Das Bourne Ultimatum
fragil, so anfällig für Rückschläge, dass die Schrecken der Vergangenheit jederzeit wiederkehren konnten. David konnte nichts passieren! Er war so normal, wie er nur sein konnte, er konnte als Lehrer ausgezeichnet funktionieren, er hatte eine fast perfekte Erinnerung, wenn es um seine wissenschaftliche Arbeit ging, und er erinnerte sich immer mehr, je mehr Jahre ins Land gingen. Aber es konnte alles durch eine einzige Gewalthandlung zerstört werden, denn Gewalt war der Lebensinhalt von Jason Bourne. Verdammt! Es war schon schlimm genug, dass sie David erlaubten, sich hier aufzuhalten. Er hatte versucht, Alex die potenzielle Gefahr zu erklären, aber Conklin hatte eine unwiderlegbare Antwort: »Wir können ihn nicht stoppen. Aber auf diese Weise können wir ihn wenigstens beobachten und beschützen.« Vielleicht. ›Sie‹ knauserten nicht, wenn es um Schutz ging - die Wachen unten in der Halle seines Büros und auf dem Dach des Gebäudes, ganz zu schweigen von der bewaffneten Empfangsdame und dem merkwürdigen Computer... Dennoch wäre es für David sehr viel besser, wenn er abgeschoben
würde, einfach auf seine Zufluchtsinsel geflogen würde und man die Jagd auf den Schakal den Profis überließe... Panov ertappte sich allerdings selbst bei dem Gedanken, dass es keinen besseren Profi als Jason Bourne gab.
Die Gedanken des Doktors wurden durch einen Telefonanruf unterbrochen, aber er konnte das Telefon nicht aufnehmen, bevor nicht alle Sicherheitsmaßnahmen aktiviert worden waren. Eine Fangschaltung untersuchte, ob die Leitung abgehört wurde, und die Identität des Anrufers musste erst von Panov persönlich bestätigt werden. Die Gegensprechanlage summte. Er drückte den Knopf.
»Ja?«
»Alle Systeme sind klar, Sir«, verkündete die Empfangsdame, die als einzige Person im Büro Bescheid wusste. »Der Mann sagt, sein Name sei Treadstone, Mr. D. Treadstone.«
»Ich nehme es an«, sagte Mo Panov entschlossen. »Und Sie können alle Systeme, die Sie da draußen eingeschaltet haben, ausschalten. Dies fällt unter das Arztgeheimnis.«
»Ja, Sir. Der Monitor ist abgeschaltet.«
»Was?... Schon gut.« Der Psychiater griff zum Hörer und konnte sich nicht enthalten zu schreien: »Warum hast du mich nicht schon früher angerufen, du Hundesohn?«
»Damit du keinen Herzkollaps bekommst, genügt das?«
»Wo bist du, und was macht du?«
»Im Augenblick?«
»Ja, das reicht.«
»Mal sehen. Ich habe ein Auto gemietet und bin gerade einen halben Block von einem Haus in Georgetown entfernt, das dem Vorsitzenden der Bundeshandelskommission gehört. Und ich spreche zu dir von einem Münzgerät aus.«
»Um Himmels willen, warum?«
»Alex wird dich aufklären, aber ich möchte, dass du Marie auf der Insel anrufst. Ich habe es schon mehrmals versucht, seit ich das Hotel verlassen habe, aber ich komme nicht durch. Sag ihr, dass es mir gut geht, sehr gut sogar, und dass sie sich keine Sorgen machen soll. Hast du begriffen?«
»Ich habe verstanden, aber ich nehme es dir nicht ab. Du klingst nicht einmal wie du selbst.«
»Das kannst du ihr nicht sagen, Doktor. Wenn du mein Freund bist, dann kannst du ihr nichts dergleichen sagen.«
»Hör auf, David. Dieses Versteckspiel bringt nichts mehr.«
»Sag ihr das nicht - nicht, wenn du mein Freund bist.«
»Du windest dich, David. Lass es nicht geschehen. Komm zu mir und sprich mit mir.«
»Keine Zeit, Mo. Die Limousine der fetten Katze parkt vor seinem Haus, und ich muss an die Arbeit.«
»Jason!«
Die Leitung war tot.
Brendan Patrick Pierre Prefontaine ging die Stufen der Metalltreppe des Jets hinunter in die heiße karibische Sonne von Montserrat. Es war kurz nach drei Uhr nachmittags, und er wäre sich verloren vorgekommen, hätte er nicht die vielen tausend Dollar bei sich gehabt. Es war bemerkenswert, wie leicht ein Vorrat an Hundert-Dollar-Noten in verschiedenen Taschen ein sicheres Gefühl vermitteln konnte. Er musste sich sogar daran erinnern, dass das Wechselgeld - Fünfziger, Zwanziger und Zehner - in der rechten Hosentasche steckte, um nicht den Fehler zu begehen, das große Bündel herauszuziehen und angeberisch zu erscheinen oder einem prinzipienlosen Dieb aufzufallen. Es war vor allem wichtig, möglichst unauffällig zu bleiben, bis an den Rand der Bedeutungslosigkeit. Unauffällig musste er wichtige Fragen stellen, betreffs einer Frau und zweier kleiner Kinder, die in einem Privatflugzeug am vergangenen Nachmittag hier eingetroffen waren. Umso
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