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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erpresste die Tote.»
    «Aber nicht der verrückte Erpresser ist tot. Es ist sein Opfer», murmelte Poirot.
    «Das ist der Haken an der Sache», gab der Inspektor zu.
    «Erpresser bringen gewöhnlich ihre Opfer nicht um. Aber eines können wir daraus schließen: Wir wissen jetzt den Grund, warum sich Mrs Marshall heute Vormittag so seltsam benahm. Sie hatte eine Verabredung mit dem Burschen, der sie erpresste, und wollte nicht, dass ihr Mann oder Redfern es erfuhr.»
    «Das wäre eine Erklärung», pflichtete ihm Poirot bei.
    «Und bedenken Sie, welchen Treffpunkt sie wählte. Geradezu der ideale Ort! Die Dame paddelte mit ihrem Holzfloß davon. Das ist völlig unverdächtig. Sie tut es jeden Tag. Sie paddelt zur Feenbucht, wo am Morgen kein Mensch ist, ein nettes, ruhiges Plätzchen für das Gespräch.»
    «Ja, auch mir fiel dieser Punkt auf», meinte Poirot. «Wie Sie sagen, der ideale Ort für eine Verabredung. Er ist einsam gelegen, vom Land aus nur über eine steile Eisenleiter zu erreichen, die nicht jedermanns Sache ist. Außerdem ist der größte Teil der Bucht wegen der überhängenden Felsen von oben nicht einzusehen. Und da ist noch etwas! Mr Redfern erzählte es mir kürzlich. Es gibt dort eine Höhle, deren Eingang nicht leicht zu finden ist und in der man sich gut verstecken kann.»
    «Natürlich!», rief Weston. «Die Feenhöhle! Von der habe ich auch schon gehört.»
    «Jahrelang hat niemand mehr von ihr gesprochen», meinte Inspektor Colgate. «Sehen wir sie uns doch mal genauer an! Man kann nie wissen. Vielleicht finden wir einen Beweis.»
    «Ja. Sie haben Recht, Colgate. Für die eine Hälfte des Rätsels haben wir die Lösung: Wir wissen jetzt warum Mrs Marshall zur Feenbucht wollte. Doch die andere Hälfte ist nach wie vor ungeklärt: Wen wollte sie dort treffen? Vermutlich jemand, der hier im Hotel wohnt. Als Liebhaber schien kein Gast ins Bild zu passen. Aber als Erpresser? Das ist eine andere Sache.»
    Er zog das Hotelregister näher.
    «Wenn wir die Kellner und anderen Angestellten weglassen, die kaum in Frage kommen dürften, bleiben folgende Personen: der Amerikaner – Gardener, Major Barry, Mr Horace Blatt und Pfarrer Stephen Lane.»
    «Wir können den Kreis der Verdächtigen noch enger ziehen, Sir», sagte Colgate. «Ich glaube, dass wir den Amerikaner ausschließen sollten. Er war den ganzen Vormittag über am Strand. Stimmt doch, Monsieur Poirot?»
    «Er war kurze Zeit nicht da, als er für seine Frau ein Knäuel Wolle holte.»
    «Ach, das brauchen wir nicht weiter zu beachten», sagte Colgate.
    «Und was ist mit den andern drei?», fragte Weston.
    «Major Barry fuhr gegen zehn Uhr weg und kam um halb zwei Uhr wieder. Mr Lane war noch früher dran. Er frühstückte um acht. Er behauptete, er wollte eine Wanderung machen. Mr Blatt ging segeln, wie jeden Tag. So gegen halb zehn Uhr. Keiner von den beiden ist schon zurückgekommen.»
    «Segeln, soso!» Oberst Westons Stimme klang nachdenklich. «Könnte gut passen», bemerkte Colgate.
    «Na, wir werden ein Wörtchen mit diesem Major reden. Lassen Sie mal sehen, wen haben wir denn noch? Rosamund Darnley. Und diese Brewster, die die Tote fand, zusammen mit Redfern. Was für ein Typ ist sie, Colgate?»
    «Ach, ganz vernünftig, Sir. Steht mit beiden Beinen im Leben.»
    «Sie hat sich über die Tote nicht geäußert?»
    Der Inspektor schüttelte den Kopf. «Ich glaube nicht, dass sie uns viel verraten kann, Sir. Trotzdem werden wir uns wohl besser mit ihr unterhalten. Sicher ist sicher. Dann sind da noch die Amerikaner.»
    Weston nickte. «Lassen wir die mal holen, damit wir die Sache hinter uns haben. Wer weiß, vielleicht können sie uns was erzählen – über die Erpressergeschichte oder über irgendetwas anderes.»
     
    Mr und Mrs Gardener erschienen gemeinsam. «Sie wissen ja, wie das ist, Oberst Weston», begann Mrs Gardener sofort. «So ist doch Ihr Name, nicht wahr?» Und als man ihr das bestätigte, fuhr sie fort: «Es war für mich ein schrecklicher Schock, und Mr Gardener ist immer sehr besorgt um meine Gesundheit…»
    «Mrs Gardener», unterbrach sie ihr Mann, «ist äußerst zart.»
    «… und er sagte zu mir: ‹Aber selbstverständlich begleite ich dich, Carrie.› Nicht, dass wir nicht die höchste Meinung von den britischen Polizeimethoden hätten! Wir bewundern sie sehr. Man hat uns erzählt, dass die britische Polizei äußerst umfassend und vorsichtig arbeitet, und das habe ich nie bezweifelt, und als ich einmal ein

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