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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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drückt eine Taste, und drei Worte erscheinen, die mir den Atem stocken lassen.
    »Bruder, Michael Murphy«, lese ich laut. »Sieh nach, was wir über ihn haben.«
    Michael Murphys Foto erscheint auf dem Bildschirm. Er ist eine männliche Version seiner Schwester und besitzt die gleichen großen, traurigen Augen. Er ist attraktiv, ohne ein Schönling zu sein. Er hat ein ausdrucksstarkes Gesicht und strahlt Intensität aus. Ein Typ, der bestimmt keine Probleme mit den Frauen hat.
    »Er hat bei dem tätlichen Angriff auf den Priester mitgemacht«, liest Alan vor. »Das ist zwanzig Jahre her. Auch hier keine mildernden Umstände. Er gehörte ebenfalls nicht zu den belästigten Kindern.«
    »Was noch?«
    Ein paar Klicks später erscheint das gemeinsame Register der beiden.
    »Ein Familienunternehmen«, stellt Alan fest.
    Die Auflistung der Vergehen beginnt im Alter von achtzehn Jahren und setzt sich vier, fünf Jahre fort. Gelegenheitsdiebstahl, Scheckfälschungen ... nichts Großes. Die Verurteilungen bei beiden gehen bis zum Alter von zweiundzwanzig Jahren ständig zurück. Danach ist nichts mehr - bis auf den Angriff auf den Priester.
    »Sieh dir an, wann sie geboren sind«, sagt Alan.
    »Zweiundzwanzigster Januar und zweiundzwanzigster ... Januar?« Ich blinzle ungläubig. »Sie sind Zwillinge.«
    »Und? Meint ihr, dass sie gut aussehen in gleichen Overalls?«
    Kirbys Stimme lässt mich zusammenzucken. Sie hat sich von hinten an uns herangeschlichen. Ich war so vertieft in meine Arbeit, dass ich sie nicht bemerkt habe.
    »Zwillinge, die ein Killerteam bilden?«, frage ich skeptisch. »Wie soll das funktionieren?«
    »Er wird derjenige sein, der das Sagen hat«, mutmaßt Kirby. »Seht sie euch an. Sie ist schwach, das sieht man in ihren Augen.« Ihre Stimme trieft vor Verachtung. »Ich hatte es schon mal mit einem Bruder-Schwester-Killerteam zu tun, damals in ... na ja, irgendwo anders. Morden schien bei denen in der Familie zu liegen. Selbst der gute Dad war Auftragskiller. Und ein ziemlich netter Typ obendrein.«
    Ich starre sie an. Sie grinst.
    »Schon gut, schon gut, ich hab verstanden«, sagt sie. »Ich rede später mit Callie. Viel Spaß noch mit Dick und Jane.« Ich denke nach, als Kirby geht.
    Sie ist schwach, hat Kirby gesagt. Ich denke über die falsche Andrea nach, die Intensität ihrer Beziehung zu dieser Rolle. Nein, ich kann Kirbys Einschätzung nicht teilen. Ich frage mich, ob die Narben auf ihrem Arm echt sind. Oder hat sie sich die Wunden irgendwann selbst zugefügt, um die Rolle einer gescheiterten Selbstmörderin bis zur Perfektion zu spielen? Die mögliche Antwort ist so bestürzend wie alles andere bei diesem Geschwisterpaar.
    »Wir müssen sie finden, Alan.«
    Jetzt kriegen wir dich, Prediger. Du und deine Schwester, ihr mögt alles geteilt haben, doch ihr werdet allein sterben, jeder für sich. Dafür sorge ich.
     
    »Sie haben einen Fingerabdruck gefunden. Das Foto ist per E-Mail auf dem Weg hierher«, sagt Callie. »Gib mir eine Sekunde, um den Abdruck unserem Mr. Murphy zuzuordnen, und wir haben die Beweise, die wir brauchen.«
    »Okay. Alan, wie weit bist du, was die möglichen derzeitigen Aufenthaltsorte der beiden angeht?«
    »Ich arbeite noch dran.«
    Die Tür zum Büro schwingt auf, und James marschiert zusammen mit Jezebel herein. Beide blicken grimmig.
    »Wir haben eine neue Botschaft vom Prediger«, sagt James. »Ich habe nur den Anfang gesehen, aber er zeigt sein Gesicht und gratuliert uns, weil wir herausgefunden haben, wer er ist.«
    »Scheiße!«, sagen Alan und ich unisono und starren uns an.
    »Er scheint die Erlöserkirche weiterhin beobachtet zu haben«, sage ich. »Er wusste, dass es nur einen Grund geben konnte, warum wir dort aufgetaucht sind, und er weiß, dass wir den Daumenabdruck gefunden haben.«
    »Glaubst du, dass er flieht?«, fragt Alan.
    »Ich weiß es nicht. Ich denke, er will gefasst werden, aber jetzt, wo wir wirklich davor stehen ...« Ich zucke die Schultern. »Zeig uns den Videoclip, James.«
    James geht an seinen Schreibtisch, und wir alle, mit Ausnahme von Callie, drängen uns um den Bildschirm, um das Video zu sehen.
    Es gibt diesmal keine weiße Schrift und keine schicke Einführung. Er kommuniziert mit uns, direkt und so nah an der Echtzeit, wie das Medium es gestattet. Der zweite Unterschied ist der, dass wir diesmal sein Gesicht sehen können.
    Ich betrachte dieses Gesicht und erkenne, dass Michael Murphy mit sich selbst im Reinen ist. Er ist sich

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