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Das Boese in uns

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Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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und du bist willkommen in diesem Haus.«<
    »Wo war das?«
    »Detroit.« Er zuckt die Schultern. »Vater Montgomery hat mich bekehrt. Ich hörte den Ruf Gottes und wusste, was er von mir wollte. Ich sollte Vater Montgomery nacheifern. Was ich seither getan habe.«
    »Rosemary«, erinnere ich ihn.
    »Rosemary war eine ruhelose junge Person. Ihre Geschichte war nicht gerade originell. Ein schwieriger Teenager, der mit Drogen in Berührung kam und auf dem Strich gelandet war. Was bei Rosemary anders war, was sie komplizierter machte, war die Abhängigkeit. Sie genoss die Verbindung aus Drogenmissbrauch und schmutzigem Sex. Ich will damit nicht sagen, dass sie es für gut oder richtig hielt. Aber es machte ihr großes Vergnügen, sie suchte es förmlich. Rosemary war nicht das unschuldige Opfer eines glattzüngigen Kupplers. Sie war auch nicht als Kind missbraucht worden.« Er schüttelt den Kopf, als ihm etwas einfällt. »Sie hat mir einmal erzählt, sie wäre einfach >als schlechter Mensch auf die Welt gekommen<. Eine Krankenschwester, ein Mitglied meiner Gemeinde, hatte mich auf Rosemarys Einlieferung in die Notaufnahme aufmerksam gemacht. Sie sagte sinngemäß: >Dieses Mädchen ist ganz unten angekommen, Vater. Entweder sie ändert sich, oder sie wird sterben.«<
    »Und? War sie ganz unten angekommen?«
    »Ja. Sie war von einem Kerl fast totgeschlagen worden, als sie auf einem Kokaintrip war. Sie hatte eine Chlamydieninfektion. Syphilis und Gonorrhöe wüteten in ihrem Körper. Und zu alledem hatte sie sich auch noch eine Grippe eingefangen.«
    »Wow.«
    »Genau. Sie war nicht mit HIV infiziert, Gott sei Dank, und die Syphilis war noch im ersten Stadium. Es sah so aus, als hätte der Heilige Geist persönlich über Rosemary gewacht.«
    Ich halte das zwar für fraglich, sage aber nichts dazu.
    »Bitte fahren Sie fort, Vater.«
    »Ich war da, als sie aufwachte. Sie weinte und weinte. Sie konnte nicht aufhören. Ich stellte ihr die Frage, die ich immer stelle: >Bist du bereit für meine Hilfe?< Und Rosemary antwortete schluchzend: >Ja.< Ich suchte eine Bleibe für sie. Mitglieder der Kirchengemeinde halfen ihr beim Entzug, und wir beteten gemeinsam.« Seine Augen blicken traurig. »Wir beteten sehr viel.« Er sieht mich an. »Es gab etwas Besonderes an Rosemary, das man erst kennen musste, um zu begreifen, was für ein Mensch sie war. Und damit meine ich nicht ihre Sünden oder ihre Krankheiten. Es ist vielmehr so, dass diese anscheinend hoffnungslose verlorene junge Frau irgendwie, von irgendwoher, eine gewaltige Kraft bezog. Sie hat mir erzählt, dass sie immer noch fast jeden Tag an Drogen und Sex dachte. Das Verlangen wurde schwächer, doch es verschwand nie völlig. Und trotzdem hielt sie durch.« Er ballt in hilfloser Wut die Faust. »Sie hat die letzten fünf Jahre ein gottgefälliges Leben geführt. Keine Drogen, keine Exzesse, kein Rückfall in alte Verhaltensweisen. Ich hasse es, dieses Wort zu benutzen, doch es ist in Rosemarys Fall mehr als zutreffend: Sie wurde errettet.«.
    »Ich verstehe.« Ich bin nicht überzeugt, bin aber bereit, die Möglichkeit zu akzeptieren, dass Rosemary sich tatsächlich geändert hat. Vater Yates macht auf mich nicht den Eindruck eines Mannes, der mit Scheuklappen durchs Leben läuft.
    »Darüber hinaus ...« Er zögert.
    »Ja?«
    »Ich nehme die Beichte ab, verstehen Sie? Ich kann Ihnen nicht verraten, was Rosemary mir gesagt hat, nur so viel: Sie hat mir die schlimmsten Seiten ihres Selbst gezeigt. Sie hat absolut nichts zurückgehalten.«
    Ich bin weit mehr als neugierig: Ich bin gefesselt. Doch ich weiß auch, dass dieser Mann Rosemarys Vertrauen niemals enttäuschen würde - und ich finde in diesem Gedanken einen unerwarteten Trost.
    Die Wurzeln des Katholizismus reichen tief bei mir.
    »Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir erzählen könnten, Vater? Irgendetwas, von dem Sie glauben, dass es hilfreich sein könnte?«
    »Tut mir leid, Agentin Barrett, aber ich fürchte, das Einzige, was ich beitragen kann, ist ein Bild von Rosemary in ihrer schlimmsten und in ihrer besten Zeit.«
    Ich greife in meine Tasche, zücke eine Visitenkarte und reiche sie ihm.
    »Rufen Sie mich an, Vater, falls Ihnen noch etwas einfällt.«
    »Versprochen.« Sein Blick ruht für einen Moment auf mir. »Wie stehen Sie eigentlich zum Gebet, Agentin Barrett?«
    Er hat mich überrumpelt; damit habe ich nicht gerechnet. »Rein persönlich? Ich finde das Gebet an sich überbewertet und die Ergebnisse

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