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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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jungen Frauen in Shorts. Sie war eine absolut zuverlässige und glaubwürdige Zeugin. Eine Turnlehrerin aus Lancashire. Sie notierte, wann sie die Leiche fand – es war genau Viertel nach vier –, und sagte aus, dass ihrer Meinung nach die Frau noch nicht lange tot gewesen sein konnte. Nicht länger als etwa zehn Minuten. Das stimmte genau mit der Meinung des Polizeiarztes überein, der die Leiche um Viertel vor sechs untersuchte. Die junge Frau ließ die Tote liegen, wie sie sie entdeckt hatte, trampte nach Bagshot und meldete dort auf der Wache ihre Entdeckung. Von drei Uhr bis zehn Minuten nach vier saß Edward Corrigan im Zug von London. Er war an jenem Tag aus geschäftlichen Gründen in die Hauptstadt gefahren. Vier Leute saßen mit ihm im Abteil. Am Bahnhof stieg er in den Bus, zwei Mitreisende aus seinem Abteil ebenfalls. Er stieg beim Café ‹Pine Ridge› aus, wo er sich mit seiner Frau zum Tee verabredet hatte. Da war es fünfundzwanzig Minuten nach vier. Er bestellte Tee für sich und seine Frau, bat die Bedienung aber, ihn erst zu bringen, wenn seine Frau käme. Während er auf sie wartete, ging er draußen auf und ab. Als sie um fünf Uhr noch nicht erschienen war, wurde er unruhig. Er dachte, dass sie sich vielleicht den Knöchel verstaucht hätte. Sie hatten verabredet, dass sie über die Heide gehen und zum Café kommen sollte. Nach Hause wollten sie dann den Bus nehmen. Der Cäsarhain ist nicht weit weg vom Café entfernt, und man nahm später an, dass sie zu zeitig dran war und sich etwas ausruhte und die Aussicht bewunderte. Da muss irgendein Verrückter oder ein Landstreicher aufgetaucht sein und sie überfallen haben. Nachdem erwiesen war, dass der Ehemann als Täter nicht in Frage kam, brachte man natürlich ihren Tod mit dem von Nellie Parsons in Zusammenhang. Nellie Parsons war eine leichtsinnige Person, eine Kellnerin, die im Marley-Wäldchen erwürgt wurde. Die Polizei stellte fest, dass es in beiden Fällen derselbe Täter gewesen war, aber sie erwischten ihn nie. Und was noch schlimmer ist, sie waren auch nie nahe daran. Bei ihren Nachforschungen zogen sie nichts als Nieten.»
    Er schwieg eine Weile und fügte dann nachdenklich hinzu: «Und jetzt haben wir einen dritten Fall – wieder wurde eine Frau erwürgt. Und ein gewisser Gentleman, dessen Name ich nicht nennen möchte, ist auch am Tatort.»
    Seine kleinen schlauen Augen musterten Poirot. Er wartete hoffnungsvoll. Poirot bewegte die Lippen, und Inspektor Colgate beugte sich vor.
    «… so schwierig zu beurteilen, welche Stücke zum Fellteppich gehören und welche zum Katzenschwanz.»
    «Wie bitte, Sir?» Inspektor Colgate war verblüfft.
    «Entschuldigen Sie», sagte Poirot hastig. «Ich habe nur laut gedacht.»
    «Worum geht’s denn bei dem Fellteppich und der Katze?»
    «Es ist unwichtig – völlig unwichtig», erwiderte Poirot. «Sagen Sie mal, Inspektor, wenn Sie jemand im Verdacht hätten, dass er lügt, dass er schon häufig gelogen hat, und Sie hätten keine Beweise – was würden Sie tun?»
    Inspektor Colgate überlegte.
    «Schwierig, schwierig. Aber wenn jemand immer wieder Lügen erzählt, wird er sich meiner Meinung nach eines Tages in Widersprüche verwickeln und ins eigene Messer laufen.»
    Poirot nickte. «Ja, wie wahr! Wissen Sie, es ist nur meine eigene Überzeugung, dass gewisse Aussagen falsch sind. Ich glaube, dass es Lügen sind, aber ich weiß es nicht sicher. Vielleicht könnte man einen kleinen Test machen, einen kleinen, unwichtigen Test, bei dem niemand Verdacht schöpft. Wenn sich dabei herausstellt, dass es eine Lüge war, nun, dann wüsste man, dass auch der Rest gelogen ist.»
    Inspektor Colgate blickte ihn neugierig an. «Ihr Verstand geht seltsame Wege, Sir. Aber ich finde, am Schluss stimmt dann doch alles. Entschuldigen Sie die Frage – wie kamen Sie darauf, dass es ähnliche Mordfälle geben müsste?»
    «Weil mir dieses Verbrechen zu glatt erschien», erwiderte Poirot langsam. «Ich fragte mich, ob es nicht mehr als der erste Versuch war.»
    «Aha, ich verstehe.»
    «Ich sagte mir», fuhr Poirot fort, «dass es das beste wäre, ähnliche Fälle zu überprüfen, und wenn es ein Verbrechen gab, das diesem glich – eh bien, dann hatten wir damit einen sehr wertvollen Hinweis.»
    «Sie meinen, weil man dieselbe Mordmethode verwendete?»
    «Nein, nein, es geht mir um mehr! Der Tod von Nellie Parsons zum Beispiel verrät mir gar nichts. Aber der Tod von Alice Corrigan – sagen Sie mal, Inspektor

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