Das Bourne Ultimatum
als das Tranquility Inn vor Jahren mit einem großen Feuerwerk eröffnet worden war. Sie alle wollten ihm ihr Beileid aussprechen und boten jedwede Unterstützung an. John St. Jacques war einverstanden, bat aber darum, sich kurz zu fassen und dass er als Schwager, in der Nähe bleiben könne.
»Es ist alles so schrecklich, so sinnlos!«, sagte der Besucher aus Toronto leise zu dem Mann, der im Schatten einer Zimmerecke zusammengesunken auf seinem Stuhl saß. »Ich hoffe, Sie sind ein frommer Mann, David. Der Glaube hilft uns in solchen Zeiten. Ihre geliebten Angehörigen sind jetzt in den Armen Gottes.«
»Danke.« Eine kurze Brise von der See her hob leicht die Vorhänge, und ein Sonnenstrahl drang ins Zimmer, der das Gesicht des Mannes erhellte. Das reichte.
»Moment«, sagte der zweite Kanadier. »Sie sind doch gar nicht... guter Gott, Sie sind nicht Dave Webb! Dave hat...«
»Seien Sie still«, befahl St. Jacques, der hinter den Besuchern an der Tür stand.
»Johnny, ich habe sieben Stunden in einem Fischerboot mit
Dave verbracht. Ich würde ihn doch erkennen, verdammt noch mal!«
»Beruhigen Sie sich«, sagte der Besitzer von Tranquility Inn. »Hören Sie zu, Sie beide!« St. Jacques stellte sich rasch zwischen die Kanadier und den Mann auf dem Stuhl. »Ich wünschte, ich hätte Sie nie hier reingelassen, aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern... Ich dachte, Sie könnten der Sache mehr Gewicht geben, zwei weitere Beobachter, falls irgendjemand Fragen stellt, was bestimmt passiert. Sie haben mit David Webb gesprochen, haben David Webb getröstet. Verstehen Sie das?«
»Ich verstehe verdammt noch mal überhaupt nichts«, widersprach der verwirrte Besucher, der vom Trost des Glaubens gesprochen hatte. »Wer ist das?«
»Der Adjutant des Gouverneurs«, antwortete St. Jacques. »Ich werde es Ihnen erklären.«
»Sie meinen den Armee-Heini, der hier in voller Uniform mit einer Abteilung schwarzer Soldaten anmarschiert ist? Aber wir haben ihn doch wieder herauskommen sehen! Wir alle haben ihn doch herauskommen sehen! Er war mit dem alten Franzosen und der Krankenschwester...«
»Sie haben jemand anderen gesehen, der eine Sonnenbrille trug.«
»Webb...?«
»Meine Herren!« Der Adjutant des Gouverneurs erhob sich. Er trug die Jacke von Jason Bourne, die ihm allerdings schlecht passte. »Sie sind Gäste auf unserer Insel, und als Gäste werden Sie sich an die Entscheidungen der Krone halten. Entweder Sie sind kooperativ, oder wir müssen Sie in Schutzhaft nehmen.«
»Langsam, Henry, das sind Freunde...«
»Aber Freunde nennen einen Stabsoffizier nicht ›Armee-Heini‹...«
»Mein Kamerad hier meinte das nicht so«, entschuldigte sich der zweite Kanadier. »Er war ein armes Infanterie-Schwein in Korea.«
»Lasst uns zur Sache kommen«, sagte der andere schnell. »Wir haben hier also mit Dave gesprochen, richtig?«
»Richtig. Und das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
»Das reicht, Johnny. Dave hat Probleme. Was können wir tun?«
»Nichts, absolut nichts. Tun Sie, was alle hier tun.«
»Und das wäre?«, fragte der religiöse Kanadier. »Was wird den Leuten hier denn geboten?«
»Das Hotel liefert ein kostenloses Spezialitäten-Buffet, und ein Meteorologe vom Wetteramt der Inseln vor dem Winde hält einen Vortrag über den Sturm der vergangenen Nacht.«
»Über den Sturm?«, fragte der ehemalige Koreakämpfer und jetzige Besitzer von Kanadas größter Maschinenbaufirma. »Ein Sturm ist ein Sturm. Was gibt es da zu erklären?«
»Oh, zum Beispiel, warum sie entstehen und warum sie so schnell vorübergehen. Wie man sich verhalten soll, um Panik zu vermeiden.«
»Wir sollen also alle kommen?«
»Ja.«
»Kann das Dave hilfreich sein?«
»Ja, bestimmt.«
»Dann wird der Saal voll sein. Dafür garantiere ich.«
»Wäre mir lieb, aber wie wollen Sie das anstellen?«
»Ich werde noch ein Programm in Umlauf bringen, mit der Notiz, dass Angus MacPherson McLeod, Vorsitzender der All Canada Engineering, zehntausend Dollar als Preis für die intelligenteste Frage des Abends ausschreibt. Wie wär’s damit, Johnny? Reiche Leute sind geldgierig, das ist ihre grundlegende Schwäche.«
»Ich nehme Sie beim Wort«, murmelte Johnny.
»Gehn wir«, sagte McLeod. »Wir werden zuerst ein Weilchen mit Tränen in den Augen herumlaufen. Und dann, du Idiot von einem Oberst - das bist du nämlich, du Bastard -, werden wir einen Zahn zulegen und nur noch von den zehntausend und dem kostenlosen Dinner
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