Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)
Schnarchen zu meiner Linken ließ mich zusammenzucken. Es war Darla, die auf dem Sofa vor dem Büro des Direktors schlief. Sie musste gespürt haben, dass ich vor ihr stand, denn sie erwachte ruckartig und wischte sich verlegen einen Sabberfaden aus dem Mundwinkel. Sie trug ein Palmetto-Sweatshirt, das fast genauso aussah wie das, das ich gestern angehabt hatte, nur dass es hellblau war.
»Bist du gerade befragt worden?«, stammelte sie. »Ich soll jetzt rein. Ich hab mir das Hirn zermartert, ob ich etwas über J. B. weiß. Ich möchte gerne helfen … Irgendwie bin ich wohl eingeschlafen.«
»Schon mal gehört, dass man schlafende Hunde nicht wecken sollte?«, fragte ich leise.
Darlas Gesicht veränderte sich. Ihr Blick wurde kalt, und noch bevor ich mich entschuldigen konnte, setzte sie sich auf.
»Du bist vielleicht älter und beliebter als ich«, sagte sie bösartiger, als ich es von ihr erwartet hätte, »aber ich habe größere Titten und mehr Geld.«
Lachend legte ich den Kopf schief. »Und deshalb soll ich neidisch auf dich sein?«
Darla zuckte die Achseln. »Weißt du, es gibt noch ein Sprichwort, es heißt ›Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm‹.« Sie blickte mich an. »Du bist die Tochter deiner Mutter.«
»Darla Duke.« Eine Sekretärin sah zur Bürotür heraus. »Officer Parker möchte dich gerne sprechen.«
Darla stand auf, doch bevor sie die Höhle des Widerlings betrat, sah sie mich über die Schulter hinweg an.
»Wir könnten Schwestern sein«, sagte sie so leise, dass die Sekretärin sie nicht hören konnte. »Oder ich könnte dich behandeln wie die Schmarotzerin, als die du geboren wurdest. Deine Entscheidung.«
Dann war sie weg. Wenn die Wände nicht so durchsichtig gewesen wären, ich hätte Darla an der Kapuze ihres Sweatshirts gepackt und …
Doch dann sah ich Mike auf dem Gang. Während ich auf ihn zulief, versuchte ich, meine Fassung wiederzugewinnen. Er war umringt von seinem Footballteam, lachte und schlug den Helm gegen die Schließfächer. Vielleicht wusste er ja nicht, dass wir in Gefahr waren, erpresst und verhaftet zu werden. Als ich ihn erreichte, war ich fuchsteufelswild.
Nach einem Blick in mein Gesicht sagte er zu seinen Freunden: »Wir sehen uns in der Umkleide, ja?« Dann legte er mir den Arm um die Taille und zog mich an sich. »Was ist denn los?«
»Du warst doch heute Morgen bei Sergeant Fiesling, oder? Warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Wovon redest du?«, fragte er mich überrascht.
»Er hat das Video«, sagte ich langsam.
»Ich weiß«, meinte Mike und grinste. »Die Jungs haben beim Training heute Morgen darüber geredet. Ich wollte dich unbedingt sehen, um es dir zu sagen.« Er nahm mein Gesicht in die Hände und flüsterte: »Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir vom Haken sind.«
»Bist du verrückt?«, stieß ich ihn zurück. »Hat Officer Parker dir nicht gesagt, was sonst noch darauf zu sehen ist?«
Mike runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Na großartig!« Ich suchte in meinem Rucksack nach einem Kaugummi. »Also erpresst er nur mich.«
Mikes Gesicht verdüsterte sich. Er biss die Zähne aufeinander und ballte die Hand zur Faust.
»Was hat er zu dir gesagt?«
»Lass es mich mal so ausdrücken: Er ist mehr als nur ein bisschen daran interessiert, wie viel von meinem nackten Fleisch Baxter auf Band hat.« Ich versuchte, Mike wegzuschieben, doch sein Griff war zu fest. »Warum hast du nicht daran gedacht, Mike? Du hättest wegen dem Video etwas unternehmen sollen. Das war dein Teil unserer Abmachung!«
Endlich ließ Mike mich los. »Du hast auch nicht daran gedacht!«, sagte er wütend.
»Jedenfalls musst du jetzt zusehen, wie du es in die Finger kriegen kannst«, sagte ich. »Da muss einiges rausgeschnitten werden, bevor Baxter verhaftet wird.«
»Das ist doch lächerlich, Nat, und das weißt du«, stieß er hervor. »Was glaubst du, wer ich bin?« Er senkte die Stimme. »Das Video ist bei der Polizei, und ich soll es jetzt herzaubern, weil du ein bisschen zu viel Haut zeigst?«
»Was ist, wenn darauf mehr ist als nur zu viel Haut?«
»Sag mir doch bitte mal, was du eigentlich tun wolltest, um uns aus dieser Klemme zu bringen. Was war noch mal dein Teil der Abmachung?«
Ich verschränkte die Arme. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Tracy zu sprechen, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, mich von den Cops erpressen zu lassen.«
»Genau, ich vergaß. Du solltest ja mit Tracy reden. Ich hoffe,
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