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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Gefühl beruht eindeutig auf Gegenseitigkeit. Jeden Morgen fängt Jules an, wie wild mit seinem lockigen Stummelschwänzchen zu wedeln, sobald Harves Haus in Sicht kommt. Harve erwartet uns normalerweise auf der Veranda. Eins sage ich Ihnen, mein Hund könnte auch einen Terroristen um den Finger wickeln.
    Als ich gegen halb sieben eintraf, saß Harve nicht über die Tastatur gebeugt in seinem zum Büro umgebauten lichtdurchfluteten Wintergarten, sondern in seinem Elektrorollstuhl am Bootssteg, wo er in einer gewaltigen, mit Propangas betriebenen Pfanne Fisch briet. Er macht den leckersten Bratfisch nördlich von Key West. Neben ihm auf dem Boden saß, beinahe in Habachtstellung, Jules Verne und spielte den Küchenhelfer. Ihm fehlten nur noch die Kochmütze und eine Schürze mit der Aufschrift Ooh lala. Vermutlich hoffte er nur, dass Harve eines der knusprig panierten Fischfilets, oder noch besser, ein frittiertes Maisbrotbällchen, hinunterfiel. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Jules für Harve in letzter Zeit ein treuerer Angelfreund war als ich.
    Ich stieg aus meinem Explorer und ging den Weg zu Harves Bootssteg hinunter. Der Duft des bratenden Barsches sorgte dafür, dass sich mir vor Verzückung der Magen zusammenzog. Ich liebe frittierten Fisch, lecker, braun und knackig. Harve brät seinen Fisch in Erdnussöl und wirft außerdem in dicke Stifte geschnittene Kartoffeln und rohe Zwiebeln ins brutzelnde Fett. Zum Schluss kommt dann noch mein und Jules’ Lieblingsessen dazu, goldgelbe Maisbrotbällchen, die nach Zwiebeln schmecken. In Harves Haushalt ist Fett kein Tabu. In dieser Hinsicht ist er altmodisch. Ja, er frittiert am liebsten alles, tunkt es anschließend in Mayonnaise und frittiert es danach noch einmal, insbesondere seit er Paula Deens Kochsendung in Food Network gesehen hat. Nicht, dass er ihre Rezepte nötig hätte. Ich glaube, tief in seinem Innersten ist er in sie verliebt.
    Das große blaue Cobalt 360, das Nicholas Black ihm vor einiger Zeit geschenkt hat, tanzte auf dem Wasser und stieß immer wieder an die am Steg befestigten Autoreifen. Ich bin stets auf der Hut vor lästigen und aufdringlichen Reportern, wahrscheinlich weil sie mir schon den Großteil meines Lebens auf den Fersen sind, insbesondere in den letzten Jahren, seit ich mit Black zusammen bin. Deshalb beäugte ich das gut ausgestattete schwarzrote Motorboot, das langsam unsere kleine Bucht überquerte, mit ziemlichem Argwohn. Der Skipper saß am Bug, der erhöhte Anglersitz am Heck war unbemannt. Da ich kein auf mich und Harve gerichtetes Kameraobjektiv oder Fernglas aufblitzen sah, achtete ich nicht weiter darauf und machte einen Schritt auf die erhöhten Bohlen von Harves Bootssteg. Er war neuer und besser in Schuss als meiner. Schon gut, ich bin eben viel beschäftigt.
    Als Harve das Knarzen der Bretter unter meinen Nikes hörte, blickte er auf. »Hallo, Claire, wurde langsam Zeit, dass du wieder mal hier aufkreuzt.«
    Jules Verne überschlug sich beinahe vor Begeisterung über meine Ankunft, fuhr zusammen, als wäre er mit der Nase in eine Steckdose geraten, und stürmte auf mich zu wie ein kleiner tanzender Derwisch mit Fell, der sich fürs Geradeauslaufen entschieden hat. Im nächsten Moment sprang er mich aus etwa anderthalb Metern Entfernung an, prallte jedoch trotzdem mit so viel Schwung gegen meine Brust, dass ich rückwärts taumelte. Für einen Zwergpudel war er ein beachtlicher Leichtathlet. Vielleicht sollte ich ihn bei einer dieser Hundeshows anmelden, in denen die Vierbeiner erst einen Sprint mit hundert ­Sachen hinlegen und anschließend einem Ball hinterher in einen Pool springen. Ach, was, für ihn käme vermutlich die Seine in Frage.
    Black hat mir den Hund letztes Jahr zu Weihnachten aus Paris mitgebracht. Inzwischen waren die kleinen Puschel an Schwanz und Pfoten zu einem weichen weißen Lockenfell herausgewachsen, das ich fast jeden Abend bürsten musste. Nicht, dass ich den Hund verwöhnte. Manchmal hatte er sogar Kletten im Pelz. Allerdings hat sich Jules als guter Freund und treuer Bettgefährte entpuppt, der mich wärmt, wenn Black, so wie jetzt, in wichtiger Mission unterwegs ist.
    »Ich weiß, tut mir leid, Harve, aber Charlie ist und bleibt ein Sklaventreiber.«
    Ich setzte mich neben ihn und drückte den Hund an mich, der mir so lange Hals und Kinn ableckte, bis ich ihn wieder losließ. Dann rannte er eine Weile auf dem Steg hin und her, als wolle er sein Revier markieren, und plumpste

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