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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verursacht. Und nun hatte ihn diese Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Er hatte das Gefühl, als sei die Leere in seinem Inneren, von der er gehofft hatte, sie werde bald ausgefüllt sein, nur noch weiter und tiefer geworden, bis sie ihn ganz zu verschlingen drohte. Er konnte es hier keine Sekunde länger aushalten.
    Gerade noch hatte er mit einem Notizblock in der
    Hand die Pressesprecherin der Sûreté interviewt; im nächsten Augenblick fühlte er sich in die Vergangenheit, in den vietnamesischen Dschungel zurückversetzt – in das aus Holz und Bambus erbaute Haus des Missionars Richard Wick, des großen, hageren Mannes, der ihn nach seiner Flucht vor dem vietnamesischen Waffenschmuggler, den er ermordet hatte, aus der Wildnis gerettet hatte. Obgleich Wick stets melancholisch wirkte, lachte er gern, und der sanfte Ausdruck seiner braunen Augen kündete von großer Menschenliebe. Wick war ein unerbittlicher Zuchtmeister, wenn es darum ging, aus dem Heidenkind Chan ein Kind Gottes zu machen, aber in der entspannten Atmosphäre des Abendessens und des ruhigen Tagesausklangs war er freundlich und sanft, sodass er schließlich Chans Vertrauen gewann.
    So sehr, dass Chan eines Abends beschloss, Wick sein Leben zu erzählen, ihm seine Seele zu offenbaren, um geheilt zu werden. Chan wünschte sich nichts sehnlicher, als geheilt zu werden: den Abszess herauszuwürgen, der ihn innerlich vergiftete, weil er stetig wuchs. Er wollte seine Wut darüber bekennen, dass sein Vater ihn verlassen hatte; er wollte von ihr befreit werden, denn er hatte in letzter Zeit verstehen gelernt, dass er ein Gefangener seiner extremen Gefühle war.
    Er sehnte sich danach, sich Wick anzuvertrauen und ihm den Gefühlsaufruhr zu schildern, der in seinem Inneren tobte, aber die Gelegenheit dazu ergab sich nie.
    Wick war stets damit ausgelastet, diesem »verlassenen, gottlosen Weltwinkel« das Wort Gottes zu verkünden.
    Zu diesem Zweck förderte er Bibelkreise, an denen Chan teilnehmen musste. Tatsächlich hatte Wick eine Vorliebe dafür, Chan vor seiner Gruppe aufstehen und auswendig aus der Bibel rezitieren zu lassen, als sei er ein genialischer Idiot, der auf Jahrmärkten für Geld gezeigt wurde.
    Chan hasste diese Auftritte, er fühlte sich durch sie gedemütigt. Seltsamerweise empfand er die Demütigung umso stärker, je stolzer Wick auf ihn zu sein schien. Bis der Missionar eines Tages einen weiteren Jungen ins Haus brachte: das einzige Kind eines tödlich verunglückten Missionarsehepaars. Weil er ein Weißer war, überhäufte Wick ihn mit der Liebe und Fürsorge, nach der Chan sich vergeblich gesehnt hatte – und die ihm, wie er jetzt sah, niemals zuteil werden würde. Trotzdem gingen die grässlichen Litaneien aus der Bibel weiter, während der andere Junge stumm dabeisaß und zuhörte, ohne unter der Demütigung zu leiden, die Chan peinigte.
    Er konnte die Tatsache, dass Wick ihn benützte, nie überwinden, und verstand erst an dem Tag, an dem er weglief, die Ungeheuerlichkeit von Wicks Verrat an ihm.
    Sein Wohltäter, sein Beschützer interessierte sich nicht für ihn , sondern war nur darauf bedacht, einen weiteren Konvertiten zu gewinnen, einen weiteren Wilden der göttlichen Erleuchtung teilhaftig werden zu lassen.
    In diesem Augenblick klingelte sein Handy und holte ihn in die schreckliche Gegenwart zurück. Nachdem er mit einem Blick aufs Display festgestellt hatte, von wem der Anruf kam, entschuldigte er sich bei der Pressesprecherin und trat in die betriebsame Anonymität des Terminals hinaus.
    »Das nenne ich eine Überraschung«, sagte er ins Handy.
    »Wo sind Sie?«, fragte Stepan Spalko knapp, als sei er sehr beschäftigt.
    »Flughafen Orly. Ich habe gerade von der Sûreté erfahren, dass David Webb tot ist.«
    »Wirklich?«
    »Nach meinen Informationen ist er mit einem Motorrad frontal gegen einen Lastwagen geknallt.« Chan machte eine Pause, wartete auf eine Reaktion. »Sie sind offenbar nicht gerade begeistert, muss ich sagen. Ist das nicht, was Sie wollten?«
    »Es ist verfrüht, Webbs Tod zu feiern, Chan«, sagte Spalko trocken. »Mein Kontaktmann an der Rezeption des Grandhotels Danubius hier in Budapest hat mir gemeldet, dass Alexander Conklin eben dort angekommen ist.«
    Chan war so schockiert, dass er spürte, dass er weiche Knie bekam. Er trat an die nächste Wand, lehnte sich dagegen. »Webb?«
    »Bestimmt nicht Alex Conklins Geist!«
    Zu seinem Verdruss merkte er, dass ihm kalter
    Schweiß auf

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