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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Heftige, raue Schluchzer ließen ihn am ganzen Körper beben.
    Mark starrte ihn angewidert an.
    »Verdammte Pussy-Schwuchtel.«
    Eine Sekunde später war der Schläger verschwunden. Dexter drehte sich auf die Seite und übergab sich auf den guten alten Texas-Boden. Seine Wangen standen in Flammen. Es dauerte beinahe zwei Tage, bis das Pulsieren völlig abebbte, und er konnte in dieser Zeit keinen Bissen essen.
    Es war Dexters erste Begegnung mit nacktem, schierem, Todesangst erweckendem Terror, und diese Begegnung hatte ihre Spuren hinterlassen. Dexter zweifelte nicht daran, dass der Schläger seine Drohung in die Tat umsetzen würde. Mark liebte es, anderen Schmerz zuzufügen. Das war es, was ihn antrieb, was seine Reifen mit Luft befüllte, was sein Rückgrat stärkte.
    Mark war von Grund auf böse, so viel war Dexter klar. Kinder kennen keine Grauschattierungen. Moralische Mehrdeutigkeiten kommen erst später, wenn Kinder beginnen, ihre eigenen Fehler und Missetaten zu rechtfertigen. Mark war ein Monster, gnadenlos, verderbt und grausam.
    Und als Dexter nun Marks Stimme sagen hörte: »Küss ihn, du verdammter Bekloppter«, da war das kein gutes Zeichen, ganz und gar nicht.
    Jahre später fragte Dexter sich, warum er nicht auf dem Absatz kehrtgemacht hatte und in die Straße zurückgerannt war, zurück zur Kreuzung und dem Weg, der zum Teich und in den Park führte. Warum er nicht ein Elfjähriger geblieben war.
    Doch an jenem Tag bewegte er sich weiter in Richtung der Stimme, voller Angst und doch außerstande, sich abzuwenden.
    Hinter der ersten Reihe von Bäumen gab es eine kleine Lichtung. Und dort stand Mark über Jacob Littlefield.
    Jacob war älter als Mark oder Dexter, beinahe siebzehn, doch er war kleiner und schwächer als Mark und geistig langsamer als Dexter. Jetzt wurde Dexter auch klar, dass Marks »Bekloppter« wortwörtlich gemeint war. Er benutzte eine gemeine Beleidigung, die Jacob sicher schon häufig gehört hatte und deren Bedeutung er zweifellos verstand.
    Jacob war auf Händen und Knien und weinte wie ein verlorenes Baby. Er hatte ein großes rundes Gesicht und kurz geschnittene blonde Haare. Seine Haut war milchig weiß, die schönste Haut, die Dexter je bei einem anderen Jungen gesehen hatte. Jacob war ein süßer kleiner Kerl, immer lächelnd und sehr zutraulich. Seine Mutter hielt ihn normalerweise streng im Auge. Dexter fragte sich, was da passiert war.
    Mark deutete auf seinen rechten Fuß, der, wie Dexter bemerkte, nackt war. Er sah widerlich aus, unappetitlich und schmutzig.
    »Ich hab gesagt, du sollst ihn küssen, du zurückgebliebenes Sackgesicht! Du sabberst doch die ganze Zeit, da kriegst du doch genug Spucke zusammen, um zwischen meinen Zehen sauber zu lecken.«
    »Aber ich will nicht!«, jammerte Jacob. »Bitte zwing mich nicht.«
    Mark schlug dem Jungen mit aller Wucht ins Gesicht. Dexter hörte es klatschen und erschauerte.
    »Tu, was ich sage, oder ich schlag dir die Zähne ein, du Hirni. Hast du kapiert?«
    Mark schlug erneut zu, und jetzt fing Jacob an zu heulen, richtig laut, wie ein Baby, das sich verlassen fühlt. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination beobachtete Dexter, wie Jacob sich nach vorn beugte und anfing, Marks hässlichen, schmutzigen Fuß zu küssen und zu lecken.
    Scheiße, schoss es ihm durch den Kopf. Dexter fluchte nicht oft, aber Scheiße war ein vielseitiges Wort. Manchmal passte es für eine Sache wie angegossen. Und dies hier war so eine.
    »So ist es gut, du Idiot. Mach ihn schön sauber.«
    Dexter erkannte den Ausdruck in Marks Gesicht. Wildes, irres Vergnügen. Er war sicher, dass Mark wieder ein Zelt gebaut hatte, wie sie gerne sagten, wenn sie bei Freunden schliefen. Nur, dass es diesmal nicht witzig war. Ganz und gar nicht. Dexters Kehle war wie ausgetrocknet, und sein Mund schmeckte wie Staub. Er war sicher, dass er gerade das Schlimmste sah, was er je im Leben gesehen hatte.
    Er wusste, dass er so schnell wie möglich von hier verschwinden musste. Verdammt schnell. Sonst würde er sich mit ziemlicher Sicherheit neben Jacob wiederfinden und den Dreck und Käse von Marks Zehen lecken, bis sie glänzten.
    Aber was war mit Jacob?
    Der Gedanke blieb nicht aus. Schließlich war Dexter ein anständiger Junge. Die Antwort kam rasch und erfüllte Dexter mit Scham, aber auch mit Erleichterung.
    Tut mir leid, Jacob. Ich möchte nicht in deiner Haut stecken.
    Das war nicht heldenhaft, doch der bloße Gedanke an das, was Mark schon einmal mit

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