Das Bourne Ultimatum
informieren und umgehend in die Botschaft zurückzukehren. Die sowjetischen Interessen dürften durch Akte französischer Krimineller nicht gefährdet werden.
»Das klingt so russisch«, sagte Krupkin.
»Wird das irgendjemand glauben?«, fragte Alex.
»Das ist egal«, antwortete der Sowjetbürger. »Epernon riecht nach einer Vergeltungsmaßnahme des Schakals. Der
zerfetzte, alte Mann, zwei untergeordnete Terroristen mit Strumpfmasken - die Sûreté kennt diese Indizien. Wenn wir darin verwickelt waren, dann auf der richtigen Seite, also werden sie nicht weiter nach unserer Anwesenheit fragen.«
Bourne saß schweigend am Fenster. Er brach sein wütendes Schweigen, nahm den Blick von der vorbeifliegenden Szenerie und schlug seine Faust gegen die Armlehne. »O Gott, die Kinder!«, rief er. »Wie nur hat dieser Scheißkerl überhaupt von ihrem neuen Aufenthaltsort erfahren können?«
»Verzeihen Sie, Mr. Bourne«, unterbrach ihn Krupkin sanft. »Ich bin mir darüber im Klaren, dass es viel leichter für mich zu sagen als für Sie zu akzeptieren ist, aber schon sehr bald werden Sie Kontakt mit Washington haben. Ich weiß ein bisschen über die Fähigkeiten der CIA, ihre eigenen Leute zu beschützen, und ich garantiere Ihnen, dass es zum Verrücktwerden wirkungsvoll ist.«
»Es kann nicht so gottverdammt weit damit her sein, wenn Carlos so gut informiert ist.«
»Kommt auf die Quelle an«, sagte der Russe.
Sie schossen in der blendenden Nachmittagssonne durch die Straßen von Paris. Schließlich erreichten sie die sowjetische Botschaft am Boulevard Lannes und rasten durch das Tor, da die Wachen sie durchwinkten, als sie Krupkins grauen Citroen erkannten. Sie wendeten auf dem Kopfsteinpflaster des Hofes und hielten vor der imposanten Marmortreppe und dem mit Skulpturen verzierten Rundbogen, der den Eingang umgab.
»Halte dich verfügbar, Sergej«, sagte der KGB-Offizier. »Falls die Sûreté direkte Nachfragen hat, übernimmst du das.« Und dann, als wäre es ihm gerade erst eingefallen, sagte er zu dem Russen, der neben Sergej saß: »Nichts für ungut, junger Mann, aber über die Jahre ist mein alter Freund und Fahrer in diesen Situationen äußerst einfallsreich geworden. Für Sie gibt es allerdings auch Arbeit. Bereiten Sie die Leiche unseres loyalen verstorbenen Kameraden für die Einäscherung vor. Die Abteilung für Interne Angelegenheiten wird Ihnen die entsprechenden Formulare aushändigen.« Mit
einem Kopfnicken wies Dimitrij Krupkin Bourne und Alex Conklin an, auszusteigen.
Im Gebäude erklärte Dimitrij der Militärwache, dass ihm nicht daran gelegen sei, seine Gäste durch den Metalldetektor zu schicken, den die Gäste der sowjetischen Botschaft normalerweise zu passieren hatten. Zur Seite gewandt, flüsterte er seinen Gästen auf englisch zu: »Könnt ihr euch den Alarm vorstellen, der hier losgehen würde? Zwei bewaffnete Amerikaner von der brutalen CIA streunen durch die Hallen dieser Bastion des Proletariats? Gütiger Himmel, ich spüre schon den kalten Wind Sibiriens zwischen den Beinen.«
Sie gingen durch die geschmückte, reich verzierte Lobby aus dem neunzehnten Jahrhundert zu einem typischen messingvergitterten französischen Fahrstuhl. Sie traten ein und fuhren in den dritten Stock. Das Gitter öffnete sich, und Krupkin ging voraus.
»Wir werden einen hausinternen Konferenzraum benutzen«, sagte er. »Ihr werdet die einzigen Amerikaner sein, die ihn jemals gesehen haben oder sehen werden. Es ist eins der wenigen Büros ohne Abhöranlagen.«
»Du würdest diese Erklärung keinem Lügendetektor anvertrauen, oder?«, fragte Conklin leise lachend.
»Genau wie du, Aleksej, habe ich schon vor langer Zeit gelernt, wie man diese idiotischen Maschinen zum Narren halten kann, aber selbst wenn es nicht so wäre, in diesem Fall hätte ich keine Bedenken, denn es ist wahr. Es hilft uns, uns vor uns selbst zu schützen. Hier entlang.«
Der Konferenzraum hatte die Größe eines durchschnittlichen Esszimmers einer Stadtrandwohnung, war jedoch mit einem langen, schweren Tisch und dunklen, maskulinen Möbeln ausgestattet, die Sessel dick, sperrig und ziemlich bequem. Die Wände waren dunkelbraun getäfelt, das unumgängliche Portrait von Lenin demonstrativ in der Mitte hinter dem Sessel am Kopfende, neben dem ein niedriger Tisch stand, damit die Telefonkonsole in Griffnähe war.
»Ich weiß, dass es eilt«, sagte Krupkin, als er zur Konsole ging. »Also lasst uns gleich eine internationale Leitung
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