Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)
gekleckert.« Sie hielt mir den Saum ihres himmelblauen T-Shirts hin, um zu beweisen, dass das mit dem Joghurt tatsächlich wahr war. »Dad hat gemeint, du könntest vielleicht …«
»Natürlich hat Natalie etwas, was du dir ausleihen kannst.« Meine Mutter legte ihr die Hand auf die Schulter, als wäre das ein glücklicher Moment, in dem wir alle an unserer Beziehung zueinander arbeiten konnten. »Stimmt’s, Nat?«
Darlas Mund stand permanent offen, wodurch sie aussah wie einer der geangelten Fische, die am Cawdor Wharf auf der Mole lagen. Nicht gerade der Typ, den ich mit meiner Garderobe auf den Laufsteg schicken wollte, wenn wir am helllichten Tag in der Bucht herumfuhren. Sie war sowieso der Typ für etwas Gewöhnlicheres.
»Hier«, sagte ich, und begann, mein Palmetto-Sweatshirt über den Kopf zu ziehen. »Du kannst das haben.«
Doch das leise Klingeln der Tabletten in der unbeschrifteten Flasche ließ mich mitten in der Bewegung innehalten und schnell sagen: »Oder such dir doch einfach irgendwas aus meinem Kleiderschrank aus.«
Mom zog die Augenbraue hoch. »Das willst du anziehen? Draußen? Aber du hast so eine fabelhafte Figur.« Sie trat einen Schritt zu mir, um mir aus dem Sweatshirt zu helfen, aber ich zuckte zurück.
»Das ist Pflicht der Palmetto-Prinzessin«, log ich. »Mindestens dreimal die Woche muss ich für die Schule Flagge zeigen.« Ich zuckte mit den Achseln. »Das ist so eine der Bedingungen, von denen einem niemand etwas sagt, bevor man die Krone annimmt.«
»Oh«, nickte meine Mutter. »In dem Fall.«
Sie wandte sich an Darla, die sich mittlerweile in mein smaragdgrünes Mini-Sommerkleid gezwängt hatte, das ich drei Wochen zuvor bei unserer großen Auftakt-Party getragen hatte. Es war eines meiner Markenzeichen. Ich bekam immer noch Komplimente für dieses Kleid und jetzt wollte Darla es mit ihren Doppel-Ds ausstopfen? Ich runzelte die Stirn, aber sie grinste mich nur debil an.
»Darf ich wirklich?«, fragte sie.
Meine künftige Stiefschwester brachte mich in eine Schrank-Zwickmühle. Ich spürte förmlich, wie meine Mutter den Atem anhielt.
»Natürlich«, sagte ich schließlich liebenswürdig. »Obwohl es mit Absätzen viel besser aussieht. Ich würde dir ja meine Schlangenledersandalen leihen, aber ich fürchte, deine Füße sind ein paar Nummern größer als meine. Wie blöd.«
Als Dick losfuhr, ließ ich mich auf dem Sitz zusammensinken. Wieder saßen wir alle zusammen im Blumenlieferwagen.
»Die Neuigkeiten an der Palmetto haben Darla ganz schön zu schaffen gemacht«, sagte Dick. »Sie arbeitet an einem Artikel für die Schülerzeitung. Wie kommst du damit zurecht, Nat?«
Dicks dichter Schnurrbart passte kaum in den Rückspiegel, aber ich merkte, dass er versuchte, Blickkontakt mit mir aufzunehmen. Auf keinen Fall wollte ich ihn den Ausdruck des Rehs im Scheinwerferlicht in meinen Augen erkennen lassen. Ich schauderte, zog das Sweatshirt enger um mich und tat so, als sei ich am Verkehr draußen interessiert.
»Oh, es ist schrecklich«, antwortete Mom an meiner Stelle und beugte sich nach hinten, um mir die Hand aufs Knie zu legen. »Natalie und Justin waren so eng befreundet.«
»Ach echt?«, fragte Darla und riss die Augen von Moms Busen los, der ihr fast aus dem Top quoll, um mich anzusehen. Ihre eigenen Riesenbrüste waren trotz des eher konservativen Schnitts meines Kleids nur wenig mehr bedeckt.
Warum musste Mom so etwas sagen? Nur weil ich ihr irgendwann vor Jahren einmal bei einer morgendlichen Mutter-Tochter-Unterhaltung im Bett anvertraut hatte, dass ich J. B. nicht aus dem Kopf bekam? Schließlich würde ich auch nie herumlaufen und vor den Dukes die Einzelheiten ihrer Liebschaften herausposaunen. Manche Geheimnisse brauchten mehr Vertraulichkeit als andere.
Jetzt musste ich mit den Achseln zucken. »Nicht wirklich. Wir haben nur mit denselben Leuten abgehangen.«
»Und hast du schon das Neueste über Baxter Quinn gehört?«
Mein Kopf fuhr vom Fenster zu Darla herum. Was wusste sie? Sollte ich tatsächlich meine Coolness aufgeben und mich dazu herablassen, Doppel-D nach Neuigkeiten zu fragen?
Moment – nur weil ich wankte, hieß das noch lange nicht, dass der Rest der Welt auf den Kopf gestellt war. Hier saß Darla mit ihrer vorgestülpten Unterlippe und dem fliehenden Kinn, mit den strähnigen Haaren, die mal gewaschen werden mussten und dringend eine Portion Glanzspray brauchten. Sie hatte keine Ahnung. Offensichtlich sah sie zu mir
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