Das Bourne Ultimatum
reden... Das wird eine Bombenparty heute Abend, Johnny.« McLeod machte kehrt und ging zur Tür.
»Scotty«, schrie der Mann des Glaubens und stürzte hinter ihm her. »Du handelst wieder mal völlig überstürzt! Ich glaube nicht, dass das alles so einfach ist.«
»Du wirst schon sehen. Ich weiß, wie die Leute sind... Deswegen bin ich reich geworden. Und jetzt werde ich gleich echte Tränen vergießen. Eine weitere Fähigkeit, die zu meinem Wohlstand beigetragen hat.«
In einem dunklen Lagerraum im dritten Stock des Hauptgebäudes vom Tranquility Inn saßen Bourne und der alte Franzose auf zwei Stühlen vor einem Fenster. Die Villen unten erstreckten sich rechts und links der Steintreppe, die zum Strand und zum Anlegeplatz hinunterführte. Durch zwei starke Ferngläser beobachteten sie jeden, der auf den Wegen entlangging oder die Treppe hinauf- und hinunterlief. Ein kleines tragbares Funkgerät, eingestellt auf die hoteleigene Frequenz, stand auf der Fensterbank.
»Er ist in unserer Nähe«, sagte Fontaine leise.
»Was?«, brach es aus Bourne heraus. Er riss das Fernglas herunter und drehte sich zu dem alten Mann um. »Wo? Sagen Sie mir, wo!«
»Wir haben ihn noch nicht im Blickfeld, aber er ist in der Nähe.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich kann es spüren, wie ein Tier, das bereits ein Gewitter herannahen fühlt, wenn der Himmel noch blau ist. Es ist in einem drin. Es ist die Angst.«
»Das ist nicht sehr klar.«
»Für mich schon. Vielleicht verstehen Sie das nicht. Wie man mir sagte, kennt der Herausforderer des Schakals, das Chamäleon, dieser Killer namens Jason Bourne, absolut keine Furcht. Man sagte uns, er ist so tollkühn, weil er so stark ist.«
Jason lächelte grimmig, ablehnend. »Dann hat man euch eine Lüge aufgetischt«, sagte er leise. »Ein Teil dieses Mannes lebt mit einer solchen Angst, wie sie nur wenige Menschen jemals erfahren haben.«
»Das kann ich nur schwer glauben, Monsieur...«
»Glauben Sie’s nur.«
»Wirklich, Mr. Webb? Zwingen Sie sich, ein anderes Ich anzunehmen, weil Sie Angst haben?«
David Webb starrte den alten Mann an. »Was habe ich denn für eine Wahl?«
»Sie könnten für eine Weile verschwinden, Sie und Ihre Familie. Sie könnten in Frieden leben, in Sicherheit. Ihre Regierung würde schon dafür sorgen.«
»Er würde mich verfolgen - uns -,wo immer wir wären.«
»Wie lange denn noch? Ein Jahr? Achtzehn Monate? Gewiss weniger als zwei Jahre. Er ist ein kranker Mann. Ganz Paris - mein Paris - weiß das. Außerdem, dieser ganze verdammte komplizierte Plan, um Sie in die Falle zu locken, verschlingt sehr viel Geld. Ich wette, dass es Carlos’ letzter Versuch ist. Gehen Sie fort, Monsieur. Treffen Sie Ihre Frau in Basse-Terre und fliegen Sie weit weg, solange Sie es noch können. Lassen Sie ihn nach Paris zurückkehren und frustriert sterben. Ist das nicht genug?«
»Nein. Er würde mich verfolgen, uns! Es muss hier ausgetragen werden! Jetzt !«
»Ich werde wohl bald meiner Frau folgen, und deshalb kann ich es mir leisten, Leuten zu widersprechen - Männern wie Ihnen zum Beispiel, Monsieur le cameleon -, denen ich früher automatisch zugestimmt hätte. Ich denke, Sie könnten weggehen. Ich glaube auch, dass Sie den Schakal wirklich vergessen und Ihr eigenes Leben leben könnten, aber Sie wollen es nicht. Irgendetwas in Ihnen wehrt sich dagegen. Dabei wäre ein strategischer Rückzug durchaus ehrenhaft. Doch Ihnen ist egal, wie viel Blut noch vergossen werden wird. Ihre Familie ist in Sicherheit, und Sie wollen den Sieg.«
»Ich denke, das reicht«, unterbrach ihn Bourne, hob das Fernglas und konzentrierte sich auf die Szene vor dem Fenster.
»Aber es ist doch so, oder etwa nicht?«, fragte der Franzose und studierte Bournes Gesicht. »Die CIA hat Sie zu gut trainiert, hat die Person, die Sie zu werden hatten, zu tief in Ihnen verankert. Jason Bourne gegen Carlos, den Schakal. Und Bourne muss gewinnen!... Zwei alte, ineinander verbissene Löwen, beide mit einem brennenden Hass, der ihnen von fernen Strategen eingepflanzt wurde, die keine Ahnung hatten von den Konsequenzen. Wie viele Menschen haben schon ihr
Leben verloren, weil sie euch beiden in die Quere kamen? Wie viele unbekannte Männer und Frauen sind getötet worden...«
»Halt’s Maul!«, schrie Jason, als ihm die Bilder aus Paris, aus Hongkong, Macao und Peking - und seine letzte Nacht in Manassas - durchs Hirn schossen.
Plötzlich ging die Tür auf, und Brendan Prefontaine kam
Weitere Kostenlose Bücher