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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Konflikt geriet. Sie sah den Mann an, der hinter mir stand, wer immer der Kerl auch sein mochte. »Yang-Wei«, sagte sie. »Sie ist in Ordnung. Ich kenne sie. Sie ist Polizistin.«
    Mein höflicher Bewacher kam in Sicht und zeigte mir seine ziemlich bedrohlich wirkende Waffe. Meine Pistole hielt er in der anderen Hand. »Sie werden mich nicht erschießen oder verhaften, wenn ich sie Ihnen zurückgebe, oder?«
    Selten so gelacht, du Scherzkeks. »Ich werde mir Mühe geben, mich zu mäßigen, aber es wird nicht leicht sein.«
    Mit einem schüchternen Grinsen trat er vor und reichte mir meine Pistole. Ich stellte fest, dass er Asiat war. Außerdem war er ziemlich groß und mager und trug sein langes schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Damit meine ich keinen tief im Nacken sitzenden wie bei einem Hippie, sondern hoch oben am Kopf von einem Gummiband zusammengehalten, was mich an ein Vorschulkind erinnerte. Allerdings fehlte die rosa Schleife.
    »Vielen Dank, Yang Wei«, sagte ich, was von Herzen kam. Schließlich hätte er mich erst über den Haufen schießen und dann die Fragen stellen können. So gehen nämlich die meisten meiner Gegner vor. Mit Ausnahme von Young und Collins oder wer auch immer von Oak Haven aus Leute umbrachte. Die hätten vermutlich dafür gesorgt, dass ich mich selbst erschoss.
    »Gern geschehen.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. »Wie haben Sie mich gefunden?«, erkundigte Khur-Vay sich schließlich.
    »Ich habe ein Händchen für diese Dinge.«
    »Offenbar. Ich dachte, ich wäre hier in Sicherheit.«
    »Sicherheit?«
    Die zweite Frau hatte bis jetzt kein Wort von sich gegeben. Als sie nun aufstand, beleuchteten die blinkenden Lämpchen ihr Gesicht. Ich bemerkte, dass sie weinte. Und ich stellte fest, dass ich Li He vor mir hatte.
    Vermutlich hatte Khur-Vay meine völlig entgeisterte Miene bemerkt, denn sie meinte: »Ja, das ist Li He. Sie war die ganze Zeit bei mir.«
    »Ich habe Sie gesucht, Li He«, erwiderte ich. »Genauso wie Ihre Eltern, die Polizei von Springfield und noch viele andere Leute.« So ärgerlich ich es auch fand, dass sie sich hier draußen versteckt hatte, war ich gleichzeitig erleichtert. Immerhin konnte ich mich nun mit eigenen Augen vergewissern, dass sie nicht das verkohlte Opfer in dem schrecklichen Ofen war. Nein, nun war sie eine wichtige Zeugin, an die ich jede Menge Fragen hatte.
    »Setzen Sie sich, Detective«, forderte Khur-Vay mich auf. »Ich schenke Ihnen ein Glas Limonade ein, und dann erkläre ich Ihnen, warum ich Li He hier bei mir aufgenommen habe.«
    »Das klingt wie ein Plan.« Nach einem Blick auf Yang Wei steckte ich die Glock zurück ins Halfter und nahm bei den beiden Frauen am Tisch Platz, während Yang Wei wieder in der Nacht verschwand, vermutlich um weitere Polizisten abzufangen, die möglicherweise hier herumlungerten. Er bewegte sich ziemlich lautlos, das musste ich ihm lassen. Normalerweise gelang es Menschen nicht so einfach, sich an mich anzuschleichen. Ein Glück, dass er auf meiner Seite war, wie immer die auch aussehen mochte.
    »Eigentlich bin ich froh, dass Sie hier sind«, fuhr Khur-Vay fort. »Ich fand es schrecklich, Sie im Studio anlügen zu müssen. Was ich Ihnen jetzt sage, ist streng vertraulich. Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Falsch. Wenn ich ermittle, ist nichts vertraulich, außer ich beschließe, es so zu halten.«
    »Ich denke, Sie werden mir zustimmen, nachdem Sie meine Geschichte gehört haben.«
    Li He schluchzte immer weiter. Ich fragte mich nach dem Grund, hatte aber das Gefühl, dass ich ihn bald erfahren würde.
    Khur-Vay machte sich am Tisch zu schaffen, schenkte mir Limonade ein und füllte ihr Glas und das von Li He nach. Dann schob sie, ganz Gastgeberin, einen Plätzchenteller zu mir hinüber. »Bedienen Sie sich.«
    Da ich ein höflicher Mensch bin und obendrein, dem Tod knapp von der Schippe gesprungen, ein wenig Hunger hatte, nahm ich eines. »Okay, dann raus mit der Sprache, Khur-Vay, oder soll ich Sie lieber Sharon nennen? Warum haben Sie mich angelogen und warum versteckt sich Li He hier draußen?«
    »Sie versteckt sich, weil sie nicht zurück nach Peking will. Yang Wei und ich helfen ihr, den chinesischen Behörden aus dem Weg zu gehen. Irgendwann werden sie sie suchen kommen, nämlich wenn ihnen klar wird, dass sie nicht zurückkehrt.«
    »Und das tun Sie weshalb?«
    »Yang Wei ist Chinese und hat sich vor vielen Jahren bei einem Basketball-Austauschprogramm abgesetzt. Nun

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