hob McKay das kleine Mädchen auf seinen Schoß. Ich stellte fest, dass das Sonnenlicht Muster auf sein Gesicht und Lizzies blondes Haar malte. Und im nächsten Moment verwandelte sich das Kind vor meinem geistigen Auge in Zach. Der heftige Schmerz, der auf mich einstürmte, brachte mich beinahe zum Taumeln. Was war nur los mit mir?
    »Was hast du?«, fragte McKay, der ein ziemlich aufmerksamer Mensch ist. Er musterte mich eindringlich.
    Ich biss die Zähne zusammen, ließ den Blick über die Weiden schweifen und versuchte, mich zusammenzunehmen. »Es ist so friedlich hier. Hast du noch immer vor, deine Zelte abzubrechen und nach Springfield zu ziehen?«
    Er nickte und schaute in dieselbe Richtung wie ich. »Nächste Woche stehen die Verträge für das viktorianische Haus. Ich habe einfach zugegriffen. Doch dieses Haus werde ich behalten. Ich bin hier aufgewachsen. Hier habe ich meine Wurzeln. Und

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