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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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helfen?«, fragt er.
    »Ich vermute, Andrea hat etwas für uns zurückgelassen. Absichtlich. Es ist ein Endspiel für sie und den Prediger. Sie wollen, dass wir sie fassen, doch sie wollen auch, dass wir uns dafür abrackern. Der Prediger hat gesagt, dass alles da sei, was wir brauchen, um sie zu finden.«
    »Gibt es in dieser Kirche etwas, mit dem Andrea regelmäßig in Berührung gekommen ist?«, fragt Callie. »Irgendetwas, das sie häufig angefasst hat oder für das sie ein auffällig großes Interesse zeigte?«
    Yates' Augen weiten sich.
    »Was ist es, Vater?«, frage ich.
    »Der Kelch. Sie hat gefragt, ob sie die Aufgabe übernehmen dürfe, ihn zu reinigen. Sie sagte, dass sie ihn gerne berühren würde, weil sie sich dadurch näher bei Gott fühlte.«
    »Das stimmt möglicherweise sogar«, sage ich.
    »Können wir diesen Kelch sehen?«, fragt Callie.
    »Selbstverständlich. Warten Sie bitte.«
    Er geht und kommt ein paar Sekunden später mit einem blauen Schnürbeutel zurück. Er bedeutet uns, nach vorne zum Altar zu treten.
    »Bitte stellen Sie ihn ab, Vater«, sagt Callie.
    Er tut wie geheißen.
    Vater Yates und ich beobachten, wie Callie ein Paar Handschuhe anzieht. Sie greift nicht in den Stoffbeutel, um den Kelch hervorzunehmen. Stattdessen öffnet sie den Beutel und streift ihn nach unten. Der Kelch darin ist golden und strahlt trotz des schwachen Lichts in der abendlichen Kirche.
    Callie nimmt eine Ultraviolett-Taschenlampe und untersucht die Außenseite.
    »Nichts zu sehen«, sagt sie schließlich. »Kein einziger Fleck.«
    Enttäuschung steigt in mir auf; dann aber kommt mir ein Gedanke.
    »Sieh auf der Unterseite nach, am Boden. Wahrscheinlich wird diese Stelle beim Reinigen meistens übersehen. Wenn Andrea uns einen Tipp hinterlassen wollte, hat sie bestimmt dafür gesorgt, dass er nicht versehentlich beseitigt wird.«
    Callie dreht den Kelch auf den Kopf und beleuchtet mit ihrer Lampe den Boden. Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, und sie schaut mich an.
    »Bingo. Ein hübscher großer Daumenabdruck. So klar wie der helllichte Tag.«
    Wieder erfasst mich dieses elektrisierende Gefühl. Es ist nicht das Finale, doch wir sind auf dem Weg dorthin.
    Callie macht den Abdruck mit Aluminiumpulver sichtbar und nimmt ihn mit klarem Klebefilm ab. Sie klebt den Abdruck auf einen weißen Karton. Anschließend fertigt sie digitale Aufnahmen des Abdrucks an, sodass wir eine Sicherungskopie besitzen für den Fall, dass mit der Karte irgendetwas passiert.
    Die Kamerablitze wirken fremd. Wie ein von Menschenhand gemachtes Gewitter. Jesus am Kruzifix und der Altar werden für einen Sekundenbruchteil aus dem Halbdunkel gerissen und sind im hellen Tageslicht, ehe sie in die Schatten zurückkehren, in denen trüb das Kerzenlicht flackert. Der Kelch erstrahlt so hell, als würde er glühen.
    Ich starre darauf und frage mich, wann genau das alles passiert ist. Wie bin ich hierhergekommen? Als kleines Mädchen habe ich aus einem ähnlichen Kelch getrunken, und es bedeutete, dass ich Gott nahe war. Heute ist die Bedeutung eine andere. Heute verrät mir der Kelch, dass in der Nähe ein Ungeheuer lauert.
    Ist es eine Entscheidung?, frage ich mich. Die Ungeheuer oder Gott? Ist es möglich, den Bestien so nahezukommen wie ich, sie so gut zu verstehen, und trotzdem noch Platz fijr einen Gott zu haben?
    Die Kamera blitzt, und ich kneife die Augen zusammen wegen der plötzlichen schmerzhaften Helligkeit - einem Licht, das rein gar nichts mit Gott zu tun hat.
    »Das wäre alles für den Augenblick«, sagt Callie.
    Ich wende mich an Vater Yates. »Wir müssen den Kelch mitnehmen, Vater.«
    Er verzieht das Gesicht. »Tun Sie sich keinen Zwang an. Er ist nicht mehr für unsere Zwecke geeignet, soweit es mich betrifft.«
    »Sie meinen, der Daumenabdruck löscht die Gegenwart Gottes aus?«, frage ich. »Mir scheint, als würden Sie Andrea große Macht zusprechen.«
    Er lächelt jenes Lächeln, das ich gesehen habe, als ich ihm von meiner eigenen Verbitterung und meinem Abfall vom Glauben berichtete. Ein Teil Toleranz, zwei Teile Mitgefühl, Wärme und Liebe.
    »Nein, das ist es nicht«, sagt er. »Ich will nur nicht, dass irgendeine noch so kleine Hinterlassenschaft dieser Ungeheuer bei der heiligen Kommunion dabei ist und sie entweiht. Sie haben es nicht verdient.«
    Vater Yates ist betrübt wegen der Ereignisse in jüngster Vergangenheit, doch sein Glaube ist deswegen noch lange nicht ins Wanken geraten. Die Unsicherheit, was

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