Das Bourne Ultimatum
zweimal, und Rodtschenko steckte die Karte wieder ein, als sich die schwere, grifflose Tür aufschob und ein Fernsehmonitor aufzeichnete, wie er eintrat. Summende Geschäftigkeit zeigte sich in Dutzenden von erleuchteten Rechtecken innerhalb des riesigen, dunklen, niedrigen Komplexes von der Größe eines zaristischen Ballsaales, jedoch ohne das geringste Bemühen um Dekoration. Tausend Gerätschaften in Schwarz und Grau, mehrere Hundertschaften Personal in ehemals weißen Overalls in weißwandigen Kabinen. Und glücklicherweise war die Luft kühl, ja beinahe kalt. Die Maschinen verlangten es, denn hier war das Kommunikationszentrum des KGB. Vierundzwanzig Stunden am Tag kamen hier Nachrichten aus der ganzen Welt an.
Der alte Soldat ging den vertrauten Weg zu dem Gang hinüber, der am weitesten rechts lag, dann nach links zur letzten Kabine am gegenüberliegenden Ende des gewaltigen Raumes. Es war ein weiter Weg, und der General war kurzatmig, seine Beine müde. Er betrat den kleinen, abgeschlossenen Raum, nickte dem Operator mittleren Alters zu, der zu seinem Besucher aufblickte und den gepolsterten Kopfhörer von den Ohren nahm. Auf dem weißen Tresen vor ihm befand sich eine große elektronische Konsole mit unzähligen Schaltern, Skalen und Tasten. Rodtschenko setzte sich auf den Stahlstuhl neben den Mann. Er schnappte nach Luft und sprach.
»Sie haben Nachricht von Krupkin aus Paris?«
»Ich habe Nachrichten, die Colonel Krupkin betreffen. Entsprechend Ihrer Anweisungen, die Telefongespräche des Colonel aufzuzeichnen, einschließlich der internationalen Leitungen, die er genehmigt hat, habe ich vor einigen Minuten ein Band aus Paris bekommen, von dem ich glaube, dass Sie es sich anhören sollten.«
»Wie gewöhnlich sind Sie äußerst gründlich, und ich bin Ihnen sehr dankbar. Und wie immer bin ich sicher, dass uns Colonel Krupkin selbst über die Vorkommnisse in Kenntnis setzen wird, aber wie Sie wissen, ist er furchtbar beschäftigt.«
»Erklärungen sind nicht nötig, Sir. Die Gespräche, die Sie gleich hören werden, wurden innerhalb der letzten halben Stunde geführt. Nehmen Sie die Kopfhörer, bitte.«
Rodtschenko schob sie sich über und nickte. Der Operator legte einen Block und einen Behälter mit angespitzten Bleistiften vor den General. Er drückte eine Zahl auf der Tastatur und lehnte sich zurück, während der mächtige dritte Direktor sich nach vorn beugte und zuhörte. Manchmal machte er sich Notizen, Minuten später schrieb er wutentbrannt. Das Band endete, und Rodtschenko nahm den Kopfhörer ab. Finster sah er den Operator an, die engen slawischen Augen starr inmitten der faltigen Haut, die Furchen in seinem Gesicht härter als zuvor.
»Löschen Sie das Band, und dann zerstören Sie die ganze Spule«, befahl er, als er sich von dem Stuhl erhob. »Sie haben wie immer nichts gehört.«
»Wie immer, General.«
»Und wie immer werden Sie dafür belohnt.«
Es war 4.17 Uhr, als Rodtschenko in sein Büro zurückkehrte, sich an seinen Schreibtisch setzte und seine Notizen betrachtete. Es war unglaublich! Es war kaum fassbar, und dennoch war es da - er hatte die Worte und die Stimmen, die diese Worte sagten, selbst gehört!... Nicht die, die den Monseigneur in Paris betrafen. Der war jetzt zweitrangig, und man konnte ihn innerhalb von Minuten erreichen, wenn es nötig wurde. Das konnte warten, aber das andere konnte nicht länger warten, keinen Augenblick länger! Der General nahm den Telefonhörer und rief seine Sekretärin an.
»Ich möchte sofort eine Verbindung zu unserem Konsulat in New York. Sämtliche Maximalscrambler einsatzbreit.«
Wie konnte das passieren?
Medusa!
32.
Mit fragendem Gesichtsausdruck lauschte Marie der Stimme ihres Mannes am Telefon und nickte Mo Panov am anderen Ende des Hotelzimmers zu. »Wo bist du jetzt?«, fragte sie.
»In einer Telefonzelle im Plaza-Athénée«, antwortete Bourne: »In zwei Stunden bin ich zurück.«
»Was ist los?«
»Komplikationen, aber auch einige Fortschritte.«
»Das sagt mir überhaupt nichts.«
»Es gibt nicht so viel zu erzählen.«
»Wie ist dieser Krupkin?«
»Er ist ein Original. Er hat uns in die sowjetische Botschaft gebracht, und ich habe über einen von ihren Apparaten mit deinem Bruder gesprochen.«
»Was?... Wie geht es den Kindern?«
»Prima. Alles ist prima. Jamie amüsiert sich königlich, und Mrs. Cooper lässt nicht zu, dass Johnny Alison auch nur anfasst.«
»Wie ist die Nummer? Ich will sie
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