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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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sich an einen Typen wie ihn erinnern. Aber nimm einen echt guten Musiker wie dich. Du kannst überall auftreten und berühmt werden. Die Leute werden Eintritt bezahlen, um dich trommeln zu hören.«
    »Genau davon träume ich, ja.«
    »Weißt du was, Buddy? Ich helfe dir. Mein Dad hat gute Beziehungen. Vielleicht kann ich dir eine Auftrittsmöglichkeit bei einer richtigen Band besorgen, wenn du ein bisschen älter bist.«
    »Denkst du, das klappt wirklich?«
    »Klar klappt das. Halt dich einfach an mich, Buddy, dann werden wir zusammen weit rumkommen. Wenn wir erst aus diesem Laden hier raus sind, können wir viel Spaß haben.«
    Buddy steckte noch eine Schoko-Kirsche in den Mund und kaute kräftig. Doch da er dabei breit grinste, rann ihm ein wenig Cremefüllung aus dem Mund und das Kinn hinunter. Immer noch lächelnd, leckte er sie ab.
    Ja, dachte der Junge. Wenn alle hier so leicht rumzukriegen waren, würde es ihm sehr gefallen.
    Ein paar Stunden später gingen die beiden Zimmergenossen einen langen, mit Teppichboden belegten Flur hinunter.
    »Ist das mit der Therapie sehr schlimm?«, fragte er Buddy.
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete Buddy. »Die Docs beobachten einen, als wäre man eine tickende Zeitbombe, aber sonst passiert hier nicht viel.«
    »So wie einen brennenden Chinaböller am 4. Juli, was?«
    »Ja, genau so behandeln sie uns. Wenn sie das tun, schaue ich einfach weg und halte den Mund. Ich traue denen nicht. Bestimmt erzählen die alles, was ich sage, meinem Dad weiter.«
    »Vielleicht solltest du reden. Einfach aussprechen, was dir so einfällt. Dann geht es dir möglicherweise besser. Ich glaube, so werde ich es machen.«
    »Ich rede nicht gerne vor vielen Leuten.« An einer dunkelgrünen Tür blieb Buddy stehen und klopfte an, anstatt einfach hineinzugehen. »Eintreten!«, rief eine Stimme von innen.
    Der Junge fand es ziemlich komisch, so etwas zu rufen und nicht etwa »herein« zu sagen oder aufzustehen und die Tür zu öffnen. Buddy hielt sie ihm auf und ließ ihm den Vortritt. Die ganze Therapiegruppe war bereits da und saß auf schwarzen Metallstühlen im Kreis. Als der Junge rasch nachzählte, stellte er fest, dass es zwölf Jugendliche waren, acht Mädchen und vier Jungen. Sofort hielt er Ausschau nach der Hübschesten.
    »Ach, da seid ihr ja, Jungs. Vermutlich hat Buddy dich schon ein wenig herumgeführt«, wandte sich der Arzt an ihn und erhob sich. Er war viel jünger, als der Junge erwartet hatte. Und auch viel jünger als die Ärzte im Krankenhaus, die ihn hierher geschickt hatten. Er trug ein weißes T-Shirt, Jeans und eine große schwarze Sonnenbrille und sah aus wie ein alter Knacker der einen auf jung macht. Doch den Jungen konnte er damit keine Sekunde täuschen. Er stellte sich vor und machte den Jungen dann mit der übrigen Gruppe bekannt.
    »Nehmt Platz, Jungs. Wir fangen gerade mit dem Stuhlkreis an. Jeder soll erzählen, wie er sich heute Morgen beim Aufwachen gefühlt hat. Also das erste, was ihm so durch den Kopf gegangen ist. Nur so zum Spaß.«
    Ja, schon gut, dachte der Junge, nur zum Spaß. Hält der Typ uns für bescheuert? Er setzte sich neben eine attraktive Asiatin, bei Weitem das hübscheste Mädchen und außerdem unbeschreiblich zierlich. Er fand sie scharf und konnte sich gut vorstellen, mit ihr Sex zu haben. Außerdem fragte er sich, ob sie noch Jungfrau war und ob es wohl schwierig sein würde, ihr an die Wäsche zu gehen. Der bloße Gedanke erregte ihn ein wenig, und er lächelte ihr zu.
    Sie hatte sehr lange schwarze Haare, die sie hinter die Ohren zurückgeschoben trug. Die Augen hielt sie zwar gesenkt, doch sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel durch lange schwarze Wimpern. Bekleidet war sie mit weißen Shorts, die dicht oberhalb des Knies endeten, und ihm gefiel die Farbe ihrer Beine. Außerdem hatte sie weiße Sandalen mit einer glänzenden Silberborte an. Ihre Zehennägel waren schwarz lackiert. Ihre Fingernägel auch.
    Die Mitglieder der Runde erstatteten einer nach dem anderen Bericht. Die meisten sagten, sie hätten beim Aufwachen gar nichts empfunden. Einige meinten, sie wären zum Denken viel zu verschlafen gewesen. Der Junge hätte beinahe laut gelacht, weil diese Übung des Seelenklempners sich derart als Pleite entpuppte. Sollte das etwa eine Therapie sein? Bei Mr Cool wirkte sie jedenfalls nicht. Also beschloss er, ein bisschen Leben in die Bude zu bringen.
    Als er an der Reihe war, sah der Arzt ihn freundlich an und legte ihm sogar die

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