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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Wunde zu entfernen.« Er zieht eine kleine Tasche zu sich heran, die mir vorher gar nicht aufgefallen ist. Es ist ein Arztkoffer. Er sieht schick aus, wie aus den i95oern.
    Sein Werkzeug, denke ich.
    Ich finde dieses Zugeständnis an die Mode ein wenig unheimlich. Dinge, die mit den Toten zu tun haben, sollten ihre Ästhetik allein aus der Funktion beziehen.
    Er öffnet den Koffer und kramt darin, bis er etwas gefunden hat, das aussieht wie eine überdimensionierte Pinzette.
    »Falls einer der Anwesenden einen unruhigen Magen hat oder sonst wie empfindlich ist«, sagt er, indem er sich über die Wunde beugt, »sollte er jetzt lieber wegschauen oder das Zimmer verlassen. Wir können kein Erbrochenes gebrauchen, das den Tatort kontaminiert.«
    Niemand rührt sich. Jeff filmt unbeeindruckt weiter.
    Dr. Weems steckt die Pinzette ohne Zögern und ohne Zeremonie in das Loch.
    »Ich kann einen harten Gegenstand ertasten«, bestätigt er. »Ich muss ihn drehen, um ihn herausziehen zu können, ohne die Haut weiter zu beschädigen. Warten Sie einen Augenblick ... so.« Er zieht die Pinzette vorsichtig aus der Wunde.
    »O Gott«, murmelt Alan.
    Ein silbernes Kreuz. Es besitzt ungefähr die gleiche Größe wie die anderen.
    Weems legt das Kreuz in einen Beweismittelbeutel, nachdem Jeff es gefilmt und Fotos davon gemacht hat.
    »Dann ist es also Ihr Mann«, stellt Alvarez fest.
    »Sieht ganz danach aus«, erwidere ich. »Damit stellt sich die Frage: Warum ausgerechnet Valerie? Er tötet Menschen, die dunkle Geheimnisse mit sich herumtragen. Was für ein dunkles Geheimnis kann eine Zehnjährige schon haben?«
    »Oh, vertue dich nicht. Ich hatte mit zehn Jahren schon eine Menge Geheimnisse«, sagt Callie. »Aber ich war meiner Zeit schon immer voraus.«
    Mein Handy summt.
    »Barrett«, melde ich mich.
    »Ich bin es, James. Wir machen gute Fortschritte bei der Befragung der Familien. Bis jetzt waren sämtliche Opfer ohne Ausnahme praktizierende Katholikinnen.«
    »Sehr gut. Noch was?«
    »Wir sollten überlegen, ob wir die Observierung von Besters Haus abbrechen. Ich habe Nachforschungen über seinen Verbleib während des Mordes an Lisa Reid angestellt. Bester war geschäftlich in San Francisco.«
    Ich runzle die Stirn. »Das genügt nicht. Wir brauchen mehr, um ...«
    »Ich habe mehr.«
    »Lass hören.«
    »Einer unserer Computerspezialisten hat sich in halbstündlichem Abstand mit den Leuten von User-Tube in Verbindung gesetzt, um herauszufinden, ob der Prediger versucht, neue Clips hochzuladen.«
    »Und?«
    »Sie haben einen Clip abgefangen ... betreffend Valerie Cavanaugh.«
    »Verdammt.« Ich reibe mir die Schläfen.
    »Zurück zu Bester: Dieser neue Clip wurde nicht über seine IP gepostet. Nach Auskunft der Beschatter war er die ganze Zeit zu Hause und lag im Bett, als Valerie ermordet wurde. Er war es nicht, Smoky. Bester ist nicht der Prediger.«
    Ich seufze inbrünstig. »Also gut. Brechen wir die Observierung ab.« Ich beuge mich ein wenig vor, während ich spüre, wie sich in meinem Innern etwas zusammenzieht. »Erzähl mir von diesem neuen Clip.«
    James zögert eine Sekunde zu lang für meinen Geschmack. »Er ist anders«, sagt er schließlich. »Er hat sie nicht gefilmt, kurz bevor er sie umgebracht hat.«
    »Was soll das heißen?«, frage ich.
    »Ich habe dir den Clip per E-Mail geschickt. Sieh ihn dir an. Dieser Clip ist übel, verdammt übel. Er wird die Familie endgültig zerstören.«
    In James' Stimme fehlt die übliche ätzende Schärfe. Er klingt bedrückt, beinahe deprimiert - und das allein ist mehr als alles andere dazu angetan, meine Erregung zu dämpfen. Ein Frösteln durchrieselt mich.
    »Wie schlimm ist es?«
    Erneut das Zögern.
    »Es ist ein Albtraum, Smoky.«
     
    Die Cavanaughs haben eine drahtlose Internetverbindung, und Callie hat ihr Notebook dabei. Wir finden uns im Wohnzimmer ein, rufen meine E-Mails ab und laden den Clip herunter, den James an meine Adresse geschickt hat.
    Ich sitze neben Callie auf dem Sofa. Alan sitzt neben ihr, und Alvarez steht hinter uns.
    »Bereit?«, fragt Callie.
    Ich nicke. »Fang an.«
    Sie klickt auf die Schaltfläche, und der vertraute schwarze Hintergrund und die weiße Schrift erscheinen. Dann die Hände und der Rosenkranz, das grelle Licht und der karge Holztisch.
    »Mir ist bewusst, dass dieser Clip mit größter Wahrscheinlichkeit von den Polizeibehörden abgefangen wird«, beginnt der Prediger. »Seien Sie versichert, dass es sich nur um ein vorübergehendes

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