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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Hand auf die Schulter, damit er sich willkommen und gut aufgehoben fühlte. »Und was ist mit dir? Übrigens ist hier niemand gezwungen, seinen echten Namen zu verwenden, wenn er das nicht möchte. Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Wir schützen hier die Privatsphäre unserer Patienten so gut wie möglich. Natürlich kannst du ihn uns auch sagen, wenn du willst. Oder du erfindest einfach einen, falls du dich damit wohler fühlst. Das ist deine Sache.«
    »Gut, okay. Mein Name ist Trouble, weil ich schon immer Ärger gemacht habe. Aber ihr könnt mich einfach Tee nennen.«
    Totenstille. Der Junge hatte geglaubt, dass ihm das ein paar Lacher einbringen würde. Doch niemand lächelte auch nur. Mein Gott, was für ein Haufen Vollpfosten.
    »Dann also Trouble, Abkürzung Tee. Hoffentlich ist der Name bei dir nicht Programm.«
    Wieder keine Reaktion. Offenbar fand die Gruppe den Arzt auch nicht komisch.
    »Was hast du heute Morgen gefühlt, als du die Augen aufgemacht hast, Tee?«
    Offenbar musste er schärfere Geschütze auffahren, um diese Leute endlich aus der Reserve zu locken. »Nun, Doc, als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich als erstes den Kopf meiner Mom vor Augen gehabt, wie er aufgeplatzt unten am Abhang auf den Felsen lag. Er sah aus wie eine Melone, die auf der Straße vom Lastwagen gefallen ist.«
    Schweigen.
    Der Arzt schlug die Beine übereinander. »Aha«, entgegnete er wie aus der Pistole geschossen. »Das war sicher sehr schmerzlich für dich, so früh am Morgen.«
    »Ja, das war es. Ich habe sogar Lust bekommen, noch einen Selbstmordversuch zu unternehmen. Wissen Sie, ich habe da so ein kleines Taschenmesser. Also habe ich es rausgeholt und die Klinge hier gegen mein Handgelenk gehalten.« Er zeigte mit dem Finger auf die Stelle. »Sehen Sie, da wo es vom letzten Mal noch nicht richtig abgeheilt ist. Doch mein Dad kam rein und hat mich rechtzeitig daran gehindert. Schade, sonst würde ich jetzt im Leichenschauhaus liegen anstatt hier große Reden schwingen zu müssen.«
    Im ersten Moment sagte niemand ein Wort. Doch dann ergriff ein großer, schlaksiger Junge das Wort, auf dessen T-Shirt die Punkband Good Charlotte prangte. »Schwachsinn«, meinte er. »Du willst mit deiner dämlichen Lügengeschichte nur im Mittelpunkt stehen.«
    »Genau«, stimmte die scharfe Asiatin neben ihm zu. »Du hältst dich wohl für einen ganz tollen Hecht.«
    »Was hast du denn gedacht?«, entgegnete Tee.
    Das brachte ihm ein wenig Gekicher aus der Runde ein. Er grinste. Offenbar würde er doch ein paar von ihnen auf seine Seite ziehen können. Allerdings – Überraschung! – entpuppte sich seine Stippvisite in der Klapse als unerwartete Herausforderung. Anscheinend gab es hier noch andere Jugendliche, die nicht auf den Kopf gefallen waren. Sie waren zu klug, um mit der Herde mitzulaufen und zu Schulbällen oder ins Kino gehen, im Auto herumfahren oder sonst irgendwelchen Mist machen zu wollen. Vielleicht würde er sogar jemanden hier sympathisch finden. Das wäre eine Premiere gewesen. Doch womöglich war ein Psycho eben des anderen bester Freund. Das würde er bald sehen.
    »Möchte sonst noch jemand etwas zu Tees Beitrag sagen?«, meinte der Arzt. »Bitte nennt eure Namen, damit Tee sich besser an euch erinnert.«
    »Klar«, erwiderte ein Junge, der angezogen war wie ein Spießer und ein weißes Hemd mit geknöpftem Kragen und eine schwarze Stoffhose trug. Er sah aus, als käme er gerade von einer Beerdigung und hätte nur das Sakko ausgezogen. »Ich heiße Moses und denke, dass Tee zu Gott finden sollte, damit er es nicht mehr nötig hat, uns mit seinen albernen und unreifen Lügen zu beeindrucken.«
    Tee musterte Moses. »Weshalb bist du hier? Weil du versucht hast, Weihwasser zu teilen?«
    Das löste allgemeines Gelächter aus, und der Spießer, alias Moses, entgegnete: »Das ist überhaupt nicht komisch, sondern Gotteslästerung.« Dann sah er sich um Zustimmung heischend um, bekam aber keine. Die anderen Jugendlichen starrten Tee nur an, wirkten jedoch interessiert. Vermutlich hatte die Gruppe schon seit Monaten nicht mehr so etwas Aufregendes erlebt.
    »Spielt hier jemand Basketball?«, erkundigte sich Tee und betrachtete seine Mitpatienten.
    »Ich«, sagte das kleine Porzellanpüppchen neben ihm. Einige andere bejahten ebenfalls.
    »Du bist zu klein, um gut zu sein«, verkündete Tee.
    »Schon mal was von der Drei-Punkte-Linie gehört?«
    »Ich habe in jeder Mannschaft, in der ich gespielt habe, die

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