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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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das, vor der ewigen Verdammnis.
     
    Ja. Das ergibt Sinn.
     
    Was verdammt einen Menschen?
     
    Ich zermartere mir das Hirn, versuche alte Erinnerungen an meinen Katechismus auszukramen. Irgendetwas über Todsünden, lässliche Sünden ...
    Ich nehme meinen Notizblock mit nach oben in mein Arbeitszimmer. Ich setze mich vor meinen Computer, öffne den Internetbrowser, rufe eine Suchmaschine auf.
    Im Suchfeld gebe ich ein: Bedeutung Todsünde. Der erste Treffer lautet: Todsünde, Definition. »Fragt, und es wird euch gegeben«, murmle ich und klicke auf den Link.
    Das Wörterbuch der Amerikanischen Sprache öffnet sich, und der entsprechende Eintrag erscheint auf meinem Bildschirm.
     
    Eine Sünde wie Mord oder Blasphemie, die so schwerwiegend ist, dass sie die Seele der göttlichen Gnade beraubt und sie in die ewige Verdammnis schickt, wenn die Sünde zum Zeitpunkt des Todes nicht vergeben wird.
     
    Weiter unten auf der Seite findet sich eine Abhandlung zu diesem Thema, die Bezug nimmt auf Thomas von Aquin. Da steht:
     
    Eine Todsünde vernichtet die göttliche Gnade im Herzen desjenigen, der sie begangen hat. Damit es sich um eine Todsünde handelt, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:
    A. Es muss sich um eine schwere Sünde handeln.
    B.  Die Sünde wird im vollen Wissen des Sünders begangen.
    C.  Die Sünde wird vorsätzlich und absichtlich begangen.
    Woraus folgt, dass eine Todsünde nicht versehentlich begangen werden kann, da zwei der Bedingungen Wissen und Billigung sind. Mit anderen Worten, der Sünder weiß, dass es eine schwere Sünde vor Gott ist, was er tut, und tut es trotzdem und mit Vorsatz. Er ist sich bewusst, dass er gegen Gottes Gesetz und seine Liebe verstößt.
    In seinem Brief an die Galater zählt Paulus eine Reihe schwerer Sünden auf: >Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Unzucht, Unsittlichkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Zwietracht, Spaltungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr, und ich sage noch einmal, was ich euch bereits gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.<
    Und im Ersten Brief an die Korinther heißt es bei Paulus: > Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habsüchtige, und auch keine Trinker, Lästerer und Räuber werden das Reich Gottes erben.<
     
    In diesem Tonfall geht es weiter. Ich gehe ein paar Seiten zurück und klicke auf die übrigen Links, welche die Suchmaschine gefunden hat. Ich bin nicht überrascht, dass die Fakten, die eine Todsünde spezifizieren, nicht klar definiert und heftig umstritten sind. Die katholische Kirche vertritt Ansichten, die sich von denen der Protestanten unterscheiden. Die orthodoxen Kirchen in Osteuropa wiederum vertreten andere Standpunkte als die Kirchen im Westen. Strenge Traditionalisten klassifizieren sieben Todsünden, während andere dies infrage stellen.
    Allerdings gibt es auch Punkte, in denen klare Übereinstimmung herrscht. Alle Kirchen räumen ein, dass Mord eine sehr schwere Verfehlung ist. Und Homosexualität wird allerseits als Expressfahrschein in die Hölle betrachtet.
    »Tut mir leid für dich, James«, murmle ich. »Niemand mag gottlose Arschficker.«
    Der kleinste gemeinsame Nenner: Man weiß, dass es eine schwere Sünde ist; man weiß, dass man Gottes Liebe verwirkt und gegen sein Gesetz verstößt, und man tut es trotzdem. Wenn man sich einer Todsünde schuldig gemacht hat, ohne dass man auf dem Sterbebett die Verantwortung dafür übernimmt und bereut, ist man gelackmeiert. Dann kann man wie ein unzerstörbarer Marshmallow über dem ewigen Lagerfeuer rösten.
    Ich lehne mich in meinem Bürosessel zurück und konsultiere erneut meinen Notizblock.
    Okay, sehen wir uns an, was wir bis jetzt haben. Also, wenn unser Freund seine Opfer vor der Verdammnis rettet, dann ... ja, was? Bringt er sie zu einem Geständnis, bevor er sie tötet?
    Eine andere, offensichtliche Möglichkeit wird mir bewusst.
    Vielleicht rettet er sie ja gar nicht. Vielleicht schickt er sie in die Verdammnis.
    Wenn er etwas über sie weiß. Wenn er weiß, dass sie etwas getan haben, was er als Todsünde betrachtet, und wenn er sie umbringt, ehe sie Gelegenheit zur Reue haben, schickt er sie nach seiner Sichtweise geradewegs in die Hölle.
    Aber

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