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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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sie herauspflücken und für Harves Köderdose aufbewahren sollen. Wenn es ums Essen geht, bin ich nicht sehr experimentierfreudig. Dass der Salat auf einem eisgekühlten Kristallteller serviert wurde, fand ich dennoch ziemlich lässig.
    »Warst du heute allein draußen auf dem See?« Ich war froh, dass er das nun konnte. Blacks Boot war komplett behindertengerecht ausgestattet, auch wenn ich Harve niemals dieser Kategorie zugerechnet hätte.
    »Nein, Joe McKay und Lizzie haben auf dem Weg zu dir bei mir reingeschaut, und ich habe sie gefragt, ob sie mitkommen wollen. Wir hatten eine Menge Spaß. Das kleine Mädchen ist ein Schatz und fängt inzwischen endlich zu sprechen an.« Harve warf mir einen Blick zu. »Offenbar ist Black wieder mal unterwegs. Sonst wärst du nicht hier.«
    »Ach, komm schon, Harve. Er ist für ein paar Tage in New York und im Ritz oder in einer ähnlichen miesen Absteige untergekrochen. Mann, ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich auf den Fisch freue. Ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei dir Fisch gegessen.«
    »Mit dir und Black ist doch alles in Ordnung, oder?«
    Lassen Sie mich eines klarstellen: Alle Anwohner des Sees verfolgen die Romanze zwischen mir und Black mit Argusaugen. Keine Ahnung, warum. Vermutlich schließen sie schon Wetten ab, wann Black endlich zu Naomi Watts oder Gisele Bundchen überläuft. »Ja, wir schlagen uns weiterhin wacker. Ein bisschen schwer zu glauben, dass ich es tatsächlich so lange mit jemandem aushalte.«
    Harve zuckte mit den Schultern. »Er ist nicht irgendjemand, sondern tut dir gut, Claire. Und du ihm auch. Das hört sich nach einer Erfolgskombi an. Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist.«
    Ich fragte mich, ob ich Black wirklich guttat. Und ob ich glücklich war. Fast hatte ich diesen Eindruck, was mich wirklich erschreckte, denn eigentlich war ich nicht ans Glücklichsein gewöhnt. Ich hatte absolut nichts mit Happy Pete aus Oak Haven gemeinsam. Jedenfalls habe ich fast den Eindruck, dass ich am meisten von Blacks und meiner Beziehungskiste profitiere. Und ich muss zugeben, dass ich auf den Typen stehe. Ich wünschte mir sogar, er wäre nicht ausgerechnet jetzt verreist gewesen. Das riesengroße schwarze Bett mit den Seidenlaken, das er mir auch letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, würde ohne ihn heute Nacht ziemlich kalt und leer sein. Aber schließlich hatte ich ja Jules Verne und zwei todbringende Waffen, um mich zu wärmen. Also war es nicht ganz so schlimm, wenigstens vorübergehend.
    Als das ohrenbetäubende Dröhnen eines großen Motorrades über die Bucht hallte, drehten Harve und ich uns gleichzeitig um und blickten den Kiesweg entlang. Ich wusste, wer es war, noch ehe Joe McCay aus der Richtung meines Häuschens am Ende der Straße in Sicht kam. Er hatte seine kleine Tochter bei sich, ein Kind, das in einen meiner letzten Fälle verwickelt gewesen war. Einen ausgesprochen grausigen Fall, und die Kleine hatte sich noch immer nicht davon erholt. Weder emotional, zwischenmenschlich noch in irgendeiner anderen Weise. Allerdings musste ich McKay zugutehalten, dass er sich die größte Mühe gab. Er ging so vorsichtig wie möglich mit ihr um und war außerdem so vernünftig gewesen, Blacks professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und der war, wie immer sozial eingestellt, bereit gewesen, das Mädchen kostenlos zu behandeln. Dennoch sprach die Kleine weiterhin fast kein Wort. Aber wer konnte ihr einen Vorwurf daraus machen, nachdem sie, wie wir auch, in einer feuchtkalten Höhle mit einigen Psychopathen zusammengesperrt gewesen war und einen Albtraum durchlebt hatte. Es wunderte mich eher, dass es mir nach dieser Erfahrung nicht auch die Sprache verschlagen hatte.
    »Du hast gar nicht erwähnt, dass Joe zum Essen kommt«, sagte ich, während Joe seine riesige Harley Davidson am Ende von Harves Gehweg zum Stehen brachte.
    »Klar. Er und die Kleine haben mir beim Angeln geholfen. Also war es doch das Mindeste, ihn zu bitten, mir auch beim Aufessen zu helfen. Er ist nur nach Hause gefahren, um einen Apfelkuchen zu backen.«
    Ich konnte mir ein Auflachen nicht verkneifen. »McKay bäckt Kuchen?«
    Meine Überraschung schien wiederum Harve zu überraschen. »Ja, er hat gesagt, er könne sehr gut Kuchen backen.«
    »Selten so gelacht. Ich wette, er hat ihn bei Kroger’s gekauft und in eine Kuchenform gesteckt.«
    »Das werden wir ja beim Anschneiden merken. Ich erkenne einen Kuchen von Kroger’s auf Anhieb. Wenn ich mich

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