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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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sich fürs Leben, weißt du?«
    »Und? Bist du sicher?«
    Der Blick, mit dem sie mich betrachtet, ist beinahe misstrauisch. Callie ist einer der verschwiegensten Menschen, die ich kenne. Wenn es - außer Sam - irgendjemanden gibt, dem sie ihr Inneres anvertraut, dann bin ich das, doch selbst mich lässt sie nicht oft in die Karten sehen.
    »Ja, ich bin sicher.«
    Dann lächelt sie strahlend und überrascht mich damit. Mir wird klar, dass Callie glücklich ist wegen dieses Gefühls, sicher zu sein. Ich kenne sie als einen stets zufriedenen Menschen, doch es gibt einen Unterschied zwischen Zufriedenheit und Glücklichsein. Und das hier ist Glücklichsein.
    »Fühlt sich gut an, hm?«
    »Und ob.«
    Ihr Lächeln verschwindet wieder hinter der Mauer aus schelmischer Ironie.
    »Tja«, sagt sie. »Du und ich, wir werden niemals wie die Girls von Sex and the City, also wechseln wir das Thema und machen uns an die Arbeit, okay?«
    Ich hebe meinen Becher und proste ihr zu. »Darauf trinke ich.«
     

Kapitel 16
    »Warum ersetzen die Bürokraten nicht mal diese verdammten Teppichböden?«, schimpft Alan, als wir durch den Flur zu unseren Büros gehen.
    »Weil hier oben niemand hinkommt, den das FBI beeindrucken will«, erwidere ich.
    Wir haben Alan beim Aufzug getroffen, Callie und ich.
    »Wenn das stimmt«, sagt sie, »können die Teppichböden meinetwegen bleiben. Die sind mir immer noch lieber als Horden von Presse- und Fernsehfuzzis.«
    Die Wahrheit ist, die Teppiche sind vollkommen in Ordnung. Es ist ein dünnes, dichtes Gewebe, gemacht für starke Benutzung, ein wenig abgelaufen, aber durchaus noch ansehnlich. Doch wir mussten auf dem Weg nach oben durch den Empfang, und Alan hat bemerkt, dass der Marmor im Bereich hinter dem großen Empfangsschalter zum zweiten Mal in fünf Jahren ausgetauscht wird.
    »Bleib fair, Alan«, sage ich. »Beim ersten Mal, als sie die Lobby renovieren mussten, war es wegen uns.«
    Vor zwei Jahren platzte ein Kerl in die Empfangshalle und warf mit Granaten um sich. Dann feuerte er aus einer automatischen Waffe auf alles, was sich bewegte, bevor er wieder verschwand.
    Dieser Verrückte stand mit einem Mann in Verbindung, den wir damals jagten, also war es gewissermaßen unsere Schuld.
    »Ja, ja. Aber sieh nur!« Alan deutet mit unterschwelliger Empörung auf einen kleinen Fleck. »Unten kriegen sie neuen Marmor, und ich muss mir seit vier Jahren jedes Mal, wenn ich ins Büro gehe, diesen verdammten Fleck ansehen. Das ist nicht richtig!«
    »Ich wusste gar nicht, dass du so ein empfindliches Häschen bist«, spöttelt Callie.
    Wir biegen um den letzten Knick im Gang vor unseren Büros, die im Gebäude allgemein »Death Central« heißen, Todeszentrale.
    Mein derzeitiger Job beim FBI ist der einer NCAVC-Koordinatorin. Das NCAVC ist das Bundesamt für die Analyse von Gewaltverbrechen, dessen Zentrale sich in Washington, D. C, befindet. In jedem FBI-Büro gibt es einen Agenten, der für die Aktivitäten des NCAVC in seinem Bereich zuständig ist. Repräsentanten des Todes sozusagen. In Podunk ist es vielleicht ein einzelner Agent, der außerdem für zahlreiche andere Aufgaben verantwortlich ist. Hier in L. A. gibt es eine NCAVC-Vollzeit-Koordinatorin - mich - sowie ein ganzes Team von Agenten, weil sich in L. A. besonders viele Psychos tummeln. Ich nehme an, Serienkiller sind in dieser Hinsicht wie alle anderen Menschen: Sie mögen das sonnige kalifornische Klima.
    »Von wegen, >weil hier oben niemand hinkommt<«, murmelt Alan.
    Kirby steht vor der Tür zu den Büros und zwirbelt eine blonde Locke um den Zeigefinger. Ihre Augen leuchten auf, als sie uns sieht.
    »Hey, Leute! Wie geht's denn so? Wie war's drüben im Osten? Zu kalt für mich, so viel weiß ich jetzt schon. Ich muss jederzeit ein Bier am Strand trinken können, wenn ich Bock darauf habe, versteht ihr? Na ja, wie dem auch sei - ich muss mit Callie über Hochzeitsdinge reden.«
    So redet Kirby immer. Plappert munter drauflos, als gäbe es überhaupt keine Sorgen auf dieser Welt.
    »Wie bist du überhaupt hier raufgekommen?«, will Alan wissen.
    »Ich hab meine Methoden, schon vergessen?« Sie zwinkert ihm zu und will ihn freundschaftlich boxen, doch er hebt protestierend die Hand. »Ich brauche keinen neuen blauen Fleck, Kirby.«
    Sie ist kaum größer als einsfünfundsechzig, aber ihre freundschaftlichen Hiebe haben es in sich.
    Kirby grinst ihn an. »Sei nicht so wehleidig.« Sie blickt Callie an. »Aber seine Frau macht einen

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