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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Leuten, die zeigen, was sie denken. Genau die Sorte, die auch im Zeugenstand einen schlechten Eindruck macht, und trotzdem ist es unfair, sie so negativ einzuschätzen. Manchmal sind diese Typen völlig durcheinander und können es nur nicht zeigen. Genau diese Haltung hat die Geschworenen zum Beispiel veranlasst, Wallace schuldig zu sprechen. Es lag nicht am Beweismaterial. Sie konnten einfach nicht glauben, dass ein Mann, der erst vor kurzem seine Frau verloren hatte, imstande war, so kühl zu bleiben und so gelassen darüber zu sprechen.»
    «Was halten Sie von ihm, Poirot?», fragte Weston.
    Hercule Poirot hob die Hände. «Was kann man schon sagen? Er ist verschlossen wie eine Auster. Er hat seine Wahl getroffen: Er hat nichts gehört, nichts gesehen und weiß nichts.»
    «Wir haben eine Reihe von Motiven», sagte Colgate. «Eifersucht und ihr Vermögen. Natürlich ist der Ehemann in gewisser Weise der Verdächtige Nummer eins. Es ist ganz normal, dass man an ihn zuerst denkt. Wenn er wusste, dass seine Frau was mit dem andern hatte…»
    «Ich glaube, er wusste Bescheid», unterbrach ihn Poirot.
    «Wieso nehmen Sie das an?»
    «Hören Sie, mein Freund. Gestern Abend habe ich mich mit Mrs Redfern auf dem Sonnenfelsen unterhalten. Dann ging ich zum Hotel hinunter. Unterwegs habe ich die beiden beobachtet – Mrs Marshall und Patrick Redfern, und zwar kurz bevor mir Captain Marshall begegnete. Sein Gesicht war wie erstarrt. Es verriet nichts – absolut nichts. Es war fast zu ausdruckslos, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ja, er wusste sehr wohl Bescheid!»
    Colgate räusperte sich zweifelnd. «Tja, wenn Sie meinen…»
    «Ich bin ganz sicher! Aber was bringt uns das? Was füh l te Kenneth Marshall für seine Frau?»
    «Er hat ihren Tod ziemlich gefasst aufgenommen», stellte Weston fest.
    Poirot schüttelte den Kopf. Er war mit dieser Erklärung nicht zufrieden.
    «Manchmal sind diese ruhigen Typen die schlimmsten», bemerkte Colgate. «Sie kochen innerlich und sind nur verschlossen. Vielleicht hat er sie wie ein Wahnsinniger geliebt und war schrecklich eifersüchtig. Er ist nicht der Mann, der so was zeigen würde.»
    «Das wäre eine Möglichkeit – ja», sagte Poirot nachdenklich. «Ein sehr interessanter Typ, dieser Captain Marshall. Und ich interessiere mich sehr für ihn. Und für sein Alibi!»
    «Eine Schreibmaschine als Alibi», sagte Weston und lachte auf, was wie ein kurzes Bellen klang. «Was sagen Sie dazu, Colgate?»
    Inspektor Colgate verdrehte die Augen. «Nun, wissen Sie, Sir, mir gefällt es. Es ist nicht zu glaubwürdig, wenn Sie verstehen, was ich damit meine. Es ist – es wirkt natürlich. Und wenn wir feststellen, dass das Zimmermädchen oben war und das Tippen hörte – nun, dann halte ich es für stichhaltig und finde, dass wir woanders nach dem Täter suchen müssen.»
    «Hm», machte Oberst Weston. «Und wo wollen Sie suchen?»
     
    Ein paar Minuten lang grübelten die drei Männer über die Frage nach. Inspektor Colgate gelangte als erster zu einem Entschluss. «Es läuft doch auf folgendes hinaus», sagte er. «War es ein Außenseiter oder ein Hotelgast? Natürlich schließe ich die Angestellten nicht völlig aus, aber ich glaube nicht daran, dass einer von ihnen dabei mitgemacht hat. Nein, es musste ein Hotelgast sein oder jemand von außerhalb. Von diesem Punkt aus sollten wir die Sache angehen. Also, zuerst einmal – das Motiv. Es ist viel Geld da. Die einzige Person, der ihr Tod etwas nützt, ist offenbar der Ehemann. Was für andere Motive haben wir? Vor allem Eifersucht. Mir scheint es – jedenfalls auf den ersten Blick –, als hätten wir es mit einem crime pass i onnel, einem Verbrechen aus Leidenschaft, zu tun.» Er machte in Richtung Poirot eine Verbeugung.
    «Es gibt so viele Leidenschaften», murmelte Poirot, während er zur Decke hinaufblickte.
    «Ihr Mann hält es für undenkbar, dass sie Feinde hatte», fuhr Inspektor Colgate fort. «Das heißt, wirkliche Feinde, aber ich glaube nicht eine Sekunde, dass das stimmt. Ich möchte behaupten, dass eine Frau wie sie immer einen Haufen Neider hat, Leute, die ihr das Schlimmste wünschen. Was glauben Sie, Sir?»
    « Mais oui, das ist immer so», erwiderte Poirot. «Arlena Marshall kann nicht nur Freunde gehabt haben. Aber meiner Meinung nach ist die Feindtheorie nicht stichhaltig, denn, Inspektor, Arlena Marshalls Feinde können immer nur Frauen gewesen sein, wie ich eben schon sagte.»
    Oberst Weston gab einen Grunzlaut

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