Das Böse in dir
meisten Punkte gemacht.«
»Ich auch.«
Tee musterte sie mit neuem Respekt. Ja, er würde sie durchvögeln. Und wenn sie nicht wollte, würde er sie eben zwingen. Er war groß und stark genug, um es ihr selbst gegen ihren Willen zu besorgen.
»Weißt du, Tee, das ist gar keine so schlechte Idee. Vielleicht gründen wir ja eine kleine Mannschaft«, schlug der Arzt vor. »Nur zum Spaß. Die Sporthalle ist jeden Abend offen. Bewegung wird der Gruppe guttun.«
»Du bist ein toter Mann, Mr Tee«, sagte das Mädchen.
Der Spruch mit Mr Tee schmeckte ihm gar nicht, denn er hatte Wiederholungen von Das A-Team gesehen. Doch das kecke Mädchen gefiel ihm. »Du bist zu hübsch für eine Basketballerin«, erwiderte er und schenkte ihr sein charmantestes Lächeln.
»Und du bist blöd und beschränkt«, gab sie mit einem verächtlichen Blick zurück.
»Was habe ich denn Falsches gesagt?«
»Du bist einfach nur ein Vollidiot. Bitte setz dich nicht mehr neben mich. Du kotzt mich an.«
»Lotus, sei freundlich«, unterbrach der Arzt. »Tee ist neu bei uns. Wir sollten ihn willkommen heißen und dafür sorgen, dass er sich hier wohlfühlt.«
»Ach, ja? Vielleicht schenke ich ihm als Willkommensgeschenk in der Klapse ja ein größeres, schärferes Messer.«
Tee fand sie immer anziehender. Sehr sogar. Er konnte es kaum erwarten, sie festzuhalten und sie mit Gewalt zu nehmen.
Sieben
»Na, schau mal einer an, Claire. Offenbar wohnt unser lieber Mr Murphy in einer Kopie vom Weißen Haus.«
Ich musste Buds Urteil über das Anwesen – oder die Villa, wenn man Haushälterinnen-Sprech bevorzugte – voll und ganz zustimmen. Wir folgten der schwarzen Limousine des Gouverneurs durch ein verschnörkeltes, von Spitzen gekröntes schmiedeeisernes Tor, das entweder vom Haus aus oder mit den Fernbedienungen der Familienmitglieder geöffnet werden musste, und fuhren eine geschwungene, schwarz geteerte Auffahrt entlang. Links von uns auf einem Hügel erhob sich die Residenz der Murphys, alias Schloss Versailles, aus einem perfekt gepflegten jadegrünen Rasen. Oh, ja, der alte Joseph und seine Sippe erstickten im Geld, daran bestand kein Zweifel.
»Meinst du, die lassen uns ohne einen dämlichen Frack überhaupt rein?«, fragte Bud. »Die Bude sieht aus, als könnte sie Nick Black gehören«, fügte er hinzu.
»Er ist zwar reich, aber er protzt nicht damit. Außerdem bewohnt er hauptsächlich die Penthäuser in seinen Hotels.«
»Ach, der Arme muss sich mit dem Penthaus begnügen.«
Da Bud mich nur auf den Arm nehmen wollte, ließ ich ihn gewähren.
»Das sieht mir nicht nach der Familie eines Selbstmörders aus, der seine Freundin in den Backofen steckt.«
Meine Bemerkung hing zwischen uns in der Luft. Wir konnten beide nicht darüber grinsen. Nein, ich hatte sogar noch den Geruch nach verbranntem Fleisch in der Nase, den ich unbedingt aus meinem Gedächtnis vertreiben musste. Wieder einmal beschloss ich, nie mehr einen Braten zuzubereiten, ganz gleich welcher Art, nicht, dass ich das je getan hatte. Ich fragte mich, was für ein Wahnsinniger nur zu einer derart unmenschlichen Tat fähig war. Oder war es ein schrecklicher Unfall gewesen? Das arme Mädchen dröhnt sich mit Drogen zu, klettert aus unbekannten Gründen ins Backrohr, und jemand hat versehentlich die Zeitschaltuhr angelassen. Was für ein Pech auch. Nur, dass mir mein Riecher etwas anderes sagte. Völlig ausgeschlossen. Aber was hatte sie, verdammt noch mal, in diesem Ofen gewollt? Vermutlich war sie so hackedicht gewesen, dass sie nicht mehr gewusst hatte, was sie tat. Das war die einzige Erklärung, die mir dazu einfiel. Mit Ausnahme von Blacks Hypnose-Theorie, die ich ein bisschen an den Haaren herbeigezogen fand.
Die auf Hochglanz polierte Limousine kam vor dem Haus unter einer gewaltigen Säulenhalle zum Stehen. Das riesige Gebäude, hoppla, nein, die Mutter aller Villen, war wirklich ein beeindruckender Anblick. Roter Backstein mit makellos weißen Kanten. Architektur im Kolonialstil, wie sie auch am Boston Commons hätte stehen können. Am südlichen Ende befand sich ein verglastes Atrium, am nördlichen eine von Fliegengitter geschützte Veranda. Etwa fünfzig Fenster zeigten auf den riesigen Brunnen inmitten der runden Auffahrt, die zu der massiven doppelflügligen Eingangstür führte.
Am anderen Ende der geschwungenen Rasenfläche konnte ich den schlammigen Missouri River erkennen, der sich gurgelnd seinem Treffpunkt mit dem mächtigen Mississippi
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