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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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umrunden und das Haus auf diesem Weg erreichen können, weshalb sich mir der Zweck von Fatimas Tor nicht erschloss. Allerdings hatte ich keine Lust zu riskieren, dass meine ehrenwerten Kollegen von der Polizei von Ozark mich wegen Hausfriedensbruchs ins Kittchen steckten, und parkte meinen Explorer deshalb am Straßenrand. Ich sah, dass im Haus am Ende der Auffahrt, etwa fünfzig Meter weiter den Hügel hinauf, Licht brannte. Es sah aus wie eine kleine Ranch, umgeben von einem Hain hoher Nadelbäume. Vor dem Haus standen zwei Autos.
    Ich stieg aus, schloss den Wagen auf und watete durch das hohe Gras am Straßenrand. Da ich seit Kurzem stets mit Schusswaffengebrauch rechnete, zögerte ich und überlegte, ob ich Verstärkung anfordern sollte. Aber wozu? Ich war bewaffnet, und Sharon Richmond machte auf mich nicht den Eindruck einer gefährlichen Zeitgenossin, die eine Pistole zücken und mich abknallen würde. Außerdem hatte ich inzwischen einen Riecher für solche Leute. Ich wollte ihr doch nur einen Freundschaftsbesuch abstatten. Schließlich hatte sie mir selbst gesagt, ich solle sie anrufen, wenn ich lernen wollte, Black mit meinem Bauch zu verführen. Also, hey, vielleicht wollte ich ja nur einen Bauchtanzkurs belegen und konnte vor lauter Feuereifer nicht warten, bis sie ihren Laden wieder öffnete.
    In einem anderen Szenario, das sich nicht so sehr an einem Micky-Mouse-Idyll orientierte, hatte sie jedoch womöglich eine ganze Horde von Ärzten à la Jekyll und Hyde zu grünem Tee und Pfirsich-Teigtaschen eingeladen, weshalb ich, nur für alle Fälle, die Glock aus dem Schulterhalfter nahm. Mit der schweren Waffe in der rechten Hand fühlte sich die Sache schon viel angenehmer an.
    Der Fußmarsch zum Haus dauerte einige Minuten, hauptsächlich deshalb, weil ich keine Aufmerksamkeit erregen wollte und im dichten Gebüsch Ausschau nach Meuchelmördern hielt. Die Auffahrt war länger, als es von der Straße aus den Anschein hatte. Nichts regte sich in der dunklen Nacht. Nur gefühlte eine Million Grillen veranstalteten im Gebüsch ein Konzert und trainierten ihre Hinterbeine. Doch im Geäst der Bäume war kein Vogel zu hören. Vermutlich machten sie alle Urlaub in Fort Lauderdale. Vor dem Haus parkten zwei Autos, ein älterer, ziemlich verbeulter olivgrüner Dodge-Kombi und ein neuerer weißer Concorde. Ich bekam das Bedürfnis, den Schwarzen Mann, dem ich normalerweise um diese Uhrzeit begegnete, mit erhobener Waffe zu empfangen. Kein gutes Zeichen. Allerdings empfing ich keine meiner üblichen Gefahrenwarnungen, bei denen ich es so richtig mit der Angst zu tun bekomme. Ich hatte gelernt, stets meinen Instinkten zu vertrauen. Bis jetzt hatten sie mir gute Dienste geleistet. Schließlich war ich noch am Leben, richtig?
    Ich näherte mich der Vortreppe, nicht verstohlen, allerdings auch nicht begleitet vom Getrampel beschlagener Stiefel. Dort blieb ich stehen und betrachtete das Haus. Die Fenster, die nach vorne hinausgingen, waren zwar einladend gelb beleuchtet, wurden jedoch von Jalousien mit senkrechten Lamellen verdeckt, sodass ich nicht sehen konnte, wer sich dahinter verbarg. Ich öffnete die Fliegengittertür und klopfte leise mit dem Fingerknöchel an. Es war seltsam totenstill. Aus dem Haus war kein Geräusch zu hören, und es kam auch niemand an die Tür. Also ging ich die Stufen wieder hinunter und berührte die Motorhaube des Kombis mit der Handfläche. Sie war kühl. Ebenso wie die des Concordes.
    Eine Brise fuhr, offenbar auf der Suche nach den verschollenen Vögeln, durch die obersten Äste der Bäume rings um das Haus. Es roch nach Regen, und die Luft wurde nach dem sehr heißen Tag plötzlich kühler. Im nächsten Moment hörte ich, wie, durch Wind und Grillenradau, Stimmen zu mir hinüber wehten. Gut, offenbar war jemand im Garten und tat dort das eine oder andere. Und dieses eine oder andere war es, für das ich mich ganz besonders interessierte. Die Glock neben meinem rechten Oberschenkel auf den Boden gerichtet, pirschte ich mich um die Ecke. Nicht, dass ich annahm, die zierliche, kleine Khur-Vay würde mich mit Kastagnetten angreifen oder mich mit ihren durchsichtigen Tüchern fesseln. Allerdings hätte Sharon Richmond, ihr alter ego, beschließen können, mich mit einem scharfkantigen, glänzenden Gegenstand zu attackieren und ihn mir, gar kein Spaß, in die Brust zu rammen.
    Noch mehr wucherndes Gestüpp säumte die Seite des Hauses, und ich musste mich durch hohe Unkräuter kämpfen, die

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