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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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ihrer Familie. Virginia liegt weit außerhalb seines üblichen Jagdreviers. Ich nehme an, er hat seinen Plan in die Tat umgesetzt und ist dann verschwunden. Ich muss trotzdem mit Vater Strain sprechen, unbedingt.«
    »Ich verstehe.«
    Alan steckt den Kopf ins Büro. »Ich hab da etwas ...«, sagt er aufgeregt.
    »Bitte entschuldigen Sie, Kardinal. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
    »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, wann immer Sie mich brauchen, Agentin Barrett.«
    Jede Wette, dass du zur Verfügung stehst, denke ich, nachdem ich aufgelegt habe. Kannst keine weiteren Skandale gebrauchen, wie?
    Der Diskurs über Homosexualität und seine beharrliche Weigerung, Lisa bei ihrem selbstgewählten Namen zu nennen, hat einen Teil meines alten Zorns auf die katholische Kirche wieder aufgerührt. Es hat eine Zeit gegeben, da habe ich die Reinheit des Gebets geliebt. Nur Gott und ich allein. Es war ganz unkompliziert, und es steckte eine friedvolle Wahrheit dahinter. Ich habe die Intoleranz und die Unwilligkeit, hinter die Dinge zu schauen und weiterzudenken, niemals verstanden. Es sieht so aus, als hätte sich seit damals nicht viel verändert.
    »Was liegt an?«, frage ich Alan.
    »Andrea hat Vater Yates gesagt, ihr voller Name sei Andrea True.« »Und?«
    »Es ist ein falscher Name. Bei der Polizei in Ohio jedenfalls hat nie eine Andrea True gearbeitet. Keine Andrea True im AFIS oder im CODIS, nichts. Wo wir auch nachsehen, überall Fehlanzeige.«
    »Vielleicht ist sie eine Durchreisende, die einen falschen Namen angegeben hat«, meint Callie.
    »Das wäre ein ziemlicher Zufall«, sagt Alan, und seine Stimme klingt mehr als zweifelnd.
    Ich schüttle den Kopf. »Nein. Sie steckt in der Sache mit drin.«
    Und los geht's, denke ich. Wir sind über den Berg. Von jetzt an nimmt die Geschichte Fahrt auf.
    »Callie, du kommst mit mir zu Vater Yates. Nimm deine forensische Ausrüstung mit. Alan, setz dich telefonisch mit Vater Strain in Virginia in Verbindung. Quetsch ihn noch einmal nach jedem aus, der mit Lisa Reid befreundet war oder der sich für sie interessiert hat. Geh diesmal anders herum vor - such nach der Person, die er am wenigsten von allen verdächtigen würde.«
    »Verstanden.«
     
    Vater Yates sieht immer noch betrübt aus. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich alles noch schlimmer für ihn machen werde.
    »Andrea True ist ein falscher Name, Vater«, sage ich zu ihm.
    »Das ist nicht ungewöhnlich in dieser Gemeinde.«
    »Es gibt keine Andrea True, die jemals für irgendeine Polizeibehörde in Ohio gearbeitet hat.«
    Er streicht sich mit den Händen durchs Haar. Sein Blick schweift zum Kruzifix über dem Altar. Wie oft jeden Tag mag er diesen Erlöser, von dem die Farbe abblättert, trostsuchend anschauen?
    »Sie glauben, dass Andrea für den Prediger gearbeitet hat, nicht wahr?«
    »Das glaube ich, ja.«
    Ich erkläre ihm, wie ich zu dieser Schlussfolgerung gelangt bin. Er lässt die Schultern immer mehr hängen, und es wird noch schlimmer, als ich ihm die wahrscheinliche Vorgehensweise schildere: die Infiltration der Kirchengemeinde, das Verwanzen des Beichtstuhls, das Aussuchen eines Opfers, die allmähliche Annäherung, das Weiterreichen des Opfers an den Komplizen und so weiter. Und schließlich, nach dem Verschwinden des Opfers, das Verweilen in der Gemeinde, um jeden Verdacht von sich abzulenken.
    Vater Yates will es nicht wahrhaben, doch er hat zu viele Jahre in zu großer Nähe zu menschlichem Abschaum verbracht, als dass er Beweise für die Existenz des Bösen bestreiten würde, wenn man sie ihm vorlegt.
    »Alles, was Sie sagen, erscheint logisch, so wahr mir Gott helfe. Andrea ist von hier weggezogen an dem Tag, nachdem Sie mit ihr gesprochen hatten. Sie sagte, es wäre Zeit, nach Hause zurückzukehren und das Leben wieder in den Griff zu bekommen.« Seine Stimme klingt bitter. »Ich habe ihr vertraut. Ich habe sie aufgenommen, ich gab ihr die heilige Kommunion und das Sakrament der Beichte. Ich hielt sie in den Armen, als sie mir von ihrem toten Sohn erzählte und um ihn weinte.«
    Callie hat die ganze Zeit geschwiegen. Jetzt meldet sie sich zu Wort.
    »Manchmal sind diese Menschen großartige Schauspieler«, sagt sie. »Es ist keineswegs so, dass Sie blind oder dumm wären. Es liegt daran, dass die Leute Oscar-reife Vorstellungen abgeben, wenn es sein muss.«
    Vater Yates lächelt ihr halbherzig zu, doch er scheint ihren Worten keinen rechten Trost abgewinnen zu können.
    »Wie kann ich Ihnen

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