Das Böse kommt auf leisen Sohlen
ins Schloß.
Ihr Sturz, das krachende Tor, das alles brachte ihn so zum Lachen, daß er sich kaum noch halten konnte.
"O Gott! Bitte, laß das aufhören, bitte!" betete er.
Allmählich ließ ihn der Heiterkeitsausbruch los.
Aus dem brüllenden Gelächter wurde endlich ehrliches Lachen, leises, fröhliches Lachen, leises Kichern, dann wich es sanft von ihm, und er bekam wieder Luft. Er schüttelte heiter und bekümmert den Kopf und spürte den angenehmen Schmerz in seinen Rippen, in seiner Kehle, aber aus der Hand war er verschwunden. Er lehnte sich gegen den Bücherstapel, legte den Kopf an ein gutes, vertrautes Buch, und salzig rannen ihm die Tränen gelöster Heiterkeit über die Backen. Plötzlich spürte er, daß sie fort war.
Warum, fragte er sich. Was habe ich denn getan?
Mit einem letzten lauten Lachen erhob er sich langsam.
Was war geschehen? O Gott, ich muß wieder klar denken! Zuerst zum Drugstore, ein halbes Dutzend Aspirintabletten gegen die verletzte Hand, um eine Stunde Ruhe zu bekommen – dann nachdenken.
Nachdenken! In den letzten fünf Minuten hast du einen Sieg errungen – oder etwa nicht? Wie schmeckt denn der Sieg? Denk nach! Versuch dich zu erinnern!
Er lächelte seine linke Hand an, die wie ein komisches totes Tier in der angewinkelten rechten Armbeuge ruhte, dann eilte er durch nächtliche Korridore und hinaus in die Stadt...
III Abreise
Fünfundvierzigstes Kapitel
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Der kleine Zug bewegte sich lautlos an der ewig rotierenden, endlichen und gleichzeitig unendlichen Zuckerserpentine von Mr. Crosettis Friseurladen vorbei, vorbei an den dunklen oder gerade dunkel werdenden Läden, durch die leeren Straßen. Die Leute waren jetzt nach dem Abendessen im Kirchenverein wieder zu Hause, oder sie waren zur letzten Vorstellung, zum letzten Sprung des Artisten von der hohen Leiter ins winzige Wasserbecken hinaus zum Zirkus gezogen.
Will spürte, wie tief unten seine Füße über den Bürgersteig schlurften. Eins, zwei, dachte er. Jemand sagt es mir. Die Drachenfliege flüsterte es mir zu: Eins, zwei.
Ist Jim auch mit dabei? Will warf einen raschen Blick zur Seite. Ja! Aber wer ist der Kleine? Der verrückt gewordene Zwerg, dem alles interessant war, der alles berührte, für den alles glühende Eisen waren, vor denen er zurückzuckte. Und das Skelett. Und hinter ihm? Wer waren all die Hunderte, nein, Tausende Menschen, die ihm folgten, deren Atem er in seinem Nacken spürte?
Der Illustrierte Mann.
Will nickte und winselte so leise und so hoch, daß nur Hunde ihn hören konnten. Hunde, die nicht reden, die ihm nicht helfen konnten.
Natürlich! Bei einem raschen Seitenblick bemerkte er nicht nur einen, sondern zwei, drei Hunde, die eine Gelegenheit witterten. Sie liefen vor dem kleinen Zug her, fielen dann wieder zurück, und ihre aufgestellten Schwänze waren die Standarten des Trupps.
Bellt, dachte Will. Bellt wie in den Filmen, ruft die Polizei herbei!
Aber die Hunde lächelten nur und trabten nebenher.
Ein Zufall, dachte Will. Bitte, nur ein kleiner Zufall!
Mr. Tetley! Ja! Will sah Mr. Tetley und sah ihn doch wieder nicht. Er schob den hölzernen Indianer in den Laden und schloß für die Nacht alles ab.
"Schaut zur Seite!" murmelte der Illustrierte Mann.
Jim blickte zur Seite. Will wandte seinen Kopf.
Mr. Tetley lächelte.
"Lächeln!" befahl Mr. Dark.
Die beiden Jungen lächelten.
"Hello!" sagte Mr. Tetley.
"Sagt ihm hello", flüsterte jemand.
"Hello", sagte Jim.
"Hello", sagte Will.
Die Hunde bellten.
"Freifahrt auf dem Karussell", murmelte Mr. Dark.
"Wir haben Freifahrtscheine", sagte Will.
"Beim Zirkus", fügte Jim automatisch hinzu.
Wie gutgeölte Maschinen schalteten sie ihr Lächeln wieder ab.
"Viel Spaß!" rief Mr. Tetley.
Die Hunde bellten freudig.
Dann bewegte sich der Zug weiter.
"Spaß", sagte Mr. Dark. "Freifahrten. Wenn alle nach Hause gehen. In einer halben Stunde. Jim darf fahren. Du willst doch noch auf dem Karussell fahren, Jim?"
Will hörte es und hörte es nicht. Er fühlte sich in der eigenen Brust eingesperrt und dachte: Jim, hör ihm nicht zu!
Jims Augen schwammen, ob wäßrig oder ölig, war schwer zu sagen.
"Du fährst mit uns, Jim, und wenn Mr. Cooger es nicht überlebt – sicher ist es nicht, wir haben ihn noch nicht gerettet, aber wir werden es jetzt noch einmal versuchen –, dann Jim, willst
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