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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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hatte er einen großen silbernen Lackrand um Mund und Nase. Da habe ich beschlossen, Schluss mit diesem Zeug zu machen. Ein für allemal.«
    Der Junge war höflich mit einem großen H. »Gratuliere, Roy.«
    Wir lächelten einander zu. Der Junge war mir sympathisch. Er machte einen harmlosen und netten Eindruck. Am liebsten hätte ich ihn mit zu einem Spiel der Cardinals genommen und ihm eine Baseballkappe und ein Stadion-Hotdog gekauft. Oder etwas ähnlich Leckeres.
    »Vielleicht werde ich auch mal Polizist wie Sie«, sagte er und senkte dann den Blick, als sei ihm das peinlich.
    »Eine gute Idee. Schau, dass du gute Noten schreibst, und lass das Schnüffeln sein. Dann kannst du eines Tages an die Polizeiakademie.«
    Er nickte grinsend.
    »Gefällt es dir hier, Roy?«
    »Ja, Ma’am. Es ist angenehm ruhig.«
    »Magst du die Ärzte?«
    »Ja, Ma’am. Ich arbeite mit Dr. Young und Dr. Collins. Und inzwischen auch mit Pete.«
    »Hast du schon einmal eine dieser Therapien mit Leuchtkästen und Schallwellen ausprobiert?«
    »Ja, Ma’am. Das ist total cool. Wie in einem Kaleidoskop.«
    »Bist du hypnotisiert worden?«
    »Ja, Ma’am. Angeblich bin ich ein guter Kandidat, weil ich mich schnell fallen lasse. Sie sagen, einige von uns sind Naturtalente. Mikey zum Beispiel. Der arme Mikey. Ich war wirklich überrascht, das zu hören. Es hieß doch, er sei wieder ganz gesund, als er hier weg ist. Aber offenbar hat er sie irgendwie getäuscht.«
    »Hat Mikey also auch die Lichter und Pfeifen benutzt?«
    »Ja, Ma’am. Und die Kopfhörer auch.«
    Ich machte mir ein paar Notizen, in denen es hauptsächlich darum ging, dass Boyce Collins mir seine Gerätschaften vorführen und mir genau erklären musste, wie sie funktionierten. »Hat die Behandlung dir geholfen?«
    »Ja, Ma’am. Ich habe mich nach dem vierten oder fünften Mal wie ein anderer Mensch gefühlt. Ich wollte keinen Leim mehr schnüffeln und auch nicht mehr trinken. Außerdem habe ich angefangen, zu lernen und im Unterricht und in der Gruppentherapie aufzupassen. Das ist spitze. Ich bin wirklich stolz auf Dr. Collins, weil er so eine gute Idee gehabt hat.«
    Ich stellte ihm noch einige Fragen und erfuhr, dass Li, Sing und die meisten anderen Mitglieder seiner Gruppe derselben experimentellen Behandlung unterzogen worden waren. O ja, dieser Punkt stand inzwischen ganz oben auf meiner Prioritätenliste, weil ich einen Zusammenhang witterte. Ich wusste nur noch nicht, wo er lag. Doch eines stand fest: An diesem Fall war alles, aber auch alles faul.

Zehn
    Den nächsten Tag verbrachten Bud und ich zum Großteil im Büro. Wir erörterten den Fall, betrachteten Tatortfotos und besprachen, welche richterlichen Anordnungen wir beantragen sollten, und zwar hauptsächlich deshalb, weil Charlie uns im Nacken saß und endlich eine vollständige Akte auf seinem Schreibtisch sehen wollte. Er drängte darauf, dass wir den Fall Mikey Murphy aufklärten, und zwar am besten noch vorgestern. Bud begann, Informationen über das Mädchen herauszusuchen, das vermutlich an der Missouri State in Michigan studiert hatte, während ich meine Berichte tippte und sie in Charlies Posteingang legte. Dann versuchte ich, Boyce Collins zu erreichen, um einen Termin zu vereinbaren. Aber er saß noch im Flieger und ging nicht ans Telefon.
    Nach einigen weiteren erfolglosen Anläufen, gab ich es auf, brachte meinen Schreibtisch in Ordnung und machte mich auf den Weg zu Harve Lester. Da Black noch in New York war, war ich allein und hatte Zeit für einen gemütlichen Plausch mit meinem alten Freund Harve. Vor einigen Jahren war er mein Mentor und Partner bei der Polizei von Los Angeles gewesen. Wir waren zusammen in eine brenzlige Situation geraten, und seitdem kann er seine Beine nicht mehr gebrauchen. Er sitzt im Rollstuhl, und ich mache mir deshalb Vorwürfe. Doch er ist kein Opfer, weder jetzt noch damals. Ja, er ist ein Original. Inzwischen ist er mein Nachbar und der beste Freund, den ich auf der Welt habe. Ich liebe ihn.
    Harve ist Mitte fünfzig und hat kurzes graues Haar und einen durchtrainierten Oberkörper. Außerdem ist er ein Computergenie, arbeitet sehr lukrativ mit Recherchefirmen zusammen und betätigt sich unter anderem auch als Headhunter. In letzter Zeit habe ich mir angewöhnt, meinen kleinen Hund, einen kecken französischen Pudel names Jules Verne, bei ihm in Pflege zu geben, während ich Jagd auf blutrünstige Serienkiller mache. Harve freut sich über die Gesellschaft, und das

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