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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fragte er sich, welche schlimmen seelischen Wunden er sich noch zugezogen haben mochte, dass sein Gehirn sich so vehement schützen musste. Die Tatsache, dass die Antwort in den Tiefen seines eigenen Bewusstseins lauerte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren, denn genau das war sein höchstpersönlicher Dämon, der ihn quälte.
    »Jason?«
    Die Tür zu Moiras Schlafzimmer war offen. Trotz der Dunkelheit konnte sein scharfes Auge ihre Gestalt erkennen, die barfuß langsam auf ihn zukam.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte sie mit heiserer Stimme. Sie blieb einige Schritte vor ihm stehen. Sie trug einen seidenen Bademantel mit Paisleymuster, der an der Taille mit einem Gürtel geschlossen war. Die sinnlichen Kurven ihres Körpers zeichneten sich deutlich darunter ab.
    Einen Moment lang schwiegen sie beide.
    »Ich habe vorhin gelogen«, sagte sie leise. »Ich will nicht, dass du hier draußen schläfst.«
    Bourne stützte sich auf einen Ellbogen. »Ich habe auch gelogen. Ich weiß jetzt, um was es mir die ganze Zeit wirklich gegangen ist. Ich wollte nicht alles verlieren, was ich einmal hatte, und ich glaube, ich habe mich bis heute daran geklammert. Aber es ist nicht mehr da, Moira. Es ist fort, für immer.« Er zog ein Bein an. »Ich will dich nicht verlieren.«
    Sie bewegte sich ganz leicht, und ein Lichtstreifen erhellte ihre Augen, die von Tränen feucht waren. »Das wirst du nicht, Jason. Ich verspreche es dir.«
    Erneut herrschte Stille, diesmal so vollkommen, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt.
    Schließlich streckte er die Hand nach ihr aus, und sie kam zu ihm. Er stand vom Sofa auf und nahm sie in die Arme. Sie duftete leicht nach Limonen und Geranien. Er fuhr mit den Händen durch ihr dichtes Haar. Ihr Gesicht hob sich zu ihm empor, ihre Lippen trafen sich, und sein bebendes Herz wurde von einer weiteren Eisschicht befreit. Nach einer Weile spürte er, wie sich ihre Hände an ihrer Taille zu schaffen machten, und er trat einen Schritt zurück.
    Sie löste den Gürtel, und ihr Bademantel öffnete sich und glitt von ihren Schultern herab. Ihre nackte Haut schimmerte in einem dunklen Goldton. Sie hatte breite Hüften und einen tiefen Nabel; einfach alles an ihr erschien ihm schön. Nun war sie es, die seine Hand nahm und ihn zu ihrem Bett führte, wo sie übereinander herfielen wie halb verhungerte Tiere.
    Bourne träumte, dass er am Fenster von Moiras Schlafzimmer stand und durch die Jalousien hinausspähte. Das Licht der Straßenlaternen fiel über den Bürgersteig und die Straße und warf lange schräge Schatten herüber. Plötzlich bewegte sich einer der Schatten und kam direkt auf ihn zu, so als wäre er lebendig und könnte ihn hinter den Jalousien erkennen.
    Bourne schlug die Augen auf und war sofort hellwach. In seinen Gedanken war immer noch der Traum; er spürte, wie sein Herz ungewöhnlich schnell schlug.
    Moiras Arm lag über seiner Hüfte. Er legte ihn zur Seite und rollte sich leise aus dem Bett. Nackt ging er ins Wohnzimmer hinüber. Im Kamin lag ein Häufchen kalter grauer Asche. Die gleichmäßig tickende Schiffsuhr sagte ihm, dass es kurz vor drei Uhr war. Er ging geradewegs zum Fenster und lugte hinaus, so wie er es im Traum getan hatte. Und so wie in seinem Traum warf das Licht der Straßenlaternen lange Schatten über die Straße herüber. Es fuhren keine Autos mehr vorbei. Die Straße lag völlig ruhig da. Es dauerte eine Minute oder zwei, dann sah er die Bewegung, auf die er gewartet hatte – flüchtig nur, so als wäre jemand von einem Fuß auf den anderen getreten. Er wartete, um zu sehen, ob noch mehr kam. Doch statt einer weiteren Bewegung stieg eine kleine Wolke von ausgeatmeter Luft im Licht empor, um sich gleich wieder aufzulösen.
    Er zog sich rasch an. Das Haus verließ er weder durch die Haustür noch durch die Hintertür, sondern durch ein Fenster an der Seite. Es war sehr kalt. Er hielt die Luft an, damit ihn sein dampfender Atem nicht verriet, so wie es dem Beobachter passiert war.
    Kurz vor der Hausecke blieb er stehen und lugte vorsichtig um die Ziegelmauer herum. Er konnte die Krümmung einer Schulter erkennen, doch die Höhe stimmte nicht – sie war so tief, dass man den Beobachter für ein Kind hätte halten können. Eng an die Hausmauern gedrückt, huschte Bourne die 30 th Street entlang und bog dann nach links auf den Dent Place ab, der parallel zum Cambridge Place verlief. Als er das Ende des Häuserblocks erreichte, bog er auf den Cambrigde Place

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