Das Böse in dir
wurde?«
»Entweder hat sie so viele Tabletten genommen, dass sie fest genug schlief, um nicht davon aufzuwachen«, erklärte Black. »Oder die Dosis war tödlich und sie lebte bereits nicht mehr, als der Ofen ansprang.«
»Mein Gott, hoffentlich war sie schon tot«, antwortete Bud.
»Buckeye wird uns sagen, woran sie gestorben ist«, entgegnete ich. »Lass den Film ein Stück weiterlaufen, Bud. Wollen wir doch mal schauen, ob noch jemand aufkreuzt.«
Schweigend sahen wir den restlichen Film bis zu der Stelle an, als Bud und ich mit gezogenen Pistolen auf dem Bildschirm erschienen und die Küche untersuchten. Bud öffnete die Ofenklappe, und dann wichen wir beide zurück. Der Ausdruck auf unseren Gesichtern war beängstigend. Dann verschwanden wir so schnell wie möglich aus der Küche, und ich wurde wieder von einem Fluchtbedürfnis ergriffen. Es war so grausig und widerwärtig, dass ich es mit dem Verstand kaum erfassen konnte. Noch immer wollte es mir nicht in den Kopf, dass es wirklich geschehen war. Von so einem Fall hatte ich nie zuvor gehört, und mir waren schon viele ziemlich scheußliche Dinge zu Ohren gekommen.
»Gut, und wer hat jetzt die Zeitschaltuhr eingestellt?«, fragte ich.
»Das Mädchen?«, meinte Bud.
»Also hat sie Schlaftabletten oder eine Überdosis genommen und ist dann in einen Ofen gestiegen, um sich selbst zu braten«, ließ sich Black vernehmen. »Das ist doch Schwachsinn. Kein Mensch würde so etwas tun.«
Manchmal bringt Black die Dinge auf den Punkt. »Ja, ganz meine Ansicht. Ich glaube auch nicht, dass sie den Mut dazu gehabt hätte. Jemand anderer hat die Zeitschaltuhr eingestellt.«
»Kein Mensch, der noch bei Verstand ist, würde einfach in einen Ofen klettern. Als sie es getan hat, war sie hellwach.«
»Aber vielleicht war sie nicht bei klarem Verstand«, wandte ich ein. »Sie könnte auch Selbstmordabsichten gehabt haben.«
»Ich bin absolut sicher, dass keine Frau freiwillig auf diese Weise Selbstmord begehen würde«, beharrte Black. »Das ist völlig ausgeschlossen.«
Bud stand auf. »Das ist Mist, Nick, ein Mann auch nicht. So was ist einfach nur durchgeknallt.«
Black sah mich an. »Sie machte fast den Eindruck, als wäre sie hypnotisiert worden.«
Ich dachte darüber nach. Es klang plausibel.
»Da muss jemand aber ein verdammt guter Hypnotiseur sein, um ein hübsches junges Mädchen dazu zu kriegen, in einem Ofen ein Nickerchen zu halten, von dem es nicht mehr aufwacht.«
»Lasst uns die anderen Bänder anschauen«, meinte ich. »Mich interessiert, wer heute sonst noch dort war. Vielleicht haben wir den Mörder ja auf Video.«
Wir standen da und beobachteten, wie Bud die Aufnahmen aus den anderen Kameras abspielte, in der Hoffnung herauszufinden, wer die Zeitschaltuhr programmiert hatte und wann. Allerdings waren wir nicht in einem Disney-Film, sodass unser Wunsch nicht in Erfüllung ging. Niemand erschien. Keine Menschenseele. Nichts. Also Essig. Wir spulten die Bänder ein Stück weiter zurück. Die Gäste am Vorabend schienen alle in Ordnung zu sein. Familien mit Kindern, die zwischen ihren Tischen und den Videospielen in der Ecke hin und her liefen. Junge Pärchen, die nebeneinander auf der Bank saßen und nach Knoblauch riechende Küsse tauschten. Und ein paar Einzelpersonen, die sich allein eine einsame Salamipizza genehmigten.
»Bud, wir müssen jeden einzelnen Mitarbeiter und außerdem alle befragen, die wir anhand der Bänder identifizieren können.«
»Das habe ich fast befürchtet.«
Das Mädchen war noch einige Male auf dem Band zu sehen. Am gestrigen Abend war sie spät, also kurz vor Mitternacht, erschienen. Doch soweit wir feststellen konnten, hatte Mikey Murphy das Restaurant weder gestern noch heute betreten. Denn wenn er die ganze Zeit oben gewesen wäre, hätte er wie ein Gespenst aus dem Fenster fliegen müssen, um nicht ins Visier der vielen Überwachungskameras rings ums Gebäude zu geraten.
Als die Spurensicherung endlich unten fertig war, war es weit nach drei Uhr morgens. Black und ich gingen durch die Vordertür hinaus, wo der Geruch des Opfers, eine beißende und abscheuliche Erinnerung an das heutige Ereignis, noch schwer in der Luft lag. Da ich todmüde war, bat ich Black, nach Hause zu fahren. Im Moment riss mich mein Leben nicht unbedingt vom Hocker.
Leider würde der morgige Tag nicht besser werden. Black musste noch immer zu seinem Seminar in New York, was hieß, dass ich allein mit meiner Glock und meinen schauerlichen
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