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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Wunde erkennen können.
    »Ich habe ihn danach gefragt«, erklärt Alvarez. »Er sagt, er hätte gesehen, dass sie tot sei. Die offenen Augen, die weiße Haut...«
    »Ich sehe es auch«, sage ich.
    Ich kann keinen Funken Leben in Valerie erkennen. Sie sieht aus wie eine kalte, weiche Schaufensterpuppe.
    »Gibt es Hinweise, wie der Täter eingedrungen ist?«, fragt Alan.
    »Eine Tür führt vom Garten zur Garage, und eine Tür aus der Garage ins Haus. Offenbar wurden beide Türen äußerst geschickt geöffnet. Falls es unser Mann war, hat er das Tor zum Garten aufgemacht, hat sich Zutritt zur Garage verschafft und ist von dort ins Haus eingedrungen.«
    »Keine Alarmanlage?«, frage ich.
    »Keine. Und kein Hund. Pech.«
    »Trotzdem, ziemlich verwegen«, sage ich. »Mitten in der Nacht herzukommen und das Kind umzubringen, während die Eltern schlafen.«
    »Passt das zu Ihrem Mann?«, fragt Alvarez.
    »Er geht Risiken ein. Und er hat uns gewarnt, dass er als Nächstes ein Kind tötet.«
    Alvarez deutet auf das Bett und auf die tote Valerie. »Was ist damit? Kommt Ihnen das authentisch vor?«
    »Ich habe bisher nur zwei Tatorte, um Vergleiche anzustellen. Aber es sieht genauso aus, sieht man vom Alter des Opfers ab. Und das ist besorgniserregend. Wir haben Informationen zurückgehalten, was den Modus Operandi des Gesuchten angeht.« Ich berichte Alvarez von dem Kreuz, das der Prediger post mortem in den Körpern seiner Opfer zurückgelassen hat. »Wenn es hier kein Kreuz gibt, haben wir es möglicherweise mit einem Nachahmer zu tun.«
    »Und in diesem Fall müssten wir die Eltern sehr genau unter die Lupe nehmen.« Alvarez seufzt. »Großartig. Ich bin nicht sicher, was mir lieber wäre.«
    »Könnten wir das gleich als Erstes überprüfen?«, ruft Callie. »Ist der Coroner schon da?«
    »Er ist draußen vor dem Haus und bereitet den Leichenwagen vor. Ich sag ihm Bescheid.«
     
    »Wie tief war das Kreuz bei den anderen Leichen eingeführt?«
    Dr. Weems, der Coroner, ist ein Mann mittleren Alters und macht einen pingeligen Eindruck - in seinem Beruf durchaus ein Pluspunkt.
    »Gleich unter der Haut, vor dem Brustkorb«, sagt Callie. »Sie müssten es ertasten können.«
    »Es wäre eine unübliche Vorgehensweise, das Kreuz gleich hier am Tatort zu entfernen«, sagt der Coroner zögernd.
    »Aber nicht verboten«, entgegne ich. »Und wenn Sie die Entnahme filmen, sind Sie auf der sicheren Seite, was die Beweisaufnahme angeht. Zeit ist von entscheidender Bedeutung, Doktor.«
    Ich rechne es ihm hoch an, dass er nicht allzu lange zögert. »Also schön«, sagt er. »Detective Alvarez, würden Sie bitte den Kameramann rufen? Ich untersuche die Tote an Ort und Stelle und entferne das Kreuz aus dem Körper, falls es da ist.«
    Es ist zur üblichen Praxis geworden, die Schauplätze von Kapitalverbrechen zu filmen, insbesondere wenn es um Verbrechen geht, die öffentliches Aufsehen erregen. Es ist allerdings ein zweischneidiges Schwert: Falls Verfahrensfehler begangen werden, sind sie auf dem Film festgehalten und können der Verteidigung als Munition gegen die ermittelnden Beamten dienen. Aber das Gegenteil trifft genauso zu: Wenn die Kamera sagt, dass etwas so ist, dann ist es so. Punkt.
    Der Kameramann wird uns als Jeff vorgestellt. Er ist jung und dunkelblond und macht den Eindruck, als wäre er noch viel zu jung für diese Art von Arbeit. Dennoch lässt er sich nicht schockieren. Er richtet die Kamera auf Valeries Leichnam und beginnt zu filmen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Dr. Weems kniet neben dem Bett nieder und untersucht die Wunde in Valeries Seite.
    »Es scheint sich um ein rundes, nicht ausgefranstes Loch von etwa einem Zentimeter Durchmesser zu handeln. Das benutzte Instrument war spitz und extrem scharf. Zu beiden Seiten des Einstichs sind Schnitte zu erkennen. Sie sind gleichermaßen sauber und stammen vermutlich von einem Skalpell oder einer ähnlich scharfen Klinge.« Vorsichtig betastet er mit der Fingerspitze den Bereich um die Wunde herum. »Unter der Haut kann ich einen harten Gegenstand spüren.«
    Adrenalin schießt in meinen Kreislauf. Ich bin aufgeregt - und schäme mich augenblicklich dafür. Valeries Tod hätte mir zu schaffen machen sollen, doch alles, woran ich jetzt noch denken kann, ist die Frage nach den Spuren, die ihre Leiche liefert.
    Dr. Weems blickt auf und schaut in die Kamera. »Die Wunde wurde bereits fotografisch dokumentiert«, sagt er. »Ich werde jetzt versuchen, den Gegenstand aus der

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