Das Boese in uns
bei ihm noch lange nicht Schluss war. Tränen waren normalerweise das sichere Zeichen, dass man sich geschlagen gab. Nicht so bei Mark.
Dexter hatte es einmal am eigenen Leib erfahren müssen. Aus irgendeinem Grund - er wusste immer noch nicht genau, was ihn geritten hatte - hatte er sich geweigert, Mark einen Comic zu geben, als er es von Dexter verlangt hatte. Marks Reaktion war augenblicklich und heftig gewesen. Er hatte Dexter so fest ins Gesicht geschlagen, dass dieser zu spüren glaubte, wie seine Augen in den Höhlen umherschwappten. Der nächste Schlag hatte den Solarplexus getroffen, und Dexter war in die Knie gebrochen, während er nach Atem gerungen hatte.
Noch im gleichen Augenblick hatte Mark sich auf ihn geworfen, ihn am Boden festgenagelt, die Arme unter den Knien gefangen.
»Dir Schwuchtel sind endlich Eier gewachsen, was? Ganz beschissene Idee, Schwuchtel. Jetzt wirst du dafür bezahlen.«
Dexter erstarrte. Er hatte geglaubt, dass er bereits dabei war zu bezahlen. Plötzlich bekam er keine Luft mehr. Panik kam herangerollt wie eine Tsunamiwelle. Er war sicher, dass er sterben würde. Er starb natürlich nicht, doch es fühlte sich so an.
»Ich werd dir was zeigen, das ich im Fernsehen in einer Kampfsportsendung gesehen habe, Schwuchtel«, sagte Mark. Sein Tonfall war beinahe fröhlich. Dexter sah zu dem großen Jungen hoch und strich das »Beinahe« aus dem letzten Gedanken.
Mark setzte einen Daumen rechts und links von Dexters Gesicht und drückte auf eine Stelle direkt unterhalb des oberen Wangenknochens. Er drückte nach oben. Nicht besonders fest - was die ganze Sache noch beängstigender machte, weil selbst der schwache Druck bereits entsetzlich wehtat.
»Na, geiles Gefühl, was? Da ist so ein Nervendingsbums, ein Akupressurpunkt oder so. Ist ja auch egal - tut schlimmer weh als ein Tritt in die Eier.«
Und dann drückte er richtig zu, machte seine Daumen zu stählernen Klauen und drückte mit all seiner nicht unbeträchtlichen Kraft.
Dexter konnte nicht anders, seine Augen quollen ihm aus den Höhlen. Er schrie nicht bloß, er brüllte. Der Schmerz war augenblicklich und furchtbar und überall. Es fühlte sich an, als hätte Mark Dolche in Dexters Wangen gerammt.
Er konnte Mark sehen, durch den wabernden Schmerz hindurch, am Rand seines Gesichtsfelds, wie er fröhlich grinste. Marks Augen leuchteten. Dexter spürte die Erektion des größeren Jungen, als der sich auf ihn drückte. Davon, dass er einen Schwächeren zum Jammern und Schreien brachte, bekam Mark einen Steifen.
An diesem Punkt hätte es aufhören müssen. Bei jedem anderen Schläger wäre es so gewesen. Doch an diesem Tag fand Dexter heraus, dass Mark bereit war, sich ganz unmissverständlich zu machen.
Er hörte nicht auf. Er drückte noch fester zu. Er drückte und grinste, während Dexter brüllte, und er drückte so lange, bis Dexter sich in die Hose pinkelte. Und Dexter schrie, bettelte, flehte um Gnade.
»Ist deine Mama eine Hure?«, fragte der größere Junge. »Ja, ja, ja!«, kreischte Dexter.
»Dann sag es! Sag mir, dass deine Mama eine dreckige, alte, schwanzlutschende Hure ist, die drauf steht, in den Arsch gefickt zu werden.«
Erneut spürte Dexter dunkel den erigierten Penis des anderen, pulsierend jetzt.
Zu Dexters Gunsten sei gesagt, dass er angesichts der ungeheuerlichen Forderung seines Peinigers zögerte. Doch dann drückte Mark noch fester zu.
»Okay, okay, okay!«, kreischte Dexter. »Sie ist eine dreckige, alte, schwanzlutschende Hure!«
»Die sich gerne in den Arsch ficken lässt«, sagte Mark.
»Die sich gerne in den Arsch ficken lässt! Bitte hör auf, bitte hör auf... bittehörauf bitte ...«
Endlich ließ Mark locker. Nahm die Daumen weg. Doch er stand nicht sofort auf, ließ Dexter nicht sofort frei. Er blieb auf ihm sitzen, starrte mit halb geschlossenen, hungrigen Raubtieraugen auf ihn hinunter, während sein Penis gegen Dexters Bauch pulsierte. Betrunken vom Machtrausch - von der Macht, anderen Schmerzen zuzufügen.
»Hör zu, Schwuchtel«, sagte Mark. »Wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen von dem erzählst, was ich hier mit dir gemacht habe, und ich erfahre davon, reiß ich dir den Schwanz ab. Das ist mein Ernst. Kapiert?«
Dexter konnte nicht sprechen. Er zitterte am ganzen Leib, und das Pochen in seinen Wangen wollte nicht aufhören. Es fühlte sich beinahe so an, als hätte Mark seine Daumen nie weggenommen. Er schüttelte den Kopf, nein, nein, und brach in Tränen aus.
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