Das Bourne Ultimatum
Verfügung standen, ihn zu töten! Und jetzt habe ich es wieder getan. Indem ich ihn nach Paris gelassen habe... Nicht Mo, ich!«
»Setzen Sie ihn gegen die Wand, Schwester, und lassen Sie uns bitte allein.«
»Ja, Sir!« Die Schwester tat, wie ihr geheißen, und verschwand durch die nächste Tür.
»Jetzt höre mir mal gut zu, mein alter Agent«, flüsterte der grauhaarige Direktor der CIA und kniete vor Conklin nieder, »dieser dämliche Ringelreigen von wegen Schuld und so, das hört jetzt auf, das muss aufhören, sonst wird niemand für irgendjemanden von Nutzen sein. Ich scheiß darauf, was du oder Panov vor dreizehn Jahren getan habt oder vor fünf Jahren oder jetzt! Wir sind vernünftige, gutmeinende Menschen, und wir haben getan, was jeder von uns getan hätte, weil wir zu dem Zeitpunkt dachten, das es das Richtige wäre... Stell dir mal vor, heiliger Alex! Ja, den Ausdruck habe ich schon gehört. Wir machen Fehler. Verdammt komisch, nicht? Vielleicht sind wir am Ende gar nicht so großartig? Vielleicht ist Panov gar nicht der größte Verhaltensforscher oder was er auch immer ist. Vielleicht bist du eben auch nicht der gewitzteste Hurensohn draußen vor Ort, und vielleicht tauge ich nicht zur grauen Eminenz der Strategie, zu der sie mich gemacht haben. Und was heißt das? Wir schnüren unser Bündel und ziehen dorthin, wohin wir müssen.«
»Um Himmels willen, halt die Klappe!«, bellte Conklin.
»Psst!«
»Ach, Scheiße! Das letzte, was mir jetzt gerade fehlt, ist so ein Sermon von dir! Wenn ich meinen Fuß noch hätte, würde ich ihn jetzt benutzen!«
»Sollen wir handgreiflich werden?«
»Ich hatte den Schwarzen Gürtel. Erster Klasse, Admiral.«
»Donnerwetter! Ich kann nicht einmal ringen.«
Sie sahen sich an, und Alex war der Erste, der leise zu lachen begann. »Du bist unmöglich, Peter. Aber ich habe verstanden. Hilf mir auf die Beine, ja? Ich gehe zurück ins Wartezimmer und warte auf dich. Komm schon, hilf mir.«
»Den Teufel werde ich tun«, sagte Holland. »Hilf dir selbst. Man hat mir erzählt, dass der heilige Alex sich über zweihundert Kilometer durch feindliches Gebiet geschlagen hat, durch Flüsse, Ströme und Dschungel, und im Basislager Foxtrot angekommen ist und als Erstes gefragt hat, ob jemand eine Flasche Bourbon habe.«
»Tja, richtig, aber da war ich ein ganzes Stück jünger, und ich hatte noch einen Fuß mehr.«
»Stell dir vor, du hast ihn immer noch.« Holland winkte ihm zu. »Ich gehe wieder hinein. Einer von uns muss dabei sein.«
»Bastard!«
Eine Stunde und siebenundvierzig Minuten saß Conklin im Wartezimmer. Sein Bein mit der Fußprothese pochte. Oh, wie er sich gewünscht hatte, die Welt zu verändern, als er noch jung war und beide Füße hatte. Und wie gut er sich gefühlt hatte, der jüngste Student in der Geschichte der Schule geworden zu sein, der die Abschiedsrede hielt, der jüngste, der je in Georgetown angenommen worden war, ein helles, helles Licht, das am Ende des akademischen Tunnels leuchtete. Sein Abstieg hatte begonnen, als jemand irgendwo herausfand, dass sein Geburtsname nicht Alexander Conklin, sondern Aleksej Nikolaj Konsolikow war. Beiläufig war ihm eine Frage gestellt worden, und die Antwort darauf hatte Conklins Leben verändert.
»Sprechen Sie zufällig Russisch?«
»Natürlich«, hatte er geantwortet, amüsiert, dass sein Besucher überhaupt etwas anderes annehmen konnte. »Wie Sie offensichtlich wissen, waren meine Eltern Einwanderer. Ich bin nicht nur in einem russischen Elternhaus aufgewachsen, sondern auch in einem russischen Viertel - zumindest in den ersten Jahren. Ohne Russisch konnte man da nicht mal einen Laib Brot kaufen. Und in der Schulkirche hielten die älteren Priester und Nonnen eisern, genau wie die Polen, an der Sprache fest... Ich bin sicher, dass das dazu beigetragen hat, dass ich den Glauben verloren habe.«
»Das war also in den ersten Jahren, so haben Sie sich doch ausgedrückt.«
»Ja.«
»Was also hatte sich geändert?«
»Ich bin sicher, dass es irgendwo in Ihren Regierungsberichten steht und Ihren bösartigen Senator McCarthy kaum befriedigen wird.«
Mit der Erinnerung an diese Worte sah er auch das Gesicht
wieder vor sich. Es war das Gesicht eines Mannes in mittleren Jahren, das plötzlich ausdruckslos wurde, in dem sich die Augen vor unterdrücktem Ärger verfinsterten. »Ich versichere Ihnen, Mr. Conklin, dass ich in keiner Weise mit dem Senator verbunden bin. Sie nennen ihn bösartig, ich
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