Das Bourne Ultimatum
eine dringende Nachricht für Sie.«
»Ich bin gleich unten«, sagte der französisch-algerische Fahrer, den Charles Casset rekrutiert hatte. Drei Minuten später kam der Mann aus dem Gebäude und trat auf den kurzen, schmalen Bürgersteig hinaus. »Wozu haben Sie sich so verkleidet?«, fragte er den Boten, der neben dem großen Wagen stand und die Insignien auf der Hintertür verdeckte.
»Ich bin der katholische Militärgeistliche, mein Sohn. Unser militärischer Diensthabender würde gern ein paar Worte mit Ihnen wechseln.« Er öffnete die Tür.
»Ich würde eine Menge für euch tun«, lachte der Fahrer, als er sich hinabbeugte, um in die Limousine zu sehen, »aber in eure Armee eingezogen zu werden, gehört nicht dazu... Ja, Sir, was kann ich für Sie tun?«
»Wohin haben Sie unsere Leute gebracht?«, fragte die schattenhafte Gestalt auf dem Rücksitz, ihre Gesichtszüge im Dunkel.
»Welche Leute?«, sagte der Algerier mit plötzlicher Besorgnis in der Stimme.
»Die beiden, die Sie vor ein paar Stunden am Flughafen abgeholt haben. Den Krüppel und seinen Freund.«
»Wenn Sie von der Botschaft sind und die wollen, dass Sie es wissen, dann werden sie anrufen und es Ihnen sagen, oder?«
»Sie werden es mir sagen!« Ein dritter, kräftig gebauter Mann in einer Chauffeursuniform tauchte hinter dem Kofferraum des Wagens auf. Er hob seinen Arm, schmetterte einen hässlichen, schwarzen Totschläger auf den Schädel des Algeriers und schob sein Opfer ins Wageninnere. Der Geistliche kletterte hinter ihm her und zog die Tür zu, während der Chauffeur um die Haube herum zum Vordersitz lief. Die Limousine raste die Straße hinunter und verschwand.
Eine Stunde später wurde die geschundene und immer noch blutende Leiche des Algeriers auf der verlassenen Rue Houdon, einen Block weit von der Place Pigalle entfernt, aus dem großen Automobil gestoßen. Drinnen sprach eine Gestalt mit ihrem alten, persönlich geweihten Priester.
»Hol deinen Wagen und warte vor dem Hotel von diesem Krüppel. Bleib wach! Am Morgen wird man dich ablösen, und du kannst den ganzen Tag über ausruhen. Berichte mir jede Bewegung und gehe, wohin er geht. Enttäusche mich nicht.«
»Niemals, Monseigneur.«
Dimitrij Krupkin war weder ein großer Mann - auch wenn er größer wirkte, als er war -, noch war er besonders schwer, und dennoch schien er eine sehr viel fülligere Figur zu haben, als sein Äußeres vermittelte. Er hatte ein freundliches, wenn auch etwas fleischiges Gesicht und einen stolzen Kopf, den er aufrecht auf seinen Schultern hielt. Die vollen Augenbrauen und das sorgfältig gekämmte, graumelierte Haar, der Kinnbart, die wachen, blauen Augen und ein anscheinend beständiges Lächeln machten ihn zu einem attraktiven Mann, der sein Leben und seine Arbeit genoss. Im Augenblick saß er an einem Tisch mit Blick auf die hintere Wand des ansonsten leeren Landgasthauses in Epernon, und über den Tisch hinweg betrachtete er Alex Conklin, der neben dem noch unerkannten
Bourne saß und gerade erklärt hatte, dass er keinen Alkohol mehr trinke.
»Die Welt ist ihrem Ende nah!«, rief der Russe. »Siehst du, was mit einem guten Menschen im zügellosen Westen passiert? Schande über deine Eltern. Sie hätten bei uns bleiben sollen.«
»Ich glaube nicht, dass du die Alkoholismusrate in unseren beiden Ländern vergleichen möchtest.«
»Darauf würde ich kein Geld verwetten«, sagte Krupkin grinsend. »Da wir gerade von Geld sprechen, mein lieber, alter Feind, wie und wo soll ich gemäß unserer telefonischen Abmachung von gestern Abend bezahlt werden?«
»Wie und wo möchten Sie bezahlt werden?«, fragte Jason.
»Aha, Sie sind der Wohltäter, Sir?«
»Ich werde Sie bezahlen, ja.«
»Moment!«, flüsterte Conklin, dessen Aufmerksamkeit auf den Eingang des Restaurant gerichtet war. Er lehnte sich zur offenen Seite der Sitzgruppe, eine Hand an der Stirn, dann zog er sich schnell zurück, als ein Pärchen an einen Tisch in der Ecke links neben der Tür geführt wurde.
»Was ist?«, fragte Bourne.
»Ich weiß nicht... Ich bin nicht sicher.«
»Wer ist da reingekommen, Aleksej?«
»Das ist es gerade. Ich habe das Gefühl, ihn zu kennen, komme aber nicht drauf, woher.«
»Wo sitzt er?«
»An einem Tisch in der Ecke hinter der Bar. Er ist mit einer Frau da.« Krupkin rutschte an den Rand seines Sitzes, nahm seine Brieftasche heraus und holte einen kleinen Spiegel von der Größe und Dicke einer Kreditkarte hervor. Er legte beide
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