Das Bourne-Attentat
Veronica Hart den Job als DCI wegzuschnappen.«
»Und sie hat gewonnen«, meinte Bourne kopfnickend. »Das sagt schon mal einiges über sie.«
Soraya zog eine Schachtel Lambert & Butler-Zigaretten hervor, klopfte eine heraus und zündete sie an.
»Wann hat das alles angefangen?«, fragte Bourne.
Soraya ließ ihr Fenster ein Stück weit herunter und blies den Rauch in die allmählich zu Ende gehende Nacht hinaus. »An dem Tag, als ich zur Leiterin von Typhon befördert wurde.«
»Gratuliere«, sagte er und lehnte sich beeindruckt zurück. »Aber jetzt stehen wir vor einem großen Rätsel. Warum ist die Leiterin von Typhon um vier Uhr früh in einer Überwachungsmission unterwegs? Ich hätte gedacht, dass das eher ein Job für jemanden weiter unten in der CI-Nahrungskette ist.«
»Das wär’s unter anderen Umständen auch.« Soraya inhalierte und blies den Rauch durch das Fenster hinaus. Die halb gerauchte Zigarette warf sie hinterher. Dann wandte sie sich Bourne zu. »Meine neue Chefin hat gesagt, ich soll das persönlich machen. Und genau das mache ich hier.«
»Aber was hat das alles mit Moira zu tun? Sie ist eine Zivilperson.«
»Vielleicht ist sie das«, erwiderte Soraya vielsagend, »vielleicht auch nicht.« Mit ihren großen Augen studierte sie Bourne, auf seine Reaktion wartend. »Ich habe eine Unmenge von internen E-Mails und Handy-Aufzeichnungen durchgearbeitet, alles aus den letzten beiden Jahren. Dabei bin ich auf einige Ungereimtheiten gestoßen, und die habe ich der neuen DCI vorgelegt.« Sie hielt einen Augenblick inne, etwas unsicher, ob sie weitersprechen sollte. »Diese Ungereimtheiten sind in Martins privater Kommunikation mit Moira aufgetreten.«
»Du meinst, er hat ihr irgendwelche CI-Geheimnisse verraten?«
»Ehrlich gesagt, wir sind uns nicht sicher. Das Material, das wir untersucht haben, ist teilweise bruchstückhaft. Oft sind Wörter und Sätze verdreht. Aber es ist ziemlich klar, dass sie in irgendeiner Weise zusammengearbeitet haben – an einer Sache, die nicht über die normalen CI-Kanäle gelaufen ist.« Sie seufzte. »Es ist möglich, dass er ihr nur bei Sicherheitsfragen für NextGen Energy Solutions geholfen hat. Aber nach den vielen Pannen in letzter Zeit hat Hart gemeint, dass wir die Möglichkeit nicht ausschließen dürfen, dass sie für irgendeine Gruppe arbeitet, von der Martin nichts wusste.«
»Du meinst, sie hat ihm Geheimnisse entlockt? Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
»Okay. Jetzt weißt du, warum ich’s dir nicht erzählen wollte.«
»Ich würde dieses Material gern selbst sehen.«
»Dazu müsstest du mit der DCI sprechen, was ich dir aber ehrlich gesagt nicht raten würde. Es gibt immer noch hochrangige Leute in der CI, die dir die Schuld am Tod des Alten geben.«
»Das ist doch absurd«, entgegnete Bourne. »Ich hatte mit seinem Tod nichts zu tun.«
Soraya fuhr sich mit der Hand durch ihr dichtes Haar. »Du warst es, der Karim al-Jamil in die CI gebracht hat, weil du ihn für Martin Lindros gehalten hast.«
»Er sah wie Martin aus, und er hat wie er gesprochen.«
»Du hast dich für ihn verbürgt.«
»Das haben auch mehrere Cl-Psychiater getan.«
»Einige in der CI haben es auf dich abgesehen. Rob Batt, der gerade zum Deputy Director ernannt wurde, ist der Wortführer einer Gruppe von Leuten, die dich für einen schizophrenen abtrünnigen Agenten halten. Nur damit du’s weißt.«
Bourne schloss für einen Moment die Augen. Er hatte diese Anschuldigungen gegen ihn immer wieder gehört. »Du hast noch einen Grund vergessen, warum sie’s auf mich abgesehen haben. Ich bin ein Relikt aus der Ära von Alex Conklin. Er genoss das Vertrauen des Alten, aber von kaum jemandem sonst, weil keiner wusste, was er genau tat, vor allem in dem Programm, aus dem ich hervorging.«
»Ein Grund mehr, dass du dich zurückhältst.«
Bourne sah aus dem Fenster. »Ich habe ein Treffen zum Frühstück.«
Als er sich anschickte, auszusteigen, legte ihm Soraya die Hand auf den Arm. »Halt dich da raus, Jason. Das ist mein Rat.«
»Danke für die Warnung.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie flüchtig auf die Wange. Dann stieg er aus, überquerte die Straße und verschwand in der Dunkelheit.
Sobald er für sie außer Sichtweite war, klappte Bourne das Handy auf, das er ihr geklaut hatte, als er sie auf die Wange küsste. Rasch scrollte er zu Veronica Harts Nummer und stellte die Verbindung her. Er fragte sich, ob er sie aus dem Schlaf riss, doch als sie sich
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