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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Poirot und fragte ihn, ob er sie gesehen habe. Dann schwamm ich eine Runde und kehrte zum Hotel zurück. Da muss es ungefähr – warten Sie mal – ja, da muss es etwa zwanzig Minuten vor elf gewesen sein. Ja, das stimmt. Ich warf einen Blick auf die Uhr in der Halle. Ich ging wieder auf mein Zimmer, aber das Mädchen war noch nicht fertig. Ich bat sie, sich zu beeilen. Ich wollte ein paar Briefe schreiben, die wichtig waren. Ich ging wieder hinunter und wechselte ein paar Worte mit Henry, dem Barmixer. Um zehn Minuten vor elf ging ich wieder hinauf und tippte meine Briefe. Das dauerte bis zehn Minuten vor zwölf. Dann zog ich mich zum Tennisspielen um, weil ich für zwölf Uhr zum Spielen verabredet war. Wir hatten den Platz am Vortag bestellt.»
    «Wer wir?»
    «Mrs Redfern, Miss Darnley, Mr Gardener und ich. Ich war pünktlich auf dem Platz. Miss Darnley und Mr Gardener warteten bereits. Mrs Redfern erschien ein paar Minuten später. Wir spielten eine Stunde lang. Als wir danach ins Hotel zurückkehrten, erfuhr ich – erfuhr ich es.»
    «Vielen Dank, Captain Marshall. Es ist eine reine Formsache, wenn ich Sie frage, ob irgendjemand bestätigen kann, dass Sie auf Ihrem Zimmer waren und zwischen zehn Minuten vor elf bis zehn Minuten vor zwölf getippt haben?»
    Kenneth Marshall antwortete spöttisch: «Sie glauben wohl, ich hätte meine Frau selbst umgebracht? Warten Sie mal. Das Zimmermädchen war beim Aufräumen. Sie muss die Schreibmaschine gehört haben. Und da sind auch noch die Briefe. Bei all der Aufregung habe ich vergessen, sie aufzugeben. Ich würde meinen, dass sie als Beweismaterial durchaus glaubwürdig sind.»
    Er holte drei Briefe aus seiner Tasche. Sie waren alle adressiert, aber ohne Marke. «Eigentlich sind sie streng vertraulich, aber wenn es um Mord geht, ist man wohl gezwungen, auf die Diskretion der Polizei zu bauen. Sie enthalten Listen mit Zahlen und finanzielle Berechnungen. Wenn Sie sie von einem Ihrer Leute abtippen lassen, werden Sie sicher feststellen, dass es in weniger als einer Stunde kaum zu schaffen ist.» Er schwieg eine Weile. «Sind Sie jetzt zufrieden?», fragte er dann.
    «Es ist nicht, weil wir Sie verdächtigen», antwortete Weston glatt. «Wir bitten jeden auf dieser Insel, Rechenschaft darüber zu geben, wo er in der fraglichen Zeit zwischen Viertel vor elf und zwanzig Minuten vor zwölf gewesen ist.»
    «Ich verstehe», sagte Marshall.
    «Noch eine Frage, Captain Marshall. Wissen Sie, wie Ihre Frau über das Vermögen verfügte, das sie besaß?»
    «Sie meinen, ob sie ein Testament gemacht hat? Das glaube ich nicht.»
    «Aber Sie sind nicht sicher?»
    «Ihre Anwälte waren Barkett, Markett & Applegood in London, Bedford Square. Die kümmerten sich um alle ihre Verträge und so weiter. Ich bin ziemlich sicher, dass sie nie ein Testament gemacht hat. Einmal meinte sie, dass sie davor Angst habe.»
    «In diesem Fall, wenn sie also keine Verfügungen getroffen hat, sind Sie als ihr Mann der Alleinerbe.»
    «Vermutlich.»
    «Hatte sie Angehörige?»
    «Glaube ich nicht. Und wenn doch, dann hat sie sie nie erwähnt. Ich weiß, dass ihre Eltern starben, als sie noch ein Kind war. Geschwister hatte sie keine.»
    «Wie dem auch sei – ich nehme an, dass sie nicht sehr viel besaß?»
    «Im Gegenteil», antwortete Marshall kalt. «Vor zwei Jahren starb Sir Robert Erskine, ein alter Freund von ihr, und hinterließ ihr fast sein ganzes Vermögen. Es belief sich, wenn ich mich recht erinnere, auf etwa fünfzigtausend Pfund.»
    Inspektor Colgate schaute auf. Eine gewisse Wachsamkeit trat in seine Augen. Bis jetzt hatte er geschwiegen. Nun fragte er: «Dann war Ihre Frau also sehr reich?»
    Kenneth Marshall zuckte mit den Achseln. «Das nehme ich an.»
    «Und Sie behaupten immer noch, dass kein Testament existiert?»
    «Fragen Sie doch die Anwälte. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es keines gibt. Sie hielt es für ein böses Omen.»
    Keiner sagte etwas. Schließlich fragte Marshall: «Ist das alles?»
    Weston nickte. «Ich glaube, ja – was, Colgate? Captain Marshall, ich möchte Ihnen noch einmal mein herzliches Beileid zu Ihrem schmerzlichen Verlust aussprechen.»
    Marshall schloss kurz die Augen. «Oh – vielen Dank», sagte er knapp und ging hinaus.
    Die drei Männer sahen sich an. «Ein eiskalter Bursche», stellte Weston fest. «Gab sich keine Blöße, was? Was halten Sie von ihm, Colgate?»
    Der Inspektor schüttelte den Kopf. «Schwer zu sagen. Er gehört nicht zu den

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