Das Boese in uns
sagen. Macht er einen Witz, oder versucht er tatsächlich, Callie eins auszuwischen? Callie jedenfalls pariert mühelos.
»Touche, Priscilla. Und jetzt beweg deine hübschen roten Slipper und sieh zu, dass wir an die Arbeit kommen.«
Sie gehen zur Tür, während sie sich weiter gegenseitig Beleidigungen an den Kopf werfen.
»James scheint sich daran zu gewöhnen, dass Callie ihn mit seinem Schwulsein veräppelt«, beobachtet Alan.
»Ich glaube, es würde ihm mehr zu schaffen machen, würde sie es nicht tun. Denn so weiß er, dass es ihr vollkommen egal ist. Abgesehen davon würde Callie sich jede dahingehende Bemerkung sparen, wenn jemand anders in Hörweite ist.«
»Ja. Willst du jetzt die beiden Gespräche führen?«
»Gib mir eine Viertelstunde. Wir treffen uns unten in der Lobby.«
Kapitel 17
»Noch ist nichts in den Nachrichten über Lisa Reid«, informiert mich AD Jones.
»Ich bin beeindruckt. Selbst wenn man außen vor lässt, dass Lisa das Kind eines Kongressabgeordneten ist, hätte ein Mord an Bord eines Flugzeugs doch längst schon Aufmerksamkeit geweckt haben müssen.«
»Director Rathbun weiß offensichtlich, wie man mit der Presse umgeht. Allerdings dürfte es nicht ewig so bleiben. Wie weit sind wir?«
Ich informiere ihn über alles, was sich seit unserer letzten Besprechung ergeben hat, einschließlich der verschiedenen Theorien, mit denen wir uns derzeit befassen.
»Was haben Sie für ein Gefühl bei dieser Sache?«, will er wissen, als ich fertig bin.
AD Jones hat sich durch die Dienstränge bis auf seinen jetzigen Posten hinaufgearbeitet. Er weiß, wie unser Job funktioniert, und er wird nie einer von den Anzugtypen sein. Wenn er eine Frage wie diese stellt, dann tut er es, weil er meine Meinung respektiert und die ungeschönte Wahrheit hören will.
»Ich nehme an, dass wir sehr bald in einer Sackgasse landen, es sei denn, wir finden eine neue Spur oder ...«
»... oder er tötet sein nächstes Opfer«, beendet Jones den Satz für mich.
Da ist sie wieder, die Pause, während der die Erde stillsteht. Der Killer ist irgendwo da draußen, und er ist auf der Jagd. Vielleicht ist gestern Nacht eine Frau gestorben, während ich im Bett gelegen und geschlafen habe. Vielleicht ist heute Morgen eine Frau gestorben, während ich mit Callie am Frühstückstisch Kaffee getrunken und Witze gerissen habe. Hat die Frau geschrien, während wir uns unterhalten haben? Hat der Killer gegrinst und sich an den Qualen des Opfers geweidet?
Ich verdränge den Gedanken.
»Ja, Sir. Der Täter geht äußerst methodisch vor. Er hat Selbstvertrauen und geht Risiken ein, aber er ist nicht verrückt. Er kämpft nicht gegen sexuelle Zwänge an und hört keine Stimmen. Er verfolgt einen Weg, der ihn zu einem bekannten Ziel führen wird. Was genau das für ein Ziel ist, konnten wir bisher nicht feststellen.«
AD Jones lehnt sich in dem braunen Ledersessel zurück, den er schon hat, solange ich ihn kenne. Das Leder ist abgewetzt und stellenweise gerissen. Man hat ihm bei mehr als einer Gelegenheit gesagt, dass er den Sessel endlich loswerden soll - ein gut gemeinter Ratschlag, den er jedoch ignoriert. Er kann stur sein wie ein Ochse. Und er kommt damit durch, weil er auf seinem Gebiet ein Ass ist.
»Okay«, sagt er. »Was bleibt also übrig? Wie lautet der Angriffsplan?«
»Callie und James untersuchen die Staubsaugerbeutel. Vielleicht finden wir darin etwas, das uns weiterbringt.«
»Aber das glauben Sie nicht, Smoky.«
»Nein, Sir, aber ...« Ich zucke die Schultern. »Ich schätze, wir machen uns damit zum Narren.« »Hm. Sonst noch was?«
»Alan und ich möchten noch einmal zu Vater Yates. Wir wollen sämtliche Bekannten von Rosemary Sonnenfeld befragen und sehen, wohin es uns führt.«
Jones trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte. Nickt. »Ich informiere Director Rathbun. Halten Sie mich auf dem Laufenden, Smoky.«
»Aye, aye, Sir.«
»Und rufen Sie Rosario Reid an. Halten Sie sie ebenfalls auf dem neuesten Stand und sorgen Sie dafür, dass sie auf unserer Seite bleibt. Ich denke, das ist eine gute Idee.«
»Das steht gleich als Nächstes auf meinem Plan, Sir.«
»Nichts? Überhaupt nichts?«
Rosarios Stimme klingt weit entfernt. Ich höre nichts von der Stärke, die ich an jenem Abend in ihrem Wagen gespürt habe.
»Nein, tut mir leid. Aber es ist noch früh, Rosario, sehr früh. Manchmal dauert es halt ein bisschen länger.«
»Und diese andere junge Frau, die er ermordet hat?
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