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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ich hab sie angefleht, dass sie es nicht tun soll. Dass sie den verdammten Auftrag nicht annehmen soll.«
    »Welchen Auftrag?«
    »Dieser verfluchte Goya.«
    »Was hat sie Ihnen von dem Goya erzählt?«
    »Es ging nicht um das Bild, sondern um den Auftrag selbst. Sie hat gesagt, es würde ihr letzter sein. Wahrscheinlich wollte sie mich damit beruhigen, weil sie gewusst hat, dass ich gegen ihre Arbeit war. Dieses schwarze Bild …«, fügte sie schaudernd hinzu, »es strahlt etwas Bösartiges aus.«
    »Sie sagen das so, als wäre es lebendig.«
    Sie wandte sich ihm zu. »In gewisser Weise war es das ja auch, weil es mit diesem Mann zu tun hatte.«
    »Arkadin.«
    »Sie hat mir nie seinen Namen gesagt. Offenbar hat er ihr immer extrem gefährliche Aufträge gegeben, aber er hat sie so gut bezahlt, dass sie sie trotzdem angenommen hat, so hat sie’s mir zumindest gesagt.«
    »Sie haben ihr nicht geglaubt?«
    »Oh, ich hab ihr schon geglaubt. Als wir jung waren, haben wir uns geschworen, dass wir uns nie anlügen.« Ihr Haar war eine Spur dunkler als das ihrer Schwester, und dichter, und ihr Gesicht etwas weniger kantig, weicher, offener. Es war aber auch mehr von Sorgen gezeichnet. Sie bewegte sich schneller als Tracy, irgendwie nervös und sprunghaft, wie von kleinen inneren Schüben getrieben. »Die Probleme begannen, als wir
erwachsen wurden. Ich bin mir sicher, dass es einiges in ihrem Privatleben gab, was sie mir nicht erzählt hat.«
    »Sie haben sie auch nicht gedrängt.«
    »Sie wollte es eben nicht«, rechtfertigte sie sich. »Ich habe das akzeptiert.«
    Er folgte ihr zurück ins Schlafzimmer. Sie sah sich wie benommen um, so als hätte sie ihre Schwester irgendwo verloren, als verstünde sie gar nicht, warum sie sie nirgends fand. Schließlich trat sie in das weiche Licht, das durch das Fenster hereinfiel und das von dem Birnbaum in kleine Rechtecke zerteilt wurde.
    Sie schlang die Arme um sich, wie um ihre Gefühle im Zaum zu halten. »Aber eins weiß ich sicher. Dieser Mann ist ein Monster, sie hätte nie freiwillig für ihn gearbeitet. Er muss irgendetwas gegen sie in der Hand gehabt haben.«
    Ein Echo seines eigenen Verdachts. Vielleicht konnte sie ihm doch weiterhelfen. »Haben Sie eine Idee, was das gewesen sein könnte?«
    »Ich hab Ihnen ja schon gesagt, dass Tracy nicht darüber gesprochen hat.«
    »Überhaupt nicht? Hat sie nie irgendwie seltsam reagiert, wenn Sie sie danach gefragt haben? Nichts in dieser Art?«
    »Nein.« Chrissie dehnte das Wort auf zwei Silben aus. »Na ja, ich erinnere mich an eine Sache, aber … das war eigentlich lächerlich.«
    »Lächerlich? Warum?«
    »Wir saßen so beisammen, und irgendwann hatten wir nichts mehr zu reden, weil ich ihr alles erzählt hatte, was es bei mir Neues gab. Mich hat das auch gelangweilt, weil es für mich ja nicht neu war. Ich muss ein
bisschen frustriert gewesen sein, weil ich sie, glaube ich, fragte, ob es da irgendjemanden gäbe, den sie vor mir versteckte.«
    Bourne legte den Kopf auf die Seite. »Und?«
    »Nun, sie hat das gar nicht witzig gefunden. Sie hat jedenfalls nicht gelacht. Ich hatte an einen Freund oder Ehemann gedacht, aber sie sagte völlig ernst, dass sie keine Familie habe außer mir.«
    »Sie glauben nicht …«
    »Nein, das glaube ich nicht«, betonte Chrissie. »Das hätte ihr gar nicht ähnlich gesehen. Mit Mum und Dad vertrug sie sich überhaupt nicht, sie hasste einfach alles an ihnen. Und sie fühlten sich persönlich gekränkt von ihrer rebellischen Art. Ich war die gute Tochter. Ich wurde Professorin in Oxford und trat in die Fußstapfen meines Vaters. Aber Tracy … ich weiß gar nicht, was sie über sie dachten. Seit Tracy ungefähr dreizehn war, haben sie nur noch gestritten, bis sie eines Tages aus dem Haus lief und nie mehr zurückkam. Nein, ich kann Ihnen sagen, dass sie keine eigene Familie wollte.«
    »Und das finden Sie traurig.«
    »Nein«, erwiderte Chrissie entschieden. »Ich finde es bewundernswert.«
     
    »Nun, wenigstens kommen wir an Bourne heran«, meinte Marks. »Das ist ein gewisser Trost, schließlich ist er die andere Hälfte der Treadstone-Vergangenheit, nicht wahr?«
    »Ja, aber mach dir nichts vor«, versetzte Willard. »Liss schickt uns hin, weil es seinen Interessen dient. Er weiß, dass ich von den Leuten, die er zur Verfügung hat, der Einzige bin, der an Bourne herankommt, ohne mit
einem gebrochenen Genick zu enden. Nein, er hat das von Anfang an

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