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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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anderen Kinder hatten nach dem Zwischenfall im Grand Canyon nur noch die zweite Geige hinter dem Jungen und Destiny gespielt, genauso wie es sein sollte. Jetzt war er ganz obenauf. Sein Dad würde ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen, wirklich jeden. Das mit dem Selbstmord war einfach eine brillante Idee gewesen. Wahrscheinlich würde er noch jahrelang davon zehren können. Die Leute waren eben dämlich.
    Und dann auch noch die Schwestern hier, Mann, die waren echt scharf, wenigstens ein paar von ihnen. Insbesondere die eine mit den dicken Titten und den langen dunkelroten Haaren, die sie zu einem Knoten aufgesteckt trug. Allmählich kam er in ein Alter, in dem ihm auffiel, wie sich die Brüste der Schwestern unter den pastellfarbenen Kitteln abzeichneten. Oder wie die Beine von Frauen, die Röcke anhatten, unter dem Stoff verschwanden, bis sie irgendwo an einer geheimen weiblichen Körperstelle endeten. Und alle hatten solches Mitleid mit ihm. Sie verwöhnten ihn und drückten ihn an sich, wenn er weinte. Es war absolut spitze.
    Als er die Stimme seines Dad draußen auf dem Flur hörte, nahm er die Ohrstöpsel des iPod ab, versteckte das Gerät unter dem Kopfkissen und setzte seine Leichenbittermiene auf, ach, er konnte ja so kläglich und traurig schauen. Sein Dad musste dann normalerweise auch weinen. Der Trick funktionierte immer. Schließlich wollte er Aufmerksamkeit und Anteilnahme, und davon bekam er jetzt mehr als genug.
    Sein Dad stand dicht vor der Tür und sprach mit einem der Ärzte. Er sah zum Fürchten aus. Dunkle Augenringe, blasse, schlaffe Haut und neue Falten im Gesicht, die vorher nicht da gewesen waren. Der Sohn beschloss, ihn ein bisschen aufzumuntern. »Hallo Dad«, sagte er deshalb, als sein Vater ins Zimmer kam. »Schön, dass du da bist. Ich vermisse dich und meine Geschwister.«
    »Wie fühlst du dich, Sohn?«
    »Okay, glaube ich. Ein wenig besser.«
    Sein Dad nahm einen Stuhl und zog ihn ans Bett. Dann griff er nach der Hand seines Sohnes und berührte vorsichtig mit dem Finger den weißen Verband an seinem rechten Handgelenk. »Ich mache mir solche Sorgen um dich«, begann er. »Gott steh mir bei, ich fasse es einfach nicht, dass du versucht hast … dir wehzutun. Vergiss nicht, wie viel es gibt, für das es sich zu leben lohnt. Du bist etwas Besonderes, mein Sohn. Du hast noch eine große Zukunft vor dir. Daran musst du immer denken.«
    Der Junge senkte die Stimme und bemühte sich um einen niedergeschlagenen Tonfall. »Ich sehe nur ständig Mom vor mir … wie sie fällt …« Er hielt inne, als könne er nicht weitersprechen, und erschauderte theatralisch. Als sein Dad ihm die Hand tätschelte, sprach er weiter. »Ich konnte es nicht verhindern, Dad. Ich habe es versucht, aber es ging nicht.«
    »Das weiß ich, mein Sohn. Alle wissen das. Und wir wissen auch, dass du Destiny gerettet hast. Mach dir keine Vorwürfe wegen dem, was Mom getan hat. Ich hätte nicht weitergehen und dich und Mom zurücklassen dürfen. Oh, mein Gott, und das, nachdem du die arme kleine Lyla gefunden hast. Aber du hast das Baby gerettet, und dafür sind wir dir sehr dankbar. Gott sei Dank.«
    »Ja, Destiny wäre jetzt auch tot, wenn ich nicht bei Mom gewartet hätte.«
    Sie senkten beide den Blick, der Sohn in gespielter Trauer. Allerdings war er klug und aufmerksam und ahnte, dass sein Dad zögerte. Irgendetwas war hier im Busch, und zwar offenbar etwas Wichtiges. Er wartete ab und fragte sich, was es wohl sein mochte.
    Schließlich räusperte sich sein Dad. »Ich habe mit deinen Ärzten geredet, mein Sohn«, meinte er schließlich leise.
    »Ja?«
    »Sie sind sehr gut, weißt du. Und sie sagen, du müsstest eine Therapie machen, um mit deinen Erlebnissen zurechtzukommen. Du müsstest deine Trauer und den Verlust und das, was du dir antun wolltest, verarbeiten.«
    Da der Junge mit so etwas gerechnet hatte, nickte er. »Okay, ich brauche nur etwas Zeit, um mich daran zu gewöhnen, dass Mom nicht mehr da ist. Sie fehlt mir so. Ich vermisse es, mit ihr zu sprechen.« Er presste ein paar Tränen heraus und wischte sie unter großem Tamtam mit dem Saum des gestärkten weißen Krankenhauslakens weg.
    »Wein doch nicht, mein Junge. Es gibt da eine Klinik für Jugendliche in deinem Alter. Oak Haven. Die Ärzte wollen dich für eine Weile dorthin schicken, damit du dich mit Profis aussprechen kannst. Dann ist dein Leben bald wieder so wie früher.«
    O nein, damit, dass sie ihn in die Klapse steckten, hatte er nicht

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