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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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gerechnet. »Für wie lange?«
    »Das wissen sie nicht. Nicht lange, das verspreche ich dir. Das würde ich nicht aushalten. Doch ich finde es eine gute Idee, und es wird dir helfen, also werde ich meine Zustimmung geben. Sie sagen, es sei nur in deinem Interesse, und das ist für mich das Wichtigste. Im Moment wäre es nicht gut für dich, nach Hause zu kommen, denn deine Brüder und Schwestern sind noch sehr durcheinander.«
    »Aber ich will nach Hause, Dad.«
    »Ich weiß, doch ich muss auf die Ärzte hören. Schließlich verstehen sie etwas von ihrem Beruf. Es ist ja nur vorübergehend, Ehrenwort. Es ist eine stationäre Therapieeinrichtung, wo du auch weiter Schulstunden bekommst, damit du deinen Abschluss nicht versäumst. Es wird dir helfen, alles zu verkraften, was du durchgemacht hast.«
    Inzwischen liefen seinem Dad wieder Tränen über die Wangen. Der Junge wünschte, er würde sich zusammenreißen, anstatt hier herumzuheulen. Er war doch ein Mann, verdammt, und hätte ruhig ein bisschen mehr Mumm zeigen können. Viele Männer verloren Frau und Tochter. In letzter Zeit sah sein Dad wirklich alt aus. Außerdem rasierte er sich nicht mehr täglich, und seine Barthaare wurden allmählich weiß. Er machte den Eindruck, als würde er gleich einen Herzinfarkt kriegen.
    »Okay, Dad, wenn du möchtest, dass ich dorthin gehe, tue ich es. Mach dir keine Sorgen um mich. Du hast genug um die Ohren.«
    Erleichterung malte sich auf dem Gesicht seines Vaters. Herrje, er war ja so leicht durchschaubar. Allerdings wollte ihm das Lächeln nicht so recht gelingen. »In Oak Haven gibt es einen guten Fitnessraum, Tennisplätze, ein Schwimmbad und auch noch andere Freizeitmöglichkeiten«, sagte er. »Sicher gefällt es dir dort. Und die anderen Jugendlichen sind alle in deinem Alter.«
    »Klingt gut.«
    Offen gestanden tat es das wirklich; jedenfalls um einiges besser als zu Hause herumzuhängen, wo die anderen ständig herumquengelten, weil sie keine Mom mehr hatten, die sie abends ins Bett brachte. Vielleicht gab es in diesem Laden ja scharfe Mädchen, noch schärfer als die rothaarige Schwester, die ihn so gerne tröstete. Er wollte mit einem Mädchen Sex haben. Das hatte er noch nie getan und sich damit Zeit gelassen. Nun aber würde er einen Weg finden, und eine Psychoklinik schien ihm genau der richtige Ort dafür zu sein, ein Büffet toller Bräute, unter denen er nur auszusuchen brauchte.
    »Oak Haven ist nicht weit weg von zu Hause«, fügte sein Dad hinzu. »Also können wir dich oft besuchen.«
    »Wann muss ich hin?«
    »Sobald deine Verletzungen geheilt sind und du entlassen wirst. Ich fahre dich selbst.« Er legte die Hand auf die seines Sohnes. »Ich werde dich vermissen, doch es ist die beste Lösung, da bin ich ganz sicher.«
    Das war es bestimmt. Vielleicht würde er endlich wieder ein bisschen Spaß haben. In seiner Familie wollte niemand mehr etwas Lustiges unternehmen, seit seine Mom ihn dazu gezwungen hatte, sie umzubringen.

Fünf
    »Okay, ich habe die Bänder zurückgespult. Ich bin bereit«, verkündete Bud.
    Ich sah ihn an. »Das wird sicher kein Vergnügen.«
    Black lehnte schweigend an der Wand hinter Buds Bürostuhl. Er wusste, wie man sich unsichtbar machte. Vielleicht hatte er sich diesen Platz aber auch nur deshalb ausgesucht, damit er die Augen schließen konnte und nicht beobachten musste, wie das arme Mädchen geröstet wurde. Ob ich es auch damit versuchen sollte? Damit, dass ich die Augen schloss? Ich wünschte, das wäre möglich gewesen.
    »Dann beginnen wir mit der Kamera in der Küche«, sagte ich. »Fang am frühen Morgen an und spul dann vor, bis du etwas findest.«
    Bud hatte viel Erfahrung in diesen Dingen. Nun drückte er einen roten Knopf auf der Konsole, und schon wurden wir Zeugen eines Tags im Leben einer geschlossenen Pizzeria im Schnelldurchlauf. Das Band hatte keine Tonspur, und wir sahen zu, wie die Stunden verflogen. Es geschah überhaupt nichts – zumindest nicht bis zur Mittagszeit.
    »Hier haben wir sie!«, rief Bud aus.
    Er betätigte einen anderen Knopf, sodass der Film nun in Normalgeschwindigkeit ablief.
    Ich beobachtete, wie das Mädchen im Blickfeld der Kamera am Fuße der Treppe erschien. Woher sie kam, konnte ich nicht feststellen, vermutlich von oben, aber es war nicht mit Sicherheit zu erkennen. Sie war sehr zierlich, wahrscheinlich nur knapp über einsfünfzig groß, wenn nicht sogar kleiner. Außerdem war sie splitternackt und barfuß. Das rabenschwarze Haar

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