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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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und Weise, wie die Opfer gestorben sind.«
    »Ein Stich in die Seite«, sagt Alan.
    »Ein Stich in die rechte Seite«, verbessert ihn James. »Vom religiösen Standpunkt aus betrachtet ist das bedeutsam.«
    Ich starre ihn an, als mir klar wird, worauf er anspielt. Ich frage mich, wieso ich nicht selbst darauf gekommen bin.
    »Die Lanze«, sage ich.
    »Longinus.«
    »Entschuldigt«, sagt Callie, »aber ich kann euch nicht folgen. Könnt ihr das vielleicht genauer erklären, für die anwesenden Heiden?«
    »Longinus war der römische Soldat, der Christus die Lanze in die Seite gebohrt hat, um sicher zu sein, dass er tot ist«, erklärt James.
    »>Einer der Soldaten stieß mit einer Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus<«, zitiert Alan. Ich schaue ihn an, hebe fragend eine Augenbraue. Er grinst. »Sonntagsschule nach Baptistenart. Meine Freunde und ich fanden die Offenbarung des Johannes und die Kreuzigung am spannendsten. Dramatisch und blutig.«
    »Das geht wohl an der tieferen Bedeutung vorbei«, sage ich.
    »Hey, wir waren gerade mal zehn Jahre alt!«
    »Ja, ja, ja«, sagt James ungeduldig. »Was ich sagen will ... es gilt allgemein als gesichert, dass Longinus mit der Lanze Christi' rechte Seite durchbohrt hat.«
    »Genau wie bei unseren Opfern«, bemerkt Callie.
    »Die größte Frage bleibt bestehen«, fährt James fort. »Warum bringt er sie um?«
    »Ganz einfach«, wirft Alan ein. »Weil sie Sünder sind.«
    James schüttelt den Kopf. »Sie sind frei von Sünde, sobald sie gebeichtet haben. Was nach allem, was du uns über deine Unterhaltung mit Vater Yates erzählt hast, zumindest bei Rosemary der Fall war ...«
    »Immer langsam, Leute«, unterbreche ich. »Das sind eine ganze Menge Annahmen. Vielleicht war Rosemary in den Augen des Täters schon deshalb eine Sünderin, weil sie eine ehemalige Prostituierte war. Und Lisa Reid wollte ihr Geschlecht ändern, was in jeder Religion eine Ungeheuerlichkeit ist.«
    »Zugegeben. Aber das passt nicht mit seiner Methode zusammen«, wirft James ein. »Wenn die Handlungen der Opfer ihn so empört haben, warum wurde dann so wenig Gewalt angewendet? Die Morde sind sauber, funktional, symbolisch. Es fehlt jede Leidenschaft.«
    »Außerdem gibt es keinerlei Spuren von Folter«, meint Callie. »Es ist fast so, als wären die Opfer notwendig. Wie Requisiten in einem Schauspiel.«
    Callie mag recht haben, doch das Fehlen brutaler Gewalt lässt mich nicht los. Sexualverbrecher verletzen das Opfer, demütigen es, quälen es. Unsere Opfer wurden nicht verletzt. Rosemary wurde aufgebahrt, aber nicht auf demütigende Weise. Die Tatsache ihres Todes war dem Killer wichtiger als alles andere.
    »Also unterschiedliche Typen von Opfern, keine sexuelle Motivation, ein religiöses Thema. Was sagt uns das alles?«, fragt James.
    »Wenn es nicht um Sex geht«, überlege ich laut, »geht es entweder um Rache oder darum, eine Botschaft zu verkünden. Er will entweder uns oder jemand anders etwas mitteilen, indem er sie tötet.«
    »Rache scheidet aus«, sagt James. Es ist eine Feststellung, keine Frage.
    »Stimmt«, sage ich. »Zu wenig Brutalität.«
    »Was will er uns also sagen?«, fragt Alan.
    »Ich weiß es nicht. Irgendetwas, das ihm wichtig ist. Hat das VICAP noch irgendwelche Treffer hervorgebracht, Alan?« »Nein.«
    Callie stößt einen leisen Pfiff aus. »Wow. Wir haben also überhaupt nichts.«
    Ich starre sie finster an. »Sehr scharfsinnig beobachtet.«
    »Ich nenne die Dinge nur beim Namen.«
    Meine hilflose Wut rührt weniger von Callies Bemerkung her, als vielmehr von der Wahrheit ihrer Worte. Und den Konsequenzen.
    »Ihr wisst, dass er bereits sein nächstes Opfer ausgesucht hat«, erinnert uns James, als würde er meine Gedanken lesen. »Vielleicht sogar schon das übernächste.«
    Ich starre ihn säuerlich an. »Du und Callie, ihr könntet in die forensische Abteilung gehen. Seht mal, ob ihr was findet.«
    »Und was machen wir?«, fragt Alan. »Oder ich?«
    »Ich muss AD Jones berichten und Rosario Reid anrufen«, antworte ich. »Anschließend fahren wir zu Vater Yates. Ich will jeden befragen, der Rosemary kannte und in den letzten Jahren irgendwie mit ihr zu tun hatte.«
    Alan nickt billigend. »Ein guter Detektiv findet seine eigene Spur.«
    »Der Witz hat einen Riesenbart«, sagt Callie mit gespieltem Spott. »Viel Spaß euch beiden. Damien und ich gehen ins Labor.«
    »Hör auf, mich so zu nennen, du Junkie!«, schimpft James. Es ist schwer zu

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