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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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eigenen Bezirk kenne, die eigentlich gar nicht so übel sind. Die von der gehetzten Sorte waren so mit Katzbuckeln beschäftigt, dass sie ständig rückwärts zusammenstießen.
    Vor der Tür des Gouverneurs wachte ein weiterer Securitymann. Wir blieben höflich stehen und zeigten höflich unsere Dienstmarken vor, die er ebenso höflich kontrollierte. Dabei musterte er uns, als könnten wir im nächsten Moment aus einem Mis sion-Impossible- Film hervorspringen, uns die Gummimasken vom Gesicht reißen und uns in Osama bin Laden oder Tom Cruise beim Herumspringen auf Oprah Winfreys Couch verwandeln, ehe er die Chance hatte, auch nur einen Schuss abzufeuern.
    »Okay, Detectives, was kann ich für Sie tun?«
    »Wir müssen mit Joseph Murphy sprechen. Man hat uns unten gesagt, er sei heute Morgen zu einer Besprechung mit dem Gouverneur hier erschienen.«
    »Stimmt, er ist seit ungefähr fünfundsechzig Minuten hier.«
    Das also verstand er unter ungefähr. Ich fragte mich, wie dann wohl genau bei ihm aussah. Der Wachmann sprach weiter und kratzte sich dabei an seiner ordentlich gestutzten braunen Kotelette. Er trug einen militärischen Kurzhaarschnitt. Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie der Milchkaffee mit Vanillegeschmack, nach dem ich gierte. Außerdem war er in Uniform und hielt seine Mütze in der Hand. Ich fragte mich, ob er draußen in der Hitze damit nicht wegschmolz.
    »Da müssen Sie mit Debbie Winters sprechen. Das ist die persönliche Assistentin des Gouverneurs.«
    Debbie Winters saß im gewaltigen Vorzimmer des Gouverneurs an einem riesigen Schreibtisch, der sie sogar noch kleiner wirken ließ, als sie ohnehin schon war. Sie war eine attraktive zierliche Blondine mit großen blauen Augen, was Bud offenbar nicht entging. Er lächelte. Sie lächelte. Ich lächelte. Offenbar wurde das hier erwartet.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, wandte sie sich an Bud. Ich war anscheinend vergessen. Wie meistens, wenn Bud und ich mit einer Frau zu tun hatten. Da meine Aufgabe nur darin zu bestehen schien, ihm dabei zu helfen, die Damenwelt zu becircen, überließ ich ihm das Reden.
    Bud machte einen Schritt auf sie zu und musterte sie eindringlich. Sie war auch in teures Schwarz gewandet, diesmal war es ein Hosenanzug mit einem weißen T-Shirt darunter, der diskrete Eleganz verströmte. »Ja, Ma’am, das können Sie wirklich«, erwiderte Bud schließlich.
    Die beiden strahlten einander an, bis die weißen Zähne nur so blitzten, sodass ich mich allmählich fragte, welche Art von Hilfe sie meinten.
    »Debbie, richtig?«, erkundigte sich Bud.
    »Ja, stimmt. Und Sie sind?«
    Wieder ein reizendes Lächeln. Gleich würden sie das Datum für die Hochzeit festlegen.
    »Ich heiße Bud Davis. Ich bin Detective in Canton County am See.«
    »Ach, wirklich? Meine Mom, Dorothy, hat dort gewohnt, ganz in der Nähe von Ha Ha Tonka. Es hat ihr wirklich gut gefallen, und mir auch.«
    »Ein Traum«, stimmte Bud zu. Doch wir beide wussten, wovon er sprach, und es ging nicht ums Seepanorama.
    Ich beschloss, sie bei ihrem bedeutungsvollen Vorspiel zu stören, bevor es richtig zur Sache ging. »Wir sind hier, um mit Mr Murphy zu sprechen. Es ist dringend.« Ich hielt meine Dienstmarke hoch, damit sie merkte, dass ich es ernst meinte.
    »Und Sie sind?«
    »Detective Claire Morgan. Ist Mr Murphy da?«
    Debbie warf einen raschen Blick auf meine Marke. Doch offenbar gefiel ihr die von Bud besser – wie auch einige andere Dinge, die er sonst noch vorzuweisen hatte. Aber im nächsten Moment hatte sie ihre aufgewühlten Hormone wieder im Griff. »Er ist in einer Sitzung mit dem Gouverneur und hat gebeten, nur gestört zu werden, wenn es dringend ist.«
    Hatte ich das nicht gerade gesagt? »Es ist nicht nur dringend, sondern sehr dringend, Ma’am.« Manchmal nützt es bei störrischen Hüterinnen gewisser Türen ja, bestimmte Adverbien einzustreuen.
    »Offen gestanden, Debbie, geht es um Leben oder Tod.« Typisch Bud. Ein sorgenvoller Ausdruck malte sich auf seinem ebenmäßigen Gesicht, und er zog der hübschen Deb zuliebe eine große Show ab.
    »Oh, in diesem Fall rufe ich gleich an.« Sie griff zum Hörer, zögerte kurz und legte wieder auf. Dann sah sie Bud an. »Vielleicht gehe ich besser selbst rein. Die Sitzung ist wirklich wichtig.«
    Mühsam löste sie den Blick von Buds albernem Grinsen. Meine Miene schien sie weniger zu beeindrucken. »Könnten Sie mir vielleicht erklären, worum es geht? Er wird mich ganz sicher danach fragen, er hat es nicht

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