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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Allerdings schien ihn Tees Reaktion ein wenig zu überraschen, und offenbar freute er sich darüber.
    »Das habe ich schon gehört«, entgegnete Tee.
    »Sie sind nicht schockiert wie die anderen Ärzte?«
    »Nicht wirklich.«
    »Dann haben Sie offenbar andere Pläne.«
    »Ja, in der Tat. Möchten Sie mir helfen?«
    Thomas musterte ihn mit wachen großen blauen Augen. In den Berichten stand, sein Haar sei blondiert gewesen, als er sich als Frau kostümiert hatte. Aber inzwischen war es dunkelbraun, der Kurzhaarschnitt offenbar Werk des Krankenhauspersonals. Er verhielt sich sehr still und zurückhaltend und schien äußerst interessiert an dem, was Tee ihm zu sagen hatte.
    »Vielleicht. Was kann ich tun?«, erwiderte Thomas nach einer geraumen Weile und einem Blick zur Gitterglasscheibe an der Tür.
    Auch Tee schaute zur Tür, obwohl er sich vergewissert hatte, dass der Raum weder mit Mikrofonen noch mit Kameras ausgestattet war. »Wir haben eine gemeinsame Freundin, Thomas«, meinte er dann.
    »Wirklich? Und wer könnte das sein?«
    »Claire Morgan, Sie kannten Sie als Annie Blue.«
    Die Worte verfehlten die Wirkung auf Thomas nicht. Der Mann versuchte zwar, seine Gefühle zu verbergen, allerdings vergeblich. Er senkte den Blick, und einige Minuten vergingen. »Sie kennen meine Annie?«, fragte Thomas schließlich.
    »In der Tat.«
    »Wie geht es ihr? Niemand erzählt mir etwas über sie.«
    »Oh, ausgezeichnet. Sie vermisst Sie. Das hat sie mir selbst gesagt.«
    Zum ersten Mal lächelte Thomas. »Vermutlich ist das eine Lüge.«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Warum sind Sie wirklich hier? Sie wollen doch sicher etwas von mir.«
    »Nein, ich halte den Zeitpunkt nur für gekommen, dass Sie Annie wiedersehen, mit ihr sprechen und ein wenig Zeit mit ihr verbringen. Meiner Ansicht nach ist das die Therapie, die Ihnen am meisten helfen wird. Natürlich sind Ihre übrigen Ärzte anderer Ansicht. Also muss es unter uns bleiben. Sicher verstehen Sie das.«
    Thomas betrachtete ihn und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Er war ziemlich muskulös und machte einen kräftigen Eindruck. »Die lassen mich hier nicht raus, um mich mit ihr zu treffen. Das ist das Letzte, was sie mir erlauben würden. Ich darf nicht einmal ein Foto von ihr in meinem Zimmer haben.« Er seufzte auf.
    »Sie werden es nicht erfahren«, erwiderte Tee. »Ich denke mir etwas aus, damit Sie hier rauskommen. Und dann verabreden wir uns, und ich bringe Sie zu ihr.«
    »Ich mache mir Sorgen um sie«, antwortete Thomas. »Sie hat einen gefährlichen Beruf.«
    »Ja, ich weiß. Ich verstehe, warum Sie sie bewundern. Sie ist eine tolle Frau.«
    »Was soll ich tun?«
    »Wenn Sie einfach nur das tun, was ich Ihnen sage, hole ich Sie hier raus, ohne dass es jemand bemerkt. Und dann verhelfe ich Ihnen zu einem Gespräch unter vier Augen mit Annie.«
    Thomas musterte ihn forschend. »Abgemacht, Doctor. Wann geht es los?«

Dreiundzwanzig
    Die kleine Miss Sharon, alias Khur-Vay, wohnte ganz weit draußen am Stadtrand von Ozark, Missouri. Viele Bäume und Hügel und schmale Teerstraßen, allerdings keine Straßenbeleuchtung. Nachdem ich die lange Fahrt hinter mich gebracht hatte, hoffte ich, dass sie auch zu Hause war. Doch ich hatte sie nicht anrufen wollen, um ihr nicht die Gelegenheit zu geben, ihre Sachen zu packen und zu verschwinden, bevor ich bei ihr läutete. Unterwegs telefonierte ich eine Weile mit Black, der vor Wut kochte, weil ich ohne ihn losgefahren war. Dass ich mich allein im dunklen Wald herumtrieb, gefiel ihm ebenso wenig, weshalb ich ihm Khur-Vays Adresse gab und ihm anbot, nachzukommen und mitzufeiern, falls er sich dann besser fühlen sollte. Er bejahte das mit Nachdruck und wies mich an, mein GPS einzuschalten, damit er mich finden konnte, und außerdem keine Anrufe von Unbekannten anzunehmen. Ich stimmte beiden Vorschlägen gerne zu. Telefonfreunde, ja, Telefonfeinde, nein. Nicht, dass ich die kleine Bauchtänzerin als besonders bedrohlich empfunden hätte, solange sie mich nicht mit einem kräftigen Hüftstoß k.o. schlug.
    Endlich stand ich vor der richtigen Briefkastennummer in Khur-Vays stockfinsterer und kurviger Straße. Sie war an einem nagelneuen, silbern blitzenden Briefkasten befestigt und reflektierte golden. Doch der phosphoreszierende Name fehlte. Der Zugang zur mit Kies bestreuten Auffahrt wurde zwar von einem verriegelten Tor versperrt, aber es war kein Zaun vorhanden. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich das Tor über die Wiese

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