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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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benötigen, um mich zu finden. Falls Ihnen das nicht gelingt, werde ich irgendwann in den nächsten achtundvierzig Stunden erneut töten.« Er zögert. Sein Daumen gleitet über die Perlen des Rosenkranzes. »Ich sage es noch einmal: Ich habe Ihnen alles gegeben, was Sie wissen müssen, um mich zu finden. Inzwischen sollten Sie auch erkannt haben, dass ich niemals lüge und meine Versprechen halte. Finden Sie mich.«
    Damit endet das Video.
    »Warum will er, dass wir ihn schnappen?«, fragt Callie.
    »Das ist der nächste Schritt«, entgegne ich. »Er hat jetzt schon ein großes Publikum. Aber warte erst mal ab, bis er im Knast sitzt. Er wird eine echte Berühmtheit sein. Die Medien werden über ihn berichten, bis ihm die Nadel mit dem tödlichen Cocktail verpasst wird.«
    »Womit er zum Märtyrer würde. Das ist wahrscheinlich ganz nach seinem Geschmack«, wirft James ein.
    »Zurück zum Thema.« Ich gehe unruhig auf und ab. »Er hat gesagt, er habe uns bereits genug Informationen gegeben, dass wir ihn finden können. Er hat außerdem gesagt, dass er niemals lügt. Bei dieser Behauptung bin ich normalerweise skeptisch, aber in seinem Fall bin ich geneigt, es zu glauben, weil er will, dass wir ihn fassen. Wir übersehen irgendetwas. Aber was?«
    Alan seufzt. »Mit logischen Problemen habe ich mich immer schon schwer getan. Wenn du den Burschen hast, überlass ihn mir zur Vernehmung - darauf verstehe ich mich. Aber das hier ist dein Gebiet, Smoky. Deins und das von James.«
    »Es muss irgendetwas Einfaches sein ...«, meint James, wobei er ein weiteres Mal die Namensliste auf der Tafel studiert. »Wir übersehen es, weil es offensichtlich ist. Wie den Beichtstuhl als Quelle seiner Informationen. Er war die ganze Zeit vor unseren Augen. Deshalb haben wir ihn anfangs nicht gesehen. Weil er ins Bild gehörte ...«
    »Weil er zu offensichtlich war«, sagt Jezebel.
    »Genau. Verstecke eine Sache da, wo alle sie sehen können, nur ein klein wenig getarnt. Sie liegt an dem Platz, an den sie gehört, während wir nach etwas suchen, das verborgen zu sein scheint.«
    Mir fällt wieder ein, was ich zu AD Jones gesagt habe: dass der Prediger im Flugzeug vermutlich eine Verkleidung benutzt hat, etwas Unauffälliges mit nur einem einzigen markanten Charakteristikum ...
    Irgendetwas in mir macht Klick.
    Ich habe schon häufiger versucht, anderen dieses Phänomen zu erklären, dieses eigenartige Gefühl, das stets eine plötzliche Erkenntnis anzukündigen scheint, die mir wie aus dem Nichts zufliegt. Es ist, als würde ich einen Augenblick erstarren, mich in der Zeit verlieren, als würde ein Teil meines Bewusstseins für eine Millisekunde aussetzen, nur eine einzige Millisekunde. Wenn ich wieder bei mir bin, frage ich mich, was in jener winzigen Zeitspanne geschehen ist. Was habe ich verpasst? Die Antwort ist einfach: Ich habe gesehen, was ich hätte sehen müssen, war aber noch nicht so weit, es verstehen zu können. Ich gewinne die verlorene Zeit zurück, sobald ich es schließlich verstehe.
    Genau das ist soeben geschehen, und ich frage mich: Was ist es, was ich verstehen muss? Was ist das für ein Ding, das gesehen werden will?
    »James«, sage ich, »zähl mir die Teile des Problems auf, eines nach dem anderen.«
    Er fragt nicht warum. Wir haben dieses Spiel schon öfter gespielt.
    »Wie wählt er seine Opfer aus? Basierend auf ihren Beichten. Weshalb hat er diese Möglichkeit? Weil er Beichtstühle verwanzt hat. In welchen Kirchen hat er das getan? In Kirchen, deren Gemeinden sich besonders um Menschen kümmern, die vom Schicksal gebeutelt wurden. Solche Gemeinden stehen meist besonders eng zusammen.«
    »Halt. Warum stehen sie eng zusammen?«
    »Gemeinsame Erfahrungen.«
    »Nein«, entgegne ich. »Es liegt vor allem daran, dass außer ihnen selbst niemand diese Menschen so akzeptiert, wie sie sind, mit all ihren Fehlern.«
    »Okay«, sagt James. »Was uns wieder zu unserem anfänglichen Problem führt: Menschen, die neu in eine solche Gemeinschaft kommen, werden sehr genau beobachtet. Umso mehr fällt es auf, wenn sie plötzlich verschwinden. Trotzdem erinnert sich niemand an einen Kerl, der ungefähr zur gleichen Zeit verschwunden ist wie sein Opfer in der betreffenden Gemeinde.«
    Die Lösung liegt vor dir, vor aller Augen, vor aller Augen, vor aller Augen ...
    Die Worte bewegen sich durch mich hindurch wie Wellen, die sich nicht brechen. Es ist zum Verrücktwerden. Ich stelle mir vor, ich bin der Mond, ziehe die Wellen mit

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