Das Bourne-Attentat
sich, warum sich der Staatsanwalt und der neu gegründete Untersuchungsausschuss des Präsidenten um die Zuständigkeit für den Fall stritten.
»Das ist reine Politik, nichts anderes«, meinte Jakow.
»Reine Politik?«, erwiderte Max spöttisch. »In der Politik ist gar nichts rein. Das ist ein schmutziges Geschäft.«
In diesem Augenblick sah Jakow Jason Bourne und das sexy Mädchen vor dem Hotel aus einem Taxi aussteigen. Er schlug dreimal mit der flachen Hand gegen seinen Wagen und spürte, dass sich auf dem Rücksitz etwas bewegte.
»Er ist da«, sagte er, als das hintere Fenster hinunterging.
Bourne wollte Gala ins Hotel bringen, als er aus dem Taxifenster blickte und das Taxi sah, das ihn vorhin von dem Nachtclub zum Hotel gebracht hatte. Jakow, der Fahrer, lehnte an der Stoßstange seines klapprigen Gefährts und aß irgendetwas Fettes, während er mit dem Fahrer des Wagens hinter ihm plauderte.
Bourne sah, dass Jakow zu ihnen herüberblickte, als er und Gala aus dem Taxi ausstiegen. Als sie durch die Drehtür gegangen waren, sagte er zu Gala, dass sie hier warten solle. Zu seiner Linken befand sich die Servicetür, die benutzt wurde, um das Gepäck der Gäste ins Hotel zu tragen. Bourne blickte auf die Straße hinaus. Jakow steckte den Kopf durch das hintere Fenster seines Taxis und sprach mit einem Mann, der sich auf dem Rücksitz verborgen hielt.
Als sie im Aufzug zu ihrem Zimmer hinauffuhren, sagte er: »Hast du Hunger? Ich jedenfalls schon.«
Harun Iljew, der Mann, den Semjon Ikupow geschickt hatte, um Jason Bourne zu finden, hatte viele Stunden und eine Menge Geld für die Suche aufgewendet. Es war kein Zufall, der ihn zu dem Taxifahrer namens Jakow führte, denn Jakow war ein ehrgeiziger Mann, der genau wusste, dass man nicht reich wurde, wenn man immer nur mit dem Taxi durch Moskau fuhr und versuchte, anderen Fahrern eine Fuhre wegzuschnappen. Was konnte lukrativer sein, als andere Leute auszuspionieren? Vor allem wenn der wichtigste Kunde ein Amerikaner war. Jakow hatte viele Kunden, aber keiner von ihnen warf so mit Dollars um sich wie die Amerikaner. Sie glaubten fest daran, dass man mit Geld alles kaufen konnte. Im Großen und Ganzen hatten sie damit auch Recht. Und wenn sie einmal nicht Recht hatten, dann zahlten sie trotzdem.
Die meisten von Jakows Kunden lachten über das Geld der Amerikaner. Doch er vermutete, dass sie im Grunde nur neidisch waren. Wahrscheinlich war es besser, über etwas zu lachen, was man nicht hatte und auch nie bekommen würde, als sich davon deprimieren zu lassen.
Ikupows Leute waren die Einzigen, die genauso gut zahlten. Aber sie brauchten ihn viel seltener als die Amerikaner. Jakow kannte Harun Iljew gut, er hatte schon mehrmals mit ihm zu tun gehabt. Iljew und Ikupow mochten ihn und vertrauten ihm. Außerdem waren beide Muslime. Jakow hielt seine Religion hier in Moskau geheim, vor allem vor den Amerikanern, die ihn dummerweise fallen gelassen hätten wie einen falschen Rubel, wenn sie es gewusst hätten.
Kurz nachdem der amerikanische Attaché mit ihm in Kontakt getreten war, hatte Jakow Harun Iljew angerufen.
Danach hatte sich Harun mit Hilfe eines Cousins, der in der Hotelküche arbeitete, unter das Personal des Hotels gemischt. Sein Cousin koordinierte die Essensbestellungen für die Köche. Als er den Zimmerservice-Kellner von 1728, Bournes Zimmer, herunterkommen sah, rief er sofort Harun an.
»Wir sind heute ein bisschen knapp mit dem Personal«, sagte er. »Komm in den nächsten fünf Minuten herein, dann sorge ich dafür, dass du derjenige bist, der die Bestellung zu ihm hinaufbringt.«
Harun Iljew kam rasch zu seinem Cousin, der ihm den Servierwagen zeigte, der mit einem weißen Leinentuch bedeckt und mit zugedeckten Schüsseln, Tellern, Silberbesteck und Servietten beladen war. Er dankte seinem Cousin für die Gelegenheit, an Jason Bourne heranzukommen, und schob den Servierwagen zum Personalaufzug. Dort wartete schon ein Mann, den Harun für einen Hotelmanager hielt – bis er sich zur Seite drehte, so dass Harun kurz sein ramponiertes Gesicht und die silberne Augenklappe sah.
Harun drückte den Knopf für den siebzehnten Stock. Der Mann drückte den Knopf für den achtzehnten. Der Aufzug hielt im vierten Stock an, wo ein Zimmermädchen mit ihrem Putzwagen einstieg. Sie verließ den Aufzug im nächsten Stockwerk.
Der Aufzug hatte gerade den fünfzehnten Stock passiert, als der Mann plötzlich den Arm ausstreckte und den roten Nothalteknopf
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