Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
schließlich erschöpft keuchend neben mir auf den Boden. Ich schöpfte Wasser mit der Hand, das er gierig schlürfte, wobei er klang wie ein Schwein am Trog. Nicht, dass ich im Alltag häufig Kontakt mit Schweinen am Trog gehabt hätte.
    »Das riecht ja lecker, Harve«, sagte ich.
    »Du musst bleiben und mir helfen, den vielen Fisch aufzuessen. Ich habe heute Morgen jede Menge erwischt.«
    »Abgemacht. Gibt es auch frittierte Makkaroni mit Käse?«
    »Natürlich. Die Speisekarte ändert sich nie, das weißt du doch. Du warst lange weg. Neuer Fall?«
    »Ja. Und diesmal eine echt schräge Kiste.«
    Harve hörte auf, Barschfilets in Maismehl zu wälzen, und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Es war eine lange weiße, die auch die Brust bedeckte und in roten aufgestickten Buchstaben die Inschrift Paula Deen and Sons trug. Ob ich ihm ein Kochbuch von Paula Deen zum Geburtstag schenken sollte? Möglicherweise sogar ein signiertes Exemplar? »Sehr üble Sache?«, fragte er.
    »O ja, übler als übel. Ein Doppelmord, um genau zu sein. Zumindest nehme ich das an. In einem Fall könnte es sich um Selbstmord handeln, aber ich gehe jede Wette ein, dass es keiner ist.«
    »Mann, so etwas passiert heutzutage offenbar in Wellen.«
    Ich nickte. »Fast wie damals in L.A.«
    »L.A. ist in Sachen Mordzahlen wohl nicht zu schlagen.«
    »Aber für dieses Provinznest am See hatten wir in letzter Zeit viel zu viele.«
    »Kann sein, ich weiß nicht. Allerdings scheinen hier alle möglichen seltsamen Verbrechen und scheußlichen Morde zu passieren. Mein Gott, es kommt ja jeden Abend in den Nachrichten. Die Leute drehen durch, bringen Frau und Kinder um und fahren dann zur Arbeit, um ihren Chef und die Kollegen zu massakrieren. Auch in den Schulen, mein Gott, sind die jetzt alle verrückt geworden? Wohin man auch schaut, nichts als Durchgeknallte.« Er griff nach dem nächsten dicken Filet, zog es sorgfältig durch das Maismehl und ließ es dann in das siedende Öl gleiten. »Willst du mir mehr erzählen?«
    Ich schilderte ihm die Einzelheiten. Wenn es jemals einen guten Ermittler gegeben hat, dann Harve. Er war der beste Detective, dem ich je begegnet war, und ich kannte eine ganze Menge. Doch selbst ihn schienen unser Freund Mikey und die Spielchen, die er in seiner Pizzeria trieb, ein wenig aus dem Konzept zu bringen.
    »Und ihr habt das Mädchen noch immer nicht identifiziert?«
    »Nein. Aber wir haben von den Eltern einen Hinweis auf eine von Mikeys Exfreundinnen. Offenbar ist es dasselbe Mädchen. Wir halten das Opfer für eine Asiatin. Bud geht der Sache gerade nach. Angeblich hat sie an der Missouri State studiert. Er soll aber verschiedene asiatische Freundinnen gehabt haben. Also könnte es auch eine der anderen sein.«
    »Offenbar ist der Täter auch einer von diesen Spinnern.«
    Ich nickte, obwohl ich fand, dass das noch milde ausgedrückt war. Der Kerl verdiente eine weitaus weniger wohlwollende Bezeichnung. Ich stützte mich auf die Handflächen und sah zu, wie Jules Verne bettelnd Männchen machte. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er das konnte. Andererseits war Harve ein viel besserer Koch als ich. Jedenfalls bettelte Jules nie, wenn ich meine Special K Frühstücksriegel aß. Als Harve dem Hund ein abgekühltes Stück Fisch zuwarf, schnupperte Jules argwöhnisch daran. Vermutlich war er nicht sicher, ob es seinen kulinarischen Ansprüchen genügte, und wartete auf einen Klecks Hollandaise.
    Ja klar, der Hund stammt aus Paris und war es sicher gewöhnt, in feinen Restaurants kochbuchgerecht angerichtete Schnecken zu verspeisen. Black hatte die Dinger einmal in einem der schicken Lokale bestellt, in das er mich während unseres Aufenthalts auf Bermuda geschleppt hatte. So weltmännisch es auch sein mag, solche Sachen zu mögen, mir war jedenfalls beim bloßen Anblick übel geworden, insbesondere als er eines dieser Dinger tatsächlich in den Mund steckte. Aber ich bin und bleibe eben eine langweilige, alte Polizistin ohne auch nur eine Spur von internationalem Flair. Also orderte ich langweiliges gedünstetes Huhn mit langweiligem weißem Reis und langweiligem Salat, damit ich auch sah, was ich da aß, und nicht verhungerte, ohne dem überkandidelten Küchenchef Gelegenheit zu geben, daran herumzudoktern. Allerdings konnte er trotzdem die Finger nicht davon lassen und dekorierte meinen Kopfsalat mit winzigen Sardellen, also widerlichen fischigen Dingern, die fast so eklig sind wie Schnecken. Wahrscheinlich hätte ich

Weitere Kostenlose Bücher