Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
von Ihnen, das zu sagen. Dann erlauben Sie mir die Bemerkung, dass Sie ein sehr gutes Parfüm benutzen. Es hat eine gewisse Nuance… einen zarten, schwer fassbaren Zauber…» Er wedelte mit den Händen und fügte dann in sachlichem Ton hinzu: «Gabrielle Nummer 8, nicht wahr?»
    «Was Sie alles wissen! Ja, ich benütze es immer.»
    «Wie die tote Mrs Marshall. Es ist in Mode, nicht wahr? Und sehr teuer.»
    Rosamund zuckte nur mit den Schultern und lächelte leicht.
    «Am Morgen des Verbrechens saßen Sie auch hier, Mademoiselle. Man hat Sie gesehen, oder zumindest Ihr Sonnenhut wurde gesehen – von Miss Brewster und Mr Redfern, als die unten vorbeiruderten. Sind Sie sicher, Mademoiselle, dass Sie an diesem Vormittag nicht zufällig zur Feenbucht hinuntergingen und die Höhle betraten, die berühmte Feenhöhle?»
    Rosamund wandte ihm ihr Gesicht zu und musterte ihn scharf. Mit ruhiger, ausdrucksloser Stimme fragte sie: «Fragen Sie mich etwa, ob ich Arlena Marshall umgebracht habe?»
    «Nein, ich frage Sie nur, ob Sie in die Feenhöhle gingen.»
    «Ich weiß nicht einmal, wo sie ist. Warum sollte ich denn hingehen wollen? Aus welchem Grund?»
    «Am Tag des Verbrechens, Mademoiselle, war jemand in der Höhle, der Gabrielle Nummer 8 benützt.»
    «Sie haben eben selbst gesagt, dass Arlena Marshall dieses Parfüm auch benützte», antwortete Rosamund kühl. «An jenem Tag war sie unten am Strand. Sicherlich ging sie in die Höhle.»
    «Warum aber? Dort ist es dunkel und eng und sehr unbehaglich.»
    «Das müssen Sie nicht mich fragen», sagte Rosamund ungeduldig. «Da sie tatsächlich am Strand war, kommt sie doch am ehesten in Frage. Ich habe Ihnen bereits erzählt, dass ich den ganzen Vormittag über den Sonnenfelsen nicht verlassen habe.»
    «Außer während der Zeit, als Sie ins Hotel zurückkehrten und zu Captain Marshalls Zimmer gingen», erinnerte Poirot. «Ja, natürlich. Das hatte ich vergessen.»
    «Sie täuschten sich, Mademoiselle, als Sie dachten, dass Captain Marshall Sie nicht gesehen hätte.»
    «Kenneth hat mich gesehen?», fragte Rosamund ungläubig. «Hat er das gesagt?»
    Poirot nickte. «Er sah Sie, Mademoiselle. Im Spiegel über dem Tisch.»
    Rosamund hielt den Atem an. «Ach so, ich verstehe.»
    Poirot blickte nicht mehr länger aufs Meer hinaus. Er betrachtete Rosamund Darnleys Hände, die gefaltet in ihrem Schoß lagen. Es waren wohlgeformte Hände, mit langen schönen Fingern.
    Rosamund warf ihm einen raschen Blick zu und folgte dann der Richtung seiner Augen. «Warum sehen Sie sich meine Hände an?», fragte sie scharf. «Glauben Sie etwa – Sie glauben doch nicht…»
    «Was glaube ich, Mademoiselle?»
    «Ach, nichts», sagte Rosamund.
     
    Etwa eine Stunde später stand Hercule Poirot oben auf dem Pfad, der in die Möwenbucht hinunterführte. Jemand saß am Strand. Eine schlanke Gestalt in einem roten Hemd und dunkelblauen Shorts.
    Vorsichtig, um seine eleganten Schuhe nicht zu beschmutzen, ging Poirot hinunter.
    Linda Marshall wandte hastig den Kopf zu ihm um. Poirot schien, als sei sie bei seinem Anblick zusammengezuckt. Während er sich auf einem Stein neben ihr niederließ, beobachtete sie ihn mit dem wachsamen, misstrauischen Blick eines in die Falle gegangenen Tieres. Es gab Poirot einen Stich, als ihm bewusst wurde, wie jung und verletzbar sie war.
    «Was ist los?», fragte sie. «Was wollen Sie von mir?»
    Hercule Poirot schwieg ein oder zwei Minuten. Erst dann antwortete er. «Sie haben dem Polizeichef erzählt, dass Sie Ihre Stiefmutter mochten und dass sie Sie auch mochte.»
    «Und?»
    «Das ist nicht wahr, Mademoiselle.»
    «O doch!»
    «Ich will nicht behaupten, dass sie Sie schlecht behandelt hat. Aber Sie mochten sie nicht. Im Gegenteil, ich glaube sogar, dass Sie sie hassten. Das merkte man sofort.»
    «Vielleicht mochte ich sie nicht besonders», gab Linda zu. «Aber so etwas soll man von einem toten Menschen nicht sagen. Das gehört sich nicht.»
    Poirot seufzte. «Das hat man Ihnen wohl in der Schule beigebracht?»
    «Mehr oder weniger schon.»
    «Wenn jemand ermordet worden ist», sagte Hercule Poirot, «ist es wichtiger, die Wahrheit zu sagen als das, was sich gehört.»
    «Ich könnte mir vorstellen, dass Sie tatsächlich die Wahrheit sagen würden.»
    «Das würde ich. Und ich tue es auch jetzt. Es ist meine Aufgabe, herauszufinden, wer Arlena Marshall tötete.»
    «Ich möchte die ganze Geschichte vergessen. Es ist zu schrecklich!», murmelte Linda.
    «Aber Sie

Weitere Kostenlose Bücher